Noch nie waren so viele Informationen über Gesundheit und Krankheit auf so vielen Kanälen verfügbar wie heute. Aber viele Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in der Lage, verlässliche Informationen zu erkennen, diese zu verstehen und für sich zu nutzen. Das fordert Ärzte, Zahnärzte und Fachpersonal täglich heraus.
Wie man qualitativ gutes, verlässliches Wissen in verständlicher Form verbreiten kann, was Mediziner, Fach- und Pflegepersonal hier leisten können und sollten, welche Unterstützung sie und die Patienten brauchen – mit diesen und weiteren Themen befasst sich die 2017 gegründete „Allianz für Gesundheitskompetenz“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu stärken.
Kommunikative Herausforderungen
Am 4. Februar 2020 veranstaltete sie in Kooperation mit dem „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ in Berlin die Fachtagung „Gesundheitskompetenz im digitalen Zeitalter“. Im Fokus stand die Frage, welche Anforderungen das digitale Zeitalter an die Gesundheitskompetenz stellt. Welche Rolle nehmen die Medien ein und vor welchen kommunikativen Herausforderungen stehen Gesundheitsberufe sowie Patienten?
Eröffnet wurde die Fachtagung von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss, MdB (CDU). Sie kündigte an, dass im Sommer das nationale Gesundheitsportal online gehen soll – zunächst mit ausgewählten Partnern wie dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Robert Koch-Institut (RKI). Weitere Partner sollen nach und nach dazukommen. Das 2017 unter Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) initiierte Portal soll als zentrale Stelle für seriöse Gesundheitsinformationen im Netz dienen.
In vier Workshops ging es um die Themen „Digitalisierung und Gesundheitskompetenz – Wo wollen wir hin?“, „Die Bedeutung der Medien für die Stärkung der Gesundheitskompetenz“, „Stärkung der Gesundheitskompetenz vulnerabler Zielgruppen im digitalen Zeitalter“ und „Kommunikation von Gesundheitsberufen und PatientInnen im digitalen Zeitalter“. Für den Abschluss war eine Diskussionsrunde mit internationalen Experten angesetzt. Die Zahnärzteschaft war mit Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung als Partner der Allianz beteiligt. Beide hoben neben dem entsprechend aufbereiteten Informationsangebot hervor, wie wichtig eine sprechende Zahnmedizin gerade für Menschen ist, deren Kompetenz im Umgang mit Gesundheitsinformationen eingeschränkt ist.
Online-Tutorial für sprechende Zahnmedizin
Die Bundeszahnärztekammer, vertreten durch den Vizepräsidenten Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, stellte das Modell des „Teach Back “vor, mit dem sich Zahnärzte und Fachpersonal unter anderem über ein Online-Tutorial die Techniken der motivierenden Gesprächsführung aneignen können. Dies könne die sprechende Zahnmedizin, die bis heute sowohl im Studium als auch in der Aus- und Weiterbildung des zahnmedizinischen Fachpersonals nicht verankert sei, deutlich stärken. Ein entsprechendes Online-Fortbildungsangebot soll noch in diesem Jahr verfügbar sein.
Breites Angebot für vulnerable Gruppen
Die KZBV engagierte sich im Workshop III für die vulnerablen, also besonders verletzlichen und unterstützungsbedürftigen Gruppen. Hier wolle man als zahnärztlicher Berufsstand weiterhin auch aktiv gestalten und die Gesundheitskompetenz dieser Menschen fördern. „Unser Ziel bleibt, dass alle Menschen ungeachtet ihrer Lebensumstände einen gleichberechtigten, barrierearmen Zugang zur Versorgung und zu zahnärztlichen Präventionsleistungen haben. Ein besonderes Augenmerk legen wir dabei auf Pflegebedürftige und Menschen mit einer Beeinträchtigung“, sagte Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, anlässlich der Fachtagung.
Er verwies auf das umfangreiche Informationsangebot in unterschiedlichen Medienformaten, das die KZBV anbiete, um Patienten bei der Navigation im zahnärztlichen Versorgungssystem zu unterstützen. Zu diesen Angeboten zählen unter anderem Informationsbroschüren für Patienten, Angehörige und Fachkräfte, die teils in mehreren Sprachen veröffentlicht werden.
Digitales Informationsportfolio
Flankierend vermittele die KZBV Mundgesundheitskompetenz verstärkt auch online über ein digitales Informationsportfolio. „Digitale Kommunikation ist ein ganz zentraler Baustein, wenn es um niederschwellige Information und Wege zur Stärkung der Gesundheitskompetenz geht“, betonte Eßer. „Nach unserer Erfahrung kommt es aber insgesamt auf das ausdifferenzierte Zusammenspiel mit analogen Informationsmedien an – gerade wenn vulnerable und nicht immer online-affine Zielgruppen wie ältere Menschen oder Pflegebedürftige gezielt erreicht werden sollen.“ Sowohl technische Voraussetzungen als auch digitale Kompetenz seien noch nicht in allen Teilen der Gesellschaft im gleichen Maße vorhanden. „Die Vertragszahnärzteschaft behält daher auch in diesem Bereich immer die Bedürfnisse ausnahmslos aller Patientinnen und Patienten konsequent im Blick“.
Erklärvideo in Vorbereitung
Im Zusammenhang mit der Veranstaltung verwies die KZBV auf die gemeinsam mit der Bundeszahnärztekammer sowie Pflegeverbänden kürzlich veröffentlichte neue Broschüre die über die zusätzlichen zahnärztlichen Versorgungsangebote für Menschen mit Pflegebedarf oder einer Beeinträchtigung informiert. Auf dieser Grundlage werde derzeit zusätzlich ein Erklärvideo zur Verhütung von Zahnerkrankungen bei diesen Patientengruppen vorbereitet.
Flächendeckendes und kostenloses Informations- und Beratungsangebot
Zu den weiteren zahnärztlichen Angeboten zur Förderung der Gesundheitskompetenz zählen ein virtueller Rundgang durch eine barrierearme Zahnarztpraxis, eine Themen-Website, die über die Versorgung mit Zahnersatz aufklärt, und die zahnärztliche Patientenberatung. Mit den Beratungsstellen in den Ländern haben Kassenzahnärztliche Vereinigungen und Zahnärztekammern seit vielen Jahren ein anerkanntes, flächendeckendes und kostenloses Informations- und Beratungsangebot zu allen Themen der Mundgesundheit etabliert.
(Quellen: BZÄK on Twitter/KZBV)
Aktualisiert am 6. Februar 2020 um die Informationen zum nationalen Gesundheitsportal. -Red.