0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
199 Aufrufe

Internationales Forschungsteam analysiert 1.500 Politikmaßnahmen aus zwei Jahrzehnten

(c) frank60/shutterstock.com

1.500 Politikmaßnahmen aus 41 Ländern über 6 Kontinente im ausführlichen Check: Die Ergebnisse einer beispiellosen Analyse klimapolitischer Maßnahmen der vergangenen 20 Jahre hat ein internationales Forschungsteam jetzt im renommierten Fachjournal Science veröffentlicht.

Erstmals liefern die Ökonominnen und Ökonomen damit ein detailliertes Bild zur Wirksamkeit von Politikinterventionen der Vergangenheit und zeigen, dass viele politische Maßnahmen keine Emissionsreduktion im erforderlichen Ausmaß erzielen. Sie identifizieren nur 63 Fälle erfolgreicher Klimapolitik, die zu nennenswerten Emissionsminderungen von durchschnittlich 19 Prozent geführt haben. Was Erfolgsfälle eint und den entscheidenden Unterschied ausmacht: Wirksame Politikpakete setzen auf die Hebelwirkung von Steuer- beziehungsweise Preisanreizen.

Bisher mehr Diskussion als Analyse

Welche Politikmaßnahmen beim Klimaschutz wirken und welche nicht, wird viel diskutiert. Wissenschaftlich analysiert wurde bislang jedoch lediglich die Wirkung einzelner Politikinstrumente, während hunderte andere umgesetzte Maßnahmen nicht evaluiert wurden. Unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) wollen die Forschenden gemeinsam mit Fachleuten der Universität Oxford, der Universität Victoria und der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) diese Lücke jetzt schließen. Der „Climate Policy Explorer“ gibt als begleitendes Dashboard zusätzlichen Überblick über die Ergebnisse, Analyse und Methoden und steht als interaktives Angebot öffentlich zur Verfügung.

Erkenntnisse zu wirksamen Kombinationen politischer Instrumente

„Wir haben uns systematisch wirksame politische Maßnahmen angeschaut, die bislang selten untersucht wurden. Unser Ansatz liefert insbesondere neue Erkenntnisse zur wirksamen Kombination von Klimapolitikinstrumenten. Daraus leiten wir bewährte Best-Practises ab – quer durch die Sektoren Gebäude, Strom, Industrie und Verkehr und sowohl in Industrieländern als auch in den oft vernachlässigten Entwicklungsländern“, erklärt Leitautor Nicolas Koch vom PIK und MCC. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen: Viel hilft nicht automatisch viel, es kommt vielmehr auf den richtigen Mix der Maßnahmen an. So reicht es zum Beispiel nicht, auf Subventionen oder Regulierung allein zu setzen: Nur im Zusammenspiel mit preisgestützten Instrumenten, wie etwa CO2- und Energiesteuern, können Emissionen wirklich maßgeblich gesenkt werden“.

Verbote für Kohlekraftwerke im Stromsektor oder von Verbrennerautos im Verkehr sind Beispiele hierfür: Die Forschenden finden keinen Fall mit deutlicher Emissionsreduktion, wenn das Verbot allein eingeführt wurde. Erst im Tandem mit Steuer- oder Preisanreizen führen die Maßnahmen zum Erfolg, wie es etwa für Großbritannien bei der Kohleverstromung oder in Norwegen bei Autos gezeigt wird.

Ergebnisse zeigen wirkungsvolle Kombinationen auf

Die erste systematische Evaluierung von Politikmaßnahmen berücksichtigt mit 1.500 untersuchten Interventionen zwischen 1998 bis 2022 die ganze Palette von Politikinterventionen, von energetischen Bauvorschriften über Kaufprämien für klimafreundliche Produkte bis hin zu CO2-Steuern. Die Forschenden arbeiten dabei mit einer neuen Datenbank der OECD, die die bisher umfassendste Bestandsaufnahme der weltweit umgesetzten Klimapolitik präsentiert. Dieser Ansatz, der Methoden des maschinellen Lernens mit etablierten statistischen Verfahren kombiniert, ermöglicht den Forschenden erstmals eine detaillierte Analyse aller erfassten Politiken und identifiziert Maßnahmen, welche Emissionsreduktionen im großen Rahmen erzielen konnten. 

„Auch wenn es schwierig bleibt, die Wirkung einzelner Maßnahmen in einem Mix genau zu entschlüsseln, gewinnen wir aus unseren 63 Erfolgsfällen systematische Erkenntnisse darüber, welche Maßnahmen sich gut ergänzen und wie der Erfolg von Instrumenten vom Sektor, aber auch vom Entwicklungsstand der Länder abhängt“, erklärt Leitautorin Annika Stechemesser vom PIK und MCC. „Wir glauben, dass dieses Orientierungswissen von großer Bedeutung ist, um Politik und Gesellschaft bei der Transformation zur Klimaneutralität zu unterstützen.“

Interaktiv: Climate Policy Explorer gibt Überblick nach Ländern und Politikmaßnahmen

Alle Ergebnisse der Studie lassen sich im begleitend veröffentlichten Climate Policy Explorer interaktiv nachvollziehen. Im Industriesektor zeigt das Beispiel China, wie nach der Einführung von Emissionshandelssystemen im Pilotprojekt nach einigen Jahren effektiv Emissionen reduziert werden konnten. Entscheidend waren hier der Abbau von Subventionen auf fossile Brennstoffe und stärkere Finanzierungshilfen bei Energieeffizienzmaßnahmen.

Im Stromsektor wurden Emissionsreduktionen in Großbritannien durch einen Mix aus CO2-Mindestpreis, Subventionen für erneuerbare Energien und einem Ausstiegsplan aus Kohlekraftwerken realisiert. Die USA sind ein Beispiel für erfolgreiche Emissionsreduktionen im Verkehrssektor, die unter anderem auf Steueranreize und Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge als auch auf CO2-Effizienzstandards zurückgeführt werden. In Deutschland wird für den Verkehr die Ökosteuerreform ab 1999 und die Einführung der LKW-Maut in 2005 als Erfolgsfall identifiziert.

Der Climate Policy Explorer ist unter der Adresse  als eigenständige Internetseite frei verfügbar und ermöglicht tiefergehenden Einblick in spezifische Länder, Sektoren und politische Maßnahmen.

Quelle: PIK Potsdam Politik Menschen Bunte Welt Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
29. Aug. 2024

„iMVZ“: Kein Profit mehr auf Kosten der Patientenversorgung

KZBV fordert Ampelfraktionen auf, versorgungsfremde Investoren endlich einzuschränken – Bund will Ländervorschläge „prüfen“
28. Aug. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – August 2024
27. Aug. 2024

Befragung zeigt viel Informationsbedarf beim Thema ePA

Ergebnisse einer aktuellen Umfrage – AOKen starten mit Schreiben und E-Mails zur „ePA für alle“ an 27 Millionen Versicherte
26. Aug. 2024

Medizinischer Dienst fordert Meldepflicht für „Never Events“

Neuer Bericht zur Behandlungsfehlerbegutachtung 2023 des Medizinischen Dienstes Bund – 1.156 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern in der Zahnmedizin
22. Aug. 2024

Foodwatch-Marktstudie: Fast alle Kindergetränke sind überzuckert

Verbraucherorganisation drängt angesichts weiterhin hoher Zuckergehalte in Erfrischungsgetränken für Kinder auf Zuckersteuer
21. Aug. 2024

GKV-Defizit überspringt Zwei-Milliarden-Euro-Marke

Alle Kassenarten mit deutlichem Defizit – Kritik an Bundespolitik und Gesundheitsminister
20. Aug. 2024

BKK-Dachverband: Keine Beitragserhöhung für Krankenhausreform

Finanzierung aus Beiträgen nicht verfassungskonform – Verband setzt Kampagne „#WasFehltZahlstDu“ fort
19. Aug. 2024

App steht allen Zahnärzten zur Verfügung

„Verlässliche Plattform für Telemedizin“ – Studie bei Pflegebedürftigen mit positiver Bewertung, Einsatz auch im Notdienst denkbar