ScienceSeiten: 9-22, Sprache: Englisch, DeutschSerrano-Hernanz, Gema / Kothari, Simple Futarmal / Castrillón, Eduardo / Álvarez-Méndez, Ana María / Ardizone-García, Ignacio / Svensson, PeterZiel: Es sollte untersucht werden, ob die standardisierte Palpation um den lateralen Kondyluspol bei Gesunden Einfluss auf die mechanische Empfindlichkeit und die Unangenehmheit hat und übertragene Empfindungen/übertragenen Schmerz hervorrufen kann.
Methode: Bei gesunden Probanden wurde mit Palpo-metern (0,5, 1,0 und 2,0 kg), die ein kugelförmiges Ende hatten, der Umkreis des lateralen Kondyluspols bei ent-spanntem und bei protrudiertem Unterkiefer für 2, 5 und 10 Sekunden palpiert. Für jede dieser Palpationen wurden die mechanische Empfindlichkeit, die Unangenehmheit sowie übertragene Empfindungen/übertragener Schmerz auf einer von 0 bis 100 reichenden numerischen Rating- Skala (NRS) bewertet. Die NRS-Werte wurden mittels Varianzanalyse und McNemar-Test verglichen.
Ergebnisse: Die Probanden gaben für den 2,0-kg-Stimulus sowohl bei 2 als auch bei 5 und 10 Sekunden Palpations-dauer eine signifikant höhere mechanische Empfindlich-keit und Unangenehmheit an als für die Stimuli von 0,5 kg und 1,0 kg (mittlerer NRS-Wert > 50, p < 0,001). Die An wen-dung des Stimulus von 1,0 kg unterschied sich bei 5-sekün-diger Applikation signifikant von den 0,5-kg- und 2,0-kg-Stimuli (mittlerer NRS-Wert < 50, p < 0,001). Ein Drittel der Probanden berichtete von übertragenen Emp-findungen/übertragenem Schmerz.
Schlussfolgerung: Die Anwendung eines Palpationsstimu-lus von 2,0 kg um den lateralen Kondyluspol herum ist unabhängig von ihrer Dauer schmerzhaft und unange-nehm. Die Palpation mit einem Stimulus von 1,0 kg und einer Dauer von 5 Sekunden wurde von gesunden Proban-den nicht als schmerzhaft und unangenehm empfunden. Damit stützt diese Untersuchung die Empfehlung der Dia-gnostic Criteria for TMD (DC/TMD) bezüglich einer standar-disierten Untersuchung der Kiefergelenke. Sie zeigt zudem, dass Empfindungs-/Schmerzübertragung ein häu-figer Befund auch bei Gesunden ist.
Schlagwörter: DC/TMD, lateraler Kondyluspol, mechanische Empfindlichkeit, Palpation, übertragener Schmerz
Case ReportSeiten: 23-35, Sprache: Englisch, DeutschKares, Horst / Rauber, Nikolaus / Wagner, Michael / Schmitter, Marc / Kares-Vrincianu, AlexandraEine KasuistikDiese Kasuistik beschreibt den seltenen Fall eines seitlich und frontal offenen Bisses, ausgelöst durch eine Trigeminusparese rechts aufgrund einer Kompression des Ganglion trigeminale durch ein Meningeom. Der Patient wurde aufgrund der initialen Diagnose CMD über ein Jahr erfolglos konservativ (unter anderem mit Okklusionsschienen) behandelt, obwohl zeitgleich sensorische Defizite im Gesicht und auf der Zunge, wellenartig auftretende Schmerzen und ein kontinuierliches Ansteigen der Schmerzsymptomatik vorlagen. Dieser Patientenbericht unterstreicht bei unklaren Schmerzen im orofazialen Bereich die Bedeutung einer sorgfältigen medizinischen Anamnese, ergänzt durch eine klinische Untersuchung, bei der systematisch alle Symptome und Zeichen identifiziert und einer Diagnose zugeordnet werden können.
