Der Nutzen der digitalen Technologien nimmt auch in der Zahnmedizin und Zahntechnik rasant zu. Sie wird in allen Stadien der Behandlung von Patienten, bei denen eine zahnärztliche Behandlung erforderlich ist, immer entscheidender – insbesondere für Diagnostik, Behandlungsplanung und -durchführung. Der Zeitgewinn auf der einen Seite beziehungsweise die erhöhte Effizienz der Behandlung mit digital unterstützten Therapien auf der anderen Seite erweitert die Möglichkeiten für Patient und Behandler.
So können in der Kieferorthopädie zunehmend Erwachsene behandelt werden, auch, da die Behandlungen minimalinvasiv und in kürzerer Zeit erfolgen. Interessante Beiträge dazu zum Beispiel von Christian Coachman et al. und Federica Altieri et al. erscheinen in der aktuellen Ausgabe des International Journal of Computerized Dentistry (IJCD). Das Team um Coachman stellt die lappenlose Kortikotomie mit einer 3-D-gedruckten Operationsschablone als sicheres und minimalinvasives Verfahren vor. Ebenfalls sicherer, da gezielter gelingt Altieri bei ihrem Patientenfall die computergestützte Einordnung palatinal impaktierter Eckzähne, da mithilfe von DICOM-Daten die ideale Position der Miniimplantate im Gaumen bestimmt werden kann. Durch Umwandlung in STL-Modelle und eine Schablone werden diese Positionen auf den Patienten übertragen und die Implantate inseriert, ohne angrenzende anatomische Strukturen zu schädigen.
Das International Journal of Computerized Dentistry soll dem Praktiker wie dem Wissenschaftler ermöglichen, sich umfassend mit allen Gebieten der computergestützten Zahnheilkunde auseinanderzusetzen, um so das neue Medium Computer nutzbringend in die Behandlungskonzepte integrieren zu können. Das Besondere dieser Zeitschrift ist ihre Mehrsprachigkeit: Artikel der Rubrik Science werden in Englisch veröffentlicht, Artikel der Rubrik Application in Englisch und Deutsch. Damit wird - unter Wahrung der Originalität - ein international zugängliches Forum des Informationstransfers auf diesem Sektor geschaffen. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Shop
In der restaurativen Zahnheilkunde zeigen Freda Ostermann, Reinhard Busch und Matthias Kern die Versorgung einer Zahnlücke trotz approximaler Unterschnitte mit zwei einflügeligen Adhäsivbrücken als eine minimalinvasive Lösung, ohne direkt schwere, da invasive Geschütze wie Brücken, Implantate etc. auffahren zu müssen. Auch wenn einige dieser Techniken noch durch weitere kontrollierte Studien umfassender beurteilt werden müssen, ist es spannend, diese dynamische Entwicklung in allen zahnmedizinischen Disziplinen zu beobachten und zu begleiten.
So ist es nur folgerichtig, dass auch das IJCD eine dynamische Entwicklung nimmt: Chefredakteur Prof. Florian Beuer freut sich in seinem Editorial über einen deutlich aufgewerteten Impact Factor von 1,714 – eine Belohnung der herausragenden Arbeit der vergangenen Monate und seiner Vorgänger Prof. Albert Mehl und Dr. Olaf Schenk sowie der Autoren, die digitale Technologien in all ihren Facetten erfolgreich an ihre Leser vermitteln – und die Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende: Einen Blick in die Zukunft wirft Samel Talaat im aktuellen Heft mit seinem Vergleich der Genauigkeit frei zugänglicher Bildsuchmaschinen wie Google bei der Erkennung und Klassifizierung von zahnmedizinischem Bildmaterial – KI lässt grüßen.