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Pflanzlicher Wirkstoff der traditionellen Chinesischen Medizin schaltet bei Mäusen Sättigungszentrum an

Ein pflanzlicher Wirkstoff aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Gewichtsreduktion. Das berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), im Fachmagazin ‚Diabetes‘ [Pfuhlmann, K. et al. (2018): Celastrol induced weight loss is driven by hypophagia and independent from UCP1. Diabetes, DOI: 10.2337/db18-0146] und auf idw-online. Sollte sich der Celastrol genannte Wirkstoff auch in klinischen Studien beweisen, wäre er eine neue Behandlungsoption gegen krankhaftes Übergewicht.

Fünf bis zehn Prozent weniger Gewicht im Jahr empfiehlt die Leitlinie ‚Prävention und Therapie der Adipositas‘ für Menschen mit krankhaftem Übergewicht. Doch trotz zahlreicher Diät- und Lifestyle-Angebote erreichen nur wenige dieses Ziel. „Das Unterschreiten dieser magischen Grenze ist so wichtig, führt es doch zu einer Verbesserung des Stoffwechsels und Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes“, erklärt Dr. Paul Pfluger, Letztautor und Leiter der aktuellen Studie.

Er und sein Team der Abteilung Neurobiologie des Diabetes am Helmholtz Zentrum München konnten zeigen, dass der in der chinesischen Medizin verwendete pflanzliche Wirkstoff Celastrol zu einem deutlichen Gewichtsverlust und zu einer Verbesserung des Diabetes bei fettleibigen Mäusen führt.

Wirkstoff schaltet Sättigungsgefühl wieder an

Celastrol aktiviert demnach spezifisch Sättigungszentren im Gehirn, die bei der Steuerung des Körpergewichtes eine zentrale Rolle spielen. Katrin Pfuhlmann, Doktorandin und Erstautorin der Studie, beschreibt die Wirkung: „Celastrol reaktiviert die körpereigenen Mechanismen zur Gewichtssteuerung, die bei Fettleibigkeit sonst aussetzen. Normalerweise verlieren die Betroffenen ihr Sättigungsgefühl, da das entsprechende Hormon Leptin nicht mehr wirkt. Der von uns untersuchte Wirkstoff Celastrol stellt die Leptin-Sensitivität und damit die Sättigung wieder her.“

Tatsächlich beobachteten die Forscher ein deutlich verändertes Essverhalten bei übergewichtigen Tieren. „Die Gabe von Celastrol führte im Mausmodell zu einer deutlich geringeren Nahrungsaufnahme“, so Pfluger. „Entsprechend konnten wir binnen einer Woche einen durchschnittlichen Verlust von rund zehn Prozent Körpergewicht feststellen.“

Inwiefern sich die Befunde auch beim Menschen bestätigen lassen, sei noch unklar, so die Autoren. Studienleiter Pfluger ist zuversichtlich: „Leptin wirkt im Menschen und der Maus nahezu identisch, Celastrol hat also großes Potenzial.“ Die zum Abnehmen notwendige Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände werde Celastrol zwar nicht ersetzen, es könne aber den Patienten bei seinen Bemühungen um eine nachhaltige Gewichtsreduzierung unterstützen. „Derzeit laufen in den USA klinische Studien dazu, auf erste Daten daraus sind wir sehr gespannt”, so Pfluger abschließend.

• Die Untersuchung bestätigt eine Studie von 2015 und gibt Einblicke in die Wirkweise von Celastrol: Den Mechanismus über Leptin konnten die Wissenschaftler demonstrieren, indem sie Mäuse ohne Leptin-Rezeptor beobachteten, hier zeigte Celastrol keine Wirkung mehr. Zudem konnten die Forscher in der Arbeit einen weiteren möglichen Wirkmechanismus über das uncoupling protein 1 (UCP1) ausschließen.
Leptin ist ein vom Fettgewebe gebildetes Hormon, das über eine Aktivierung der Leptin-Rezeptoren im Gehirn ein Sättigungsgefühl auslöst. In adipösen Mäusen und Menschen ist Leptin zwar in hoher Konzentration im Blut vorhanden, kann aber die Rezeptoren aufgrund einer Resistenz nicht aktivieren. Letztendlich führt dies zur fehlenden Kontrolle der Nahrungsaufnahme, mit den bekannten Folgen wie Adipositas und Typ-2-Diabetes.
• Der Wirkstoff Celastrol entstammt Wilfords Dreiflügelfrucht, einem Vertreter der Spindelbaumgewächse aus Südchina. Bisher fiel die Substanz vor allem durch antientzündliche Wirkung auf.


Das Titelbild zeigt Hypothalamische Neuronen in Zellkultur, die teilweise auf Leptin reagieren (rot). Die Zellkerne sind in Blau, die Membran in Gelb angefärbt. Bild: Helmholtz Zentrum München
Quelle: idw online Nachrichten Bunte Welt

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