Schlagwörter: seitlich offener Biss, Meningeom, Malokklusion, Taubheit, Kauschwierigkeiten
Case ReportSeiten: 37-47, Sprache: Englisch, DeutschEffenberger, Susanne / Oberhofer, Fabian / Samadi, Mariam / Schwendicke, FalkEine KasuistikEin 34-jähriger Patient stellte sich mit Spannungsgefühlen und Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur in der Praxis vor. Nach einer ausführlichen klinischen Untersuchung wurde die Diagnose craniomandibuläre Dysfunktion (CMD; Schmerzen in der Kaumuskulatur) gestellt. Um eine frühzeitige Schmerzreduktion zu erreichen, wurde als therapeutisches Mittel die Versorgung mit einer Okklusionsschiene gewählt. Mithilfe eines digitalen Workflows und den damit verbundenen Möglichkeiten des digitalen Schienendesigns sowie der computer-assistierten Fertigung konnte dem Patienten zeit- und kosteneffizient eine individualisierte Okklusionsschiene eingegliedert werden. Bereits nach wenigen Tagen Tragedauer berichtete der Patient von einer deutlichen Reduktion seiner Beschwerden bis hin zur völligen Symptomfreiheit nach sieben Tagen. Der hier vorgestellte digitale Workflow ermöglichte eine zeitnahe und individualisierte zielgerichtete Versorgung des Patienten.
Schlagwörter: craniomandibuläre Dysfunktion, Bruxismus, digitales Schienendesign, 3-D-Druckmaterialien, digitale Zahnmedizin, CAD/CAM-Design
Case ReportSeiten: 49-68, Sprache: Englisch, DeutschEgger, Sven / Greven, Markus / Berg, ChristianEine KasuistikVorgestellt wird ein Fallbericht über eine Patientin mit multiplen kariösen Läsionen, parodontalen Rezessionen, Zahnverlust, Zahnverschleiß und starker Myopathie im Bereich der Kaumuskulatur (Mylohyoideus rechts, Masseter pars superficialis beidseits), Schmerzen/Beeinträchtigungen in der Atlantookzipital-Region, in der Schulter- und Nackenmuskulatur, einer Klasse II-Verzahnung mit Tendenz zum anterior und lateral offenen Biss. Es erfolgten eine parodontale, parodontalchirurgische, implantologische und funktionelle Vorbehandlung mittels Okklusionsschiene kombiniert mit Physiotherapie. Einleitend sollte ein interdisziplinäres Vorgehen mittels kieferorthopädischer Maßnahmen (Intrusion und Lückenschluss der Unterkieferfront) durchgeführt werden. Die Schienenbehandlung erfolgte zu Beginn der Behandlung, vor der kieferorthopädischen Behandlung (bis die Muskulatur beschwerdefrei war), während der Kieferorthopädie und nach Abschluss mit konsekutiver Anpassung der Schiene. Nach der abgeschlossenen Schienenbehandlung erfolgte eine Stabilisierung der Kieferposition mittels CAD/CAM-gefertigter Langzeitprovisorien auf Grundlage der bestehenden Angle Klasse-II in zentrischer Kieferrelation und reduzierter vertikaler Dimension. Nach einer sechsmonatigen Adaptationszeit erfolgte schließlich die sukzessive Überführung der so gehaltenen Kieferposition in indirekt hergestellten Zahnersatz. Hierbei kamen im Seitenzahnbereich minimalinvasiv präparierte Teilkronen (Okklusionsonlays) aus Lithiumdisilikatkeramik zur Anwendung und im Frontzahnbereich Veneers in Sandwichtechnik, Presskeramik und Feldspatkeramik. Drei Monate nach Abschluss dieser parodontalen/kieferorthopädisch/restaurativen Behandlung sind die Parodontien entzündungsfrei, die Zahnhartsubstanz und Restaurationen intakt und es zeigen sich keinerlei Beschwerden mehr in der Kau-, Schulter-, Nacken- sowie der Atlantookzipital-Region. Die Patientin ist mit dem Ergebnis vollumfänglich zufrieden.
Schlagwörter: Angle Klasse II/1, Implantat, Walking bleach, Sandwichtechnik, Bisssenkung, kieferorthopädischer Lückenschluss, Elongation der Unterkieferfront, Myopathie, HWS, Syndrom, Verlust der Vertikaldimension