0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
4610 Aufrufe

Verband medizinischer Fachberufe schreibt an Bundesfinanzminister Scholz und fordert echten Schutzschirm für Zahnarztpraxen

Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. hat sich am 29. April 2020 in einem Brief an Bundesfinanzminister Olaf Scholz gewendet und gefordert, die in der SARS-CoV-2-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung ursprünglich geplanten Maßnahmen für Zahnarztpraxen nicht zu kürzen und einen echten Schutzschirm für Zahnarztpraxen zu schaffen.

Am 27. April war bekannt geworden, dass auf Veto des Bundesfinanzministeriums im Verordnungsentwurf die für Zahnarztpraxen vorgesehenen Bonus-Anteile (30 Prozent) gestrichen worden waren und die Vorauszahlungen komplett verrechnet werden sollten.

Arbeitsplätze vieler ZFA in Gefahr

Bundesvorstandsmitglied Hannelore König und Referatsleiterin ZFA Sylvia Gabel weisen in ihrem Schreiben darauf hin, dass bundesweit mehr als 200.000 Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in diesen Praxen arbeiten. Laut Entgeltatlas der Agentur für Arbeit verdienen ZFA durchschnittlich 2.040 Euro brutto im Monat und liegen damit unterhalb der Niedriglohnschwelle. Im Fall von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit sei dies zu wenig zum Überleben und bereite vielen ZFA schlaflose Nächte und Existenzängste.

Hoher Einsatz für die Patienten

Zitat aus dem Brief: „Zahnmedizinische Fachangestellte betreuen und versorgen unsere Patienten tagtäglich in den Zahnarztpraxen, assistieren den Zahnärztinnen und Zahnärzten bei der Behandlung der Patienten, führen Prophylaxe-Behandlungen bei Kindern, Erwachsenen und Senioren durch. Die Einhaltung der Hygieneanforderungen nach RKI und vieler weiterer gesetzlicher Vorgaben liegt im Aufgabenbereich der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Wir begleiten unsere Arbeitgeber zur Behandlung in Senioren- und Pflegeheime und unterstützen sie dabei, eine gute zahnmedizinische Versorgung für die Menschen in diesem Land zu gewährleisten. Das alles machen sie – und auch ich als Referatsleitung mit sehr viel Freude am Beruf – für unsere Patientinnen und Patienten, und für unsere Arbeitgeber.“

Auch in der Corona-Krise hoch engagiert

Weiter heißt es im Brief: „Seit März 2020 hat sich durch SARS-CoV-2 alles verändert. Die Patientinnen und Patienten haben Angst, sich in den Praxen anzustecken. Die empfohlene persönliche Schutzausrüstung wurde uns versprochen, kam aber nicht überall an, sodass die Situation noch immer sehr angespannt ist. Zahnmedizinische Fachangestellte können aufgrund ihrer Kompetenzen mit der Infektionsgefährdung umgehen, denn sie sind bestens geschult. Wenn allerdings ihre Gesundheit durch fehlende Schutzausrüstung und der nachrangigen Belieferung gefährdet ist, haben auch sie Angst und brauchen Unterstützung. Wir haben trotzdem jeden Tag Seite an Seite mit unseren Arbeitgebern gearbeitet, damit unsere Patientinnen und Patienten – sofern es medizinisch notwendig war – gut behandelt und zahnmedizinisch versorgt werden konnten."

„Kurzarbeit ist für ZFA bereits Überlebenstraining“

Die Patientenzahlen in den Zahnarztpraxen seien aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen, Verordnungen und Empfehlungen drastisch zurückgegