Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB) begrüßt die Warnung des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek vor einem zu großen Einfluss privater Finanzinvestoren in der ambulanten Gesundheitsversorgung. „Bayern ist geradezu eine MVZ-Hochburg“, erklärt dazu der KZVB-Vorsitzende Christian Berger.
Der Minister hatte am vergangenen Wochenende darauf hingewiesen, dass die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) das Risiko bergen, dass renditeorientierte Investoren Einfluss auf die Gesundheitsversorgung nehmen. „Aber Profit darf nie die treibende Kraft hinter gesundheitlichen Angeboten sein“, heißt es in einer Presseinformation des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege.
„Wir brauchen größtmögliche Transparenz“
Holetschek erklärte: „Wir brauchen zunächst größtmögliche Transparenz. Der Bund ist gefordert, dafür zu sorgen, dass Inhaber- und Trägerstrukturen der MVZ öffentlich ersichtlich sind. Denkbar ist, ein MVZ-Register einzuführen und eine Kennzeichnung für die Patientinnen und Patienten zum Beispiel auf dem Praxisschild verpflichtend zu machen. Bisher sind die entsprechenden für Ärztinnen und Ärzte geltenden Vorschriften nicht unmittelbar auf die Kapitalgesellschaften der Träger anwendbar. Hier sollte nachgesteuert werden.“ Weiterhin sagte er, dass eine an medizinischen Leitlinien orientierte flächendeckende Versorgung nicht durch Renditeerwartungen von Investoren hinter den MVZ gefährdet werden dürfe. „Es ist Aufgabe des Staates, steuernd einzuwirken und möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.“
Der KZVB-Vorsitzende Berger erklärte dazu, dass er die Diagnose des Ministers, der aktuell auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist, als korrekt betrachte. Doch bei der Wahl der Therapie, die Einführung eines Transparenzregisters, gehe Holetschek aus Sicht der KZVB noch nicht weit genug. „Wir sehen in Bayern, dass der Transformationsprozess der Versorgungsstrukturen schon weit vorangeschritten ist. Die Pandemie hat diese Entwicklung möglicherweise sogar beschleunigt“, befürchtet Berger.
Rund 20 Prozent aller Z-MVZ in Bayern
Fast 1.200 zahnmedizinische Versorgungszentren (MVZ) gibt es mittlerweile bundesweit. Rund 22 Prozent davon sind in Investorenhand. „Bayern ist geradezu eine MVZ-Hochburg“, erklärt Berger. Rund 20 Prozent aller zahnmedizinischen MVZ hätten ihren Sitz im Freistaat. Ihr Anteil am Versorgungsgeschehen sei damit deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.
„Aber zahnmedizinische MVZ konzentrieren sich weiterhin auf die städtischen Ballungsräume und leisten somit kaum einen Beitrag für die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung. Deshalb fordert die KZVB schon seit Langem, dass Gründung und Betrieb eines MVZ ausschließlich Zahnärzten gestattet sein soll – so, wie ausschließlich Rechtsanwälte ihre Anwaltskanzleien betreiben dürfen“, so Berger. „Internationalen Investoren sollte der Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung verwehrt werden. Lediglich mit einem MVZ-Register und einer Kennzeichnung auf dem Praxisschild wird man die drohenden versorgungsfeindlichen Monopolstrukturen, wie wir sie in anderen Bereichen der Medizin bereits kennen, nicht verhindern können.“