Seiten: 217-227, Sprache: DeutschGrössner-Schreiber, Birte / Terheyden, HendrikAusgehend von der Grundform des rotationssymmetrischen Zylinders haben sich in jüngster Zeit interessante Entwicklungen in der Formgebung von Implantaten und Aufbauteilen und in der Gestaltung der Verbindung der Komponenten ergeben, die zurzeit parallel am Markt existieren, aber ihre klinische Berechtigung anhand von Langzeitergebnissen noch beweisen müssen. Hierbei spielen insbesondere die Weichteilintegration des Implantats und der histologische Aufbau des Weichteilanheftungsapparates eine wichtige Rolle. Im Zusammenhang mit der Weichteildurchtrittsregion lassen die Oberflächen von Titanimplantaten ebenfalls Raum für Verbesserungen, während die zur knöchernen Integration erforderlichen Oberflächeneigenschaften relativ gut erforscht sind. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die derzeitigen Entwicklungen in der Form- und Oberflächengestaltung von Zahnimplantaten.
Schlagwörter: Implantatoberfläche, Topografie, Beschichtungen, zelluläre Adhärenz, Plaqueadhärenz, Epithelansatz, Platform shifting, Innenverbindung, Rotationssicherung
Seiten: 229-241, Sprache: DeutschHeydecke, GuidoDie subjektive Bewertung der Mundgesundheit durch den Patienten stellt neben dem klinischen Befund eine zentrale Information für den Therapeuten dar. Seit einigen Jahren werden systematisch Bewertungen der Zufriedenheit mit Zahnersatz und der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität durchgeführt. Patienten, die durch ihre orale Situation stark beeinträchtigt sind und/oder sehr ungünstige Befunde aufweisen, wie etwa der unbezahnte Patient mit ausgeprägt resorbiertem Prothesenlager, stellen Patientenkollektive dar, die von einer Implantattherapie am stärksten profitieren. Diese Patienten können durch die Erhebung geeigneter Indizes, wie etwa dem Oral Health Impact Profile (OHIP), identifiziert werden. Der größte Anteil an klinischen Studien wurde zur Therapie der vollständigen Zahnlosigkeit mit herausnehmbaren und festsitzenden Implantatprothesen veröffentlicht. Implantatgetragene Prothesen im Unterkiefer führen zu höherer Zufriedenheit mit der Kaufunktion, der Stabilität, des Tragekomforts, der Ästhetik und der Sprechfunktion als herkömmliche herausnehmbare Prothesen ohne Implantatverankerung. Herausnehmbare Implantatprothesen werden gegenüber festsitzenden Konstruktionen als leichter zu reinigen bewertet. Der gleiche Restaurationstyp führt auch zur Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Bei der Therapie der verkürzten Zahnreihe bewirken nur implantatgetragene festsitzende Versorgungen Verbesserungen der Zufriedenheit gegenüber klassischen herausnehmbaren Prothesen oder dem Belassen der verkürzten Zahnreihe. Im Vergleich zur natürlichen Bezahnung erreichen implantatgetragene Kronen dasselbe Niveau an Zufriedenheit. Das gesamte therapeutische Spektrum der Prothetik ist bisher durch Untersuchungen zur mundbezogenen Lebensqualität (LQ) nur unzureichend abgedeckt. Die Kronen- und Brückenprothetik und viele Felder des herausnehmbaren Ersatzes sind hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die mundgesundheitsbezogene LQ nicht untersucht. Gleiches gilt insbesondere für den Einfluss der technischen und konstruktiven Güte, die in der Prothetik in vielen Untersuchungen traditionell betont wird.
