0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1474 Aufrufe

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie fordert präzisen und situationsgerechten Umgang

Mit fortschreitender Lebenszeit eignet sich die Bestimmung des Alters nach Jahren immer weniger, weil soziale, psychische und auch biologische Prozesse mit unterschiedlichen und wechselnden Geschwindigkeiten ablaufen.

(c) LightField Studios/shutterstock.com

Das Alter eines Menschen wird typischerweise anhand des Kalenders berechnet und dient vor allem zur Orientierung. Mit fortschreitender Lebenszeit eignet sich die Bestimmung des Alters nach Jahren allerdings immer weniger, weil soziale, psychische und auch biologische Prozesse mit unterschiedlichen und wechselnden Geschwindigkeiten ablaufen. Altersgrenzen und Alterskategorisierungen in Wissenschaft und Gesellschaft können daher auch als Stereotypisierung und Diskriminierung verstanden werden – und sind seit Langem in der Diskussion. Wie mit dieser Kontroverse präziser und situationsgerechter umgegangen werden könnte, damit setzen sich die beiden Soziologen Prof. Claudia Vogel von der Hochschule Neubrandenburg und Prof. Harald Künemund von der Universität Vechta intensiv auseinander. Ihre Überlegungen haben die beiden in einer gemeinsamen Keynote beim Gerontologie- und Geriatrie-Kongress in Kassel präsentiert.

Man ist so alt wie man sich fühlt

Viele Altersgrenzen sind als Mindestalters- oder Höchstaltersgrenzen gesetzlich geregelt, zum Beispiel der Beginn der Schulpflicht oder der Beginn des Altersrentenbezugs. Darüber hinaus gibt es zahlreiche formell geregelte Altersgrenzen und solche, die nicht formell geregelt sind, aber konventionell Anwendung finden: „In der Gerontologie ist das beispielsweise der Beginn der Hochaltrigkeit beziehungsweise des sogenannten vierten Lebensalters. Das wird oft willkürlich bei 80 oder 85 Jahren angesetzt“, veranschaulicht Vogel.

Prof. Claudia Vogel und Prof. Harald Künemund setzen sich für eine Betrachtung von Altersgrenzen aus Perspektive des Lebensverlaufs ein.
Prof. Claudia Vogel und Prof. Harald Künemund setzen sich für eine Betrachtung von Altersgrenzen aus Perspektive des Lebensverlaufs ein.
Foto: DGG

Einerseits werden Altersgrenzen als eine Form der Diskriminierung diskutiert, weil sie individuelle Handlungsspielräume einschränken und subjektiv empfundene Ungleichbehandlung bedeuten können. Andererseits ermöglichen sie Orientierung und Koordination. Wenn Veränderungen der Altersgrenzen gefordert werden, wie zum Beispiel die Regelaltersgrenze in der Rentenversicherung, geschieht dies häufig aus wirtschaftlichen Erwägungen. „Altersgrenzen werden kontinuierlich neu verhandelt und angepasst. Oft wird aber übersehen, dass sie verschiedene Funktionen haben wie Orientierung, Legitimation oder den Schutz von Personengruppen“, ergänzt Vogel.

Es kommt auf die Perspektive des Lebensverlaufs an

Die beiden Wissenschaftler argumentieren, dass Altersgrenzen aus der Perspektive des Lebensverlaufs betrachtet werden sollten. „Wenn etwa die Schulpflicht bei sechs Jahren oder die Wahlberechtigung bei 18 Jahren festgelegt sind, ist Gleichbehandlung gewährleistet, eine Benachteiligung einzelner Personen wird verhindert“, sagt Harald Künemund. Zudem wurde in der Keynote dafür plädiert, beispielsweise Forschungsergebnisse nicht mehr ohne konkrete Begründung nach Alter oder Altersgruppen – wie zum Beispiel 70 bis 75 Jahre – zu kategorisieren. „Stattdessen sollten die konkret interessierenden Phänomene wie beispielhaft Verwitwung, kognitiver Leistungsabbau oder Sarkopenie thematisiert werden, ohne bei deren Beobachtung und Deutung auf das kalendarische Alter zu rekurrieren“, fordert Künemund.

 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) Bunte Welt Menschen Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
2. Apr. 2025

Menschen helfen und vom Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen profitieren

Hinter den Kulissen des Karibik-Traums: Famulatur auf der Sehnsuchts-Insel Jamaika
2. Apr. 2025

Zeitdruck und Gereiztheit bei der Arbeit nehmen zu

DGUV Barometer Arbeitswelt zu den aktuellen Trends für Sicherheit und Gesundheit im Beruf
1. Apr. 2025

Drei Wege führen zum Skelett

Aktuelle Studie der Universität Basel analysiert Genregulation der Knorpel- und Knochenentwicklung
31. März 2025

Die braucht kein Kind

Stiftung Warentest untersucht Nahrungsergänzungsmittel für Kinder
25. März 2025

Recht haben und Recht bekommen

Die zwei Paar Schuhe des Rechts am Beispiel des Anspruchs auf ein Arbeitszeugnis
21. März 2025

„Das erfordert Flexibilität auf allen Ebenen”

Ladies dental talk Nürnberg am 9. April 2025 mit der Talkgästin Claudia Auer, Leiterin Marketing & Kommunikation Verlag Nürnberger Presse, über die Transformation der Medienbranch
18. März 2025

Das Gehirn als Schlüssel zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen

Aktuelle Studie entwickelte detaillierten Zellatlas „Hypomap“ der Hypothalamusregion
17. März 2025

Patente und wie sie die Welt der Kieferorthopädie verändert haben

Patentanwalt Dr. rer nat. Dipl. Biol. Ulrich Storz über die Patent-Story und den Siegeszug der Aligner