Die Mitgliederversammlung des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) hat am 28. Juni 2023 in Köln Mark Stephen Pace als Vorstandsvorsitzenden des Verbands wiedergewählt. Das Amt übt er seit sechs Jahren aus. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Sebastian Voss, Dr. Emanuel Rauter und Olaf Sauerbier bestätigt. In seinem Bericht zur wirtschaftlichen Lage der Dentalindustrie zog Pace ein positives Fazit, kritisierte aber deutlich die Bürokratielasten für die Unternehmen.
Die wirtschaftliche Lage der Dentalindustrie
Pace bewertete in seinem Bericht den Inlands- und Auslandsmarkt insgesamt positiv: „Die wirtschaftliche Lage der Deutschen Dentalindustrie stellt sich für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 positiv dar: In 2022 konnte der Gesamtumsatz der Deutschen Dentalindustrie leicht auf 6,3 Milliarden Euro (+1,1 Prozent gegenüber 2021) zulegen. Während auf den Auslandsmärkten ein leichtes Minus von 2 Prozent auf 3,994 Milliarden Euro hingenommen werden musste, konnte der Anstieg des Absatzes auf dem Inlandsmarkt (+ 7,2 Prozent gegenüber 2021) auf nun 2,274 Milliarden den Rückgang auf dem Exportmarkt mehr als wettmachen.
Die Erwartungen unserer Mitgliedsunternehmen an das Exportgeschäft sind sehr positiv. 58 Prozent der Befragten erwarten für 2023 im Ausland Absatzsteigerungen. Immerhin 37 Prozent prognostizieren zumindest eine stabile Absatzlage. Für den bedeutenden Inlandsmarkt gehen 54 Prozent von steigenden Umsätzen aus, weitere 40 Prozent sehen für das Jahr 2023 eine stabile Entwicklung im Vergleich zu den 2022er Zahlen.“
IDS als Stabilitätsanker
Pace zog eine erfolgreiche Bilanz der Verbandsarbeit im Berichtsjahr und verwies auf den VDDI-Geschäftsbericht 2022/2023, der einen exemplarischen Überblick über die vielfachen Leistungen des Verbands für seine Mitglieder sowie die Dentalbranche erbringt. Als besonderen Höhepunkt nannte Pace das Jubiläum 100 Jahre IDS, das unter dem Motto “100 years IDS – Shaping the dental future“ stand: „Wir bewundern die mutige Vision der Dentalhersteller, die mitten im Inflationsjahr 1923 die erste Dental-Schau in Berlin veranstalteten. Wir feiern in diesem Jahr 100 Jahre IDS und schauen auf die Beharrlichkeit und Ausdauer unserer Vorgängergenerationen. Sie haben in allen Krisenzeiten, von denen es in den vergangenen 100 Jahren reichlich gab, Resilienz gezeigt und niemals das Ziel aus den Augen verloren, der Welttreffpunkt der Dentalbranche zu sein. Auch in diesem Sinne war die Jubiläums-IDS ein sehr großer Erfolg, der uns internationale Anerkennung eingebracht hat. Auf einer Bruttoausstellungsfläche von 180.000 Quadratmetern und mit einer Ausstelleranzahl von 1.788 Unternehmen, darunter 433 Aussteller aus Deutschland, informierten sich rund 120.000 Besucher.“
Die IDS hat sich auch im 100. Jahr ihres Bestehens als unverzichtbarer Stabilitätsanker für die weltweite Dentalbranche erwiesen. Das kam auch in den vielfältigen Jubiläumsaktivitäten zum Ausdruck.
„Schwierigkeiten und Hindernisse für unsere Industrie“
Pace erinnerte an die hohe Bedeutung der Mund- und Zahngesundheit für die Bevölkerung und auch die Volkswirtschaft und den entscheidenden Beitrag der Deutschen Dental-Industrie zur Erhaltung und Wiederherstellung der Mund- und Zahngesundheit. Er betonte: „Wir leisten mit unserer Arbeit einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt oder der Wiederherstellung von Mund- und Zahngesundheit der Bevölkerung. Wir sind eine Industrie, deren Produkte und Systemlösungen zur Lebensqualität der Menschen beitragen und helfen, ihre Arbeitskraft in die Volkswirtschaft einzubringen.“
Trotz des positiven Beitrags der Dentalindustrie erschwerten die politischen Rahmenbedingungen die Arbeit der Hersteller. „Man sollte meinen, dass die hiesige Politik unsere Leistungen ankerkennt und die Rahmenbedingungen für unsere Handlungsfähigkeit positiv gestaltet. Leider ist das Gegenteil der Fall. Wir sehen uns in Deutschland und Europa einer Welle von Bürokratie ausgesetzt, die sich langsam zu einem Tsunami entwickelt. Zusätzlich zu den uns alle belastenden Erfüllungen der MDR gibt es neue Herausforderungen und Berichtspflichten für uns“, führte Mark Stephen Pace in seiner Ansprache an die Mitglieder aus.
Weniger Bürokratie wagen
Aus der Fülle der Belastungen nannte er das Beispiel Lieferkettengesetz: Die meisten der kleinen und mittleren Unternehmen sind formal nicht vom kürzlich in Kraft getretenen Lieferkettengesetz betroffen, da die Verpflichtungen zur Einhaltung des Gesetzes Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitern betreffen. Aber: Es komme immer häufiger vor, dass große Unternehmen ihre kleineren Partner in die Pflicht nähmen. So müssten viele kleine und mittlere Unternehmen ihren Großkunden Daten und Informationen zur Verfügung stellen, damit diese ihren neuen Pflichten nachkommen können. Die dafür nötige Datenerhebung, -aufbereitung, und -kommunikation erzeuge zusätzliche Bürokratielasten bei den KMU. Viele Anforderungen und Berichtspflichten sind laut Pace „ein Beispiel dafür, wie die Politik Probleme, die die Staaten und Regierungen nicht selbst lösen können, auf die Industrie abwälzen und uns damit vor unlösbare Aufgaben stellen.“
Pace appelliert an die Politik: „Was wir dringend brauchen, ist ein radikaler Bürokratieabbau in Industrie und Wirtschaft. Schließlich sind wir es, die das Geld für die vielen Regierungsvorhaben erwirtschaften müssen! Stattdessen binden immer neue bürokratische Anforderungen an uns viele Ressourcen in Unternehmen, die wir dringend an anderer Stelle, etwa für Innovationen und die Modernisierung unserer Betriebe benötigen.“
Der VDDI-Geschäftsbericht 2022/2023 steht auf der Webseite www.vddi.de zum Herunterladen bereit.