Schlagwörter: Implantate, Prothetik, Lebensqualität, Patientenzufriedenheit
Seiten: 245-256, Sprache: DeutschThorwarth, Wolf Michael / Srour, Safwan / Schultze-Mosgau, Stefan / Wiltfang, Jörg / Schlegel, Karl AndreasIm Rahmen der vorliegenden tierexperimentellen Untersuchung wurde ein Vergleich der regenerativen Vorgänge innerhalb knöcherner Defekte des Os frontale nach Einbringen einer Hydroxylapatitkeramik (Osteograf® N 700) im Vergleich zu einer identischen Hydroxylapatitkeramik mit bioaktiver Oberfläche (Pepgen P15®) durchgeführt. Ziel war es, die Auswirkungen dieser Bioaktivierung zu beleuchten und das regenerative Potenzial der getesteten Materialien mit dem als Standardmethode gewerteten autogenen Knochen zu vergleichen. Aufgrund der guten Vergleichbarkeit mit der klinischen Situation bei der Knochenreparation gewährleistete das gewählte Versuchsmodell die Übertragbarkeit der tierexperimentellen Ergebnisse in die klinische Praxis. Insgesamt wurde ein Beobachtungszeitraum von sechs Monaten angesetzt. Bei Einbringen von autogenem Knochen in den ausgewählten knöchernen Defekt war nach dieser Zeit der Defekt vollständig ausgeheilt, das heißt die Restitutio ad integrum erreicht. Die regenerative Kapazität von Knochenersatzmaterialien war somit zu diesem Zeitpunkt ausreichend beurteilbar. In der vorliegenden Studie erfolgten die mikroradiographische und histologische Evaluierung der Knochenproben zu definierten Zeitpunkten. Im gewählten Modell fanden sich im mikroradiographischen Bild nach zwölf Wochen signifikant höhere Mineralisationsraten (p = 0,0286) nach Einsatz der bioaktivierten Form. Histologisch ließ sich dieser beschleunigende Effekt bereits nach 30 Tagen nachweisen. Bei Versuchsende nach sechs Monaten hatten sich die Werte in beiden Versuchsgruppen angeglichen. Für beide Materialien konnte im verwendeten Versuchsmodell eine suffiziente Osseointegration und -konduktion gezeigt werden.
Schlagwörter: Knochenersatzmaterialien, Hydroxylapatitkeramiken, P15, Knochenregeneration
Seiten: 257-269, Sprache: DeutschGraf, Hans-Ludwig / Knöfler, Wolfram / Hemprich, AlexanderSeit 1982 arbeitet eine Gruppe der Technischen Universität Chemnitz und der Universität Leipzig an dem Problem der Oberflächenkonditionierung enossaler Implantate mit Hilfe der Technologie der "Anodischen Oxidation unter Funkenentladung (ANOF®)". Diese Oberflächen wurden seit 1985 unter dem Namen ELCER® auf dem Implantatsystem der Fa. MLW Medizintechnik Suhl und in einer weiterentwickelten Variante als TICER® auf dem ZL-Duraplant®-Implantatsystem (ZL-Microdent Breckerfeld) klinisch eingesetzt. Die seit 2000 auf dem Markt befindliche TiUnite®-Oberfläche (Nobel Biocare, Göteborg/Schweden) wird auf der Basis eigener rasterelektronenmikroskopischer und elektronenstrahlmikroanalytischer Untersuchungen sowie im Vergleich der an ELCER®/TICER® erarbeiteten biologischen Testergebnisse mit den für die TiUnite®-Oberfläche publizierten Tierversuchsresultaten als Produkt einer "Anodischen Oxidation unter Funkenentladung (ANOF®)" - wie sie Krysmann 1982 erstmalig beschrieb - interpretiert. Die Chemnitz-Leipziger Arbeitsgruppe [Hampel (†), Graf, Kurze, Krysmann, Knöfler und Marx] hat diese Oberflächentechnologie 1985 in die enossale Implantologie eingeführt.
Schlagwörter: ELCER, TICER, TiUnite, ANOF, Anodische Oxidation unter Funkenentladung, Implantatoberfläche, Titanoxid
Seiten: 271-279, Sprache: DeutschBüchter, André / Kleinheinz, Johannes / Meyer, Ulrich / Wiesmann, Hans-Peter / Joos, UlrichDie chirurgische Aufbereitungstechnik dient dazu, bei der Insertion von dentalen Implantaten eine möglichst stabile und somit feste Implantatverankerung zu erzielen. Verschiedene Techniken erlauben eine Vorbehandlung des Implantatlagers, um die primäre Implantatstabilität zu erhöhen. Ziel dieser Studie war es, die Implantatstabilität zu verschiedenen Zeitpunkten und nach unterschiedlicher Vorbehandlung des Knochenlagers im Tiermodell zu evaluieren. Dazu wurden bei insgesamt acht Göttinger Minischweinen 84 Schraubenimplantate (ITI, Durchmesser: 4,1 cm, SLA, Länge: 10 mm) in die rechten und linken Tibiakondylen inseriert. Die Vorbereitung des Implantatlagers erfolgte durch Bohren oder Knochenkondensation. Ausgewertet wurde die Implantatfestigkeit nach sieben und 28 Tagen durch Ausdrehversuche und Histologie (Trenndünnschliff). Die mechanische Festigkeit (Ausdrehversuch) war nach konventioneller Aufbereitungstechnik (Bohren) signifikant größer als nach Knochenkondensation (p > 0,001). Am siebenten Tag konnten im histologischen Bild Mikrofrakturen nachgewiesen werden. Durch die Aufbereitung des Implantatlagers mit Knochenkondensoren wurden Mikrofrakturen verursacht, die zu einer signifikanten Abnahme der biomechanischen Primärstabilität führten.
Schlagwörter: Implantatstabilität, Sofortbelastung, Biomechanik, Knochenkondensation
Seiten: 281-295, Sprache: DeutschTaché, Alex / Gan, Lu / Deporter, Douglas / Pilliar, Robert M.In dieser Studie wurde die Wirkung einer Kalziumphosphat-(CaP-)Beschichtung, die im Sol-Gel-Verfahren auf gesinterte Implantate aus einer Titanlegierung (Ti-6Al-4V) mit poröser Oberfläche aufgebracht wurde, auf die initiale Knocheneinsprossung untersucht. Es wurden Kontrollimplantate (wie vom Hersteller geliefert) und ähnliche Implantate mit Sol-Gel-CaP-Beschichtung nach dem Zufallsprinzip in den distalen Condylus femoralis von Kaninchen implantiert (ein Implantat pro Bein). Nach dem Ausheilen über einen Zeitraum von sechs, neun, zwölf und 16 Tagen wurden bei acht von zehn Kaninchen pro Gruppe jeweils die maximal zum Extrahieren erforderliche Kraft (N) und die Steifigkeit im Kontaktbereich (N/mm) ermittelt. Ausgewählte extrahierte Implantate wurden außerdem mittels sekundärer Elektronenabbildung untersucht, um die behandelten Oberflächen zu charakterisieren. Die Implantate der verbleibenden beiden Kaninchen jeder Gruppe wurden mittels Rückstreuungsrasterelektronenmikroskopie (RREM) untersucht. Am sechsten und neunten Tag wurden bei CaP-beschichteten Implantaten signifikant höhere Werte für den Extraktionswiderstand und die Steifigkeit im Kontaktbereich gefunden. Am Tag 6 zeigte sich im RREM eine Knocheneinsprossung in die CaP-beschichteten Implantate, nicht jedoch in die Kontrollimplantate. Beobachtungen mittels sekundärer Elektronenabbildung und RREM deuteten auch auf eine stärkere Knocheneinsprossung bei CaP-beschichteten porösen Implantaten nach neun, zwölf und 16 Tagen hin. Es zeigte sich, dass im Sol-Gel-Verfahren gebildete CaP-Beschichtungen die Knocheneinsprossungsraten an gesinterten Implantaten mit poröser Oberfläche signifikant steigern. Diese Oberflächenbehandlung könnte viele klinische Vorteile aufweisen, beispielsweise eine Zeitverkürzung bis zur funktionellen Belastung dieser Implantate und die Verbesserung der Behandlungsergebnisse bei schlechter Knochenqualität oder geringem Knochenangebot.
Schlagwörter: Kalziumphosphat, Dentalimplantate, Oberflächeneigenschaften