Anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember 2024 hat die International Antiviral (ehemals AIDS) Society-USA (IAS-USA) neue internationale Leitlinien für die Behandlung und Prävention von HIV veröffentlicht, so eine MItteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Die aktualisierten Empfehlungen wurden von einem Gremium ehrenamtlich tätiger medizinischer Expertinnen und Experten erarbeitet, darunter die DZIF-Wissenschaftlerin Prof. Clara Lehmann von der Uniklinik Köln. Sie basieren auf bedeutenden Fortschritten bei antiretroviralen Therapien und neuen Präventionsstrategien wie der Präexpositionsprophylaxe.
Bedeutende Fortschritte, aber kein Sieg
Die Leitlinien für 2024 heben die bedeutenden Fortschritte im Kampf gegen HIV hervor und erkennen gleichzeitig an, dass noch viel zu tun ist, um einen gerechten Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen zu gewährleisten. Dank einer wirksamen antiretroviralen Therapie können viele Menschen mit HIV eine normale oder nahezu normale Lebenserwartung erreichen. Mit der Verfügbarkeit neuer Daten und neuer antiretroviraler Medikamente und Formulierungen müssen die Empfehlungen für die HIV-Behandlung, das klinische Management und die Prävention regelmäßig aktualisiert werden, damit die medizinischen Fachkräfte ihren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung bieten können.
Neue Erkenntnisse und neue Medikamente
Für die Leitlinie wurden die neuesten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Literatur, aus Konferenzbeiträgen von Juni 2022 bis Oktober 2024, sowie von den Herstellern antiretroviraler Medikamente bereitgestellte Daten ermittelt und geprüft.
Aktualisiert wurden die Leitlinien für die Behandlung und Prävention von HIV-Infektionen und assoziierten sexuell übertragbaren Infektionen. Weitere Leitlinien betreffen die Behandlung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen, die mit HIV leben. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die Empfehlungen für die HIV-Behandlung, -Prävention und -Krankenversorgung.
Individuell abgestimmte antiretrovirale Therapie: Das Panel empfiehlt, dass antiretrovirale Therapien auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sein sollten, insbesondere bei Personen, die bestimmte HIV-Medikamente nicht vertragen. Langwirksame injizierbare Therapien werden als wertvolle Option hervorgehoben, um Patientinnen und Patienten bei der Einhaltung ihrer Behandlungspläne zu unterstützen.
HIV-Präventionsstrategien: Für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko empfehlen die Richtlinien die Anwendung einer Präexpositionsprophylaxe, die als tägliche orale Medikation oder als langwirksame injizierbare Option verfügbar ist. Darüber hinaus gilt Doxycyclin als wirksame Postexpositionsprophylaxe zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Infektionen.
Umfassende Betreuung für Menschen mit HIV: Das Gremium betont die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes in der HIV-Betreuung. Dazu gehören die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Behandlung von Drogenmissbrauch und dessen Folgen sowie die Überwachung von Gewichtsveränderungen, die während einer antiretroviralen Therapie auftreten können.
Ungleichheiten beim Zugang zur Versorgung beseitigen: Angesichts anhaltender Ungleichheiten beim Zugang zu HIV-Versorgung und -Prävention empfehlen die Leitlinien gezielte Lösungen, um Lücken in unterversorgten Gemeinschaften zu schließen. Dazu gehören die Ausweitung des Zugangs zu Videotelemedizin und mobilen Gesundheitseinheiten; der Einsatz von Smartphone-Erinnerungen für die Einnahme von Medikamenten oder Injektionen; und die Unterstützung der Therapietreue durch traditionelle Methoden wie Pillendosen und regelmäßige Kontrollen per Telefon oder SMS.