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Deutscher Zahnärztetag zeigte ganze Bandbreite aktueller Themen in der Zahnmedizin

Die Zahnmedizin bleibt spannend – schon das Motto des deutschen Zahnärztetags vom 7. bis 10. November 2018 „Misserfolge – erkennen, beherrschen, vermeiden“ warf ein modernes Schlaglicht auf die zahnärztlichen Disziplinen. Und die Erfahrung als Synthese von Erfolgen und Misserfolgen zeichnet auch die zahnmedizinische Kompetenz aus, so DGZMK-Präsident Prof. Dr. Michael Walter in seiner Begrüßung im Frankfurter Congress Centrum und lud ein zu einem „Streifzug durch die Disziplinen“. Dieser Einladung folgten an den beiden Tagen mehr als 3.200 Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Blick über den Tellerrand

Auch wenn es schwer falle, Highlights zu nennen, wies Walter auf besondere Sessions wie „The winner is …“, den Keynote-Vortrag von ESA-Generaldirektor Prof. Dr.-Ing Johann-Dietrich Wörner, die deutsche Filmpremiere des 6. Films der Animationsreihe „Kommunikation der Zellen“ sowie zwei Live-OPs am Samstag hin. Themen wie Zahntraumata, MIH, oraler Biofilm oder HPV und orale Erkrankungen zeigen, dass in der ZahnMedizin der Blick über den Tellerrand mittlerweile obligat ist, um Erkrankungen rund um den Zahnhalteapparat adäquat zu diagnostizieren und zu therapieren.

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel betonte in seiner Begrüßungsrede, dass der Zahnärztetag mit dem Studententag und dem Zukunftskongress auch für den Berufsnachwuchs eine lohnende Veranstaltung sei. Sein besonderer Appell zum Schluss: „Nehmen Sie am Geschehen der Standespolitik teil – damit wir nicht an Ihnen vorbei Politik machen.“

Die zehn häufigsten Fehler der dentalen Traumatologie


Prof. Dr. Gabriel Krastl auf der Bühne beim Deutschen Zahnärztetag 2018 (Foto: Michelle Spillner)

Den Anfang des Hauptprogramms machte Prof. Dr. Gabriel Krastl vom Uniklinikum Würzburg mit seinem Thema „Probleme in der dentalen Traumatologie“ und nennt direkt den Hauptgrund dafür: Traumaverletzungen sind nicht alltäglich in der zahnärztlichen Praxis. Doch wenn ein Traumapatient in die Praxis kommt, ist schnelles Handeln erforderlich. Der perfekte Zahntraumatologe muss eigentlich Zahnerhalter, Oralchirurg, Endodontologe, Kinderarzt, Parodontologe, Prothetiker und Kieferorthopäde zugleich sein, so Krastl. Diese Anforderungen gepaart mit dem Leidensdruck des Patienten führen häufig zu Fehlern in der Behandlung. Anhand der „zehn beliebtesten Fehler in der dentalen Traumatologie“ gab Krastl dem niedergelassenen Praktiker wertvolle Tipps für den nächsten Traumapatienten mit. Von der konsequenten Dentinversiegelung zur Verhinderung von Pulpanekrosen („gerade Dentintubuli bei Kindern sind mit Durchmessern von 4 bis 5 µm Autobahnen für Bakterien“), der Vitalextirpation bei traumatisch exponierter Pulpa auch bei Erwachsenen („auch eine 70-prozentige Erfolgsaussicht als Chance zum Erhalt wahrnehmen“), vergessene Fragmente bei Kronen-Wurzel-Frakturen („Kleben von Fragmenten als langzeitprovisorische Variante möglich, langfristig nicht erfolgreich“) über die Extraktion bei Wurzelfrakturen (Kronenextrusion oft erfolgreich, auf Ankylosen, Resorptionen achten!) reichten die einzelnen Punkte.

Obliteration als Zeichen für Vitalität

Bei Wurzelfraktionen ist der Zahnarzt die größte Gefahr! Wenn keine Verbindung zur Mundhöhle besteht, haben innerhalb des Kieferknochens gelegene Wurzelfrakturen eine gute Prognose. Merke: Obliterationen sind ein Zeichen für die Vitalität des Zahns. Weitere Fehlerquellen sind zum Beispiel das blinde Vertrauen in die Sensibilitätstests. Oft ist die Sensibilität traumatisch bedingt kurzfristig reduziert, bei Kindern kommen falsch positive Reaktionen vor: Laut Krastl sind diese Tests eher „Intelligenztests für Kinder“, die sehr schnell mitkriegen, dass positive Reaktionen dazu führen, dass der Zahn in Ruhe gelassen wird. Weitere Fehler: keine Wurzelkanalbehandlung bei schwerer Dislokationsverletzung (wichtig: engmaschige Röntgenkontrolle!), Oft übersehen wird die Sicherstellung einer adäquaten Weiterbehandlung. Krastl: „Das Problem ist: Infektionsbedingte Resorptionen tun nicht weh!“


Probleme der Dentalen Traumatologie waren das Thema von Prof. Dr. Gabriel Krastl im Hauptprogramm am Freitag, dessen Vorsitz DGZMK-Präsident Prof. Michael Walter (unten im Bild) innehatte.

Ein weiterer bekannter Fehler ist die falsche Schienung, Krastl zeigte entweder nicht hygienefähige Schienungen oder Zähne, die nur auf einer Seite geschient wurden (dafür wurde der Nachbarzahn komplett geschient). Die durchgeführten Trepanationsöffnungen sind oft inadäquat – sie werden meist zu klein angelegt und erschweren so die Folgebehandlungen und die bakterielle Dekontamination, darüber hinaus können sie zu Verfärbungen führen. Schließlich nennt Krastl noch den unkritischen Umgang mit ankylosierten Zähnen. Allerdings belässt es der Würzburger Zahnmediziner nicht bei der Aufzählung der Fehler: Als praktische Hilfe für den niedergelassenen Zahnarzt haben die Würzburger eine App namens AcciDent für Apple und Android entwickelt, die wertvolle Praxistipps schnell abrufbar macht.

KN, Quintessence News

Weitere Beiträge zum deutschen Zahnärztetag 2018 auf Quintessence News:
Die Verleihung der goldenen Ehrennadeln für Dr. Bernd Reiss und Dr. Roger Kolbes.
Ein Videogruß von DGZMK-Präsident Prof. Michael Walter zur Eröffnung des Deutschen Zahnärztetags.


Bilder: Quintessence News
Deutscher Zahnärztetag Nachrichten Zahnmedizin Fortbildung aktuell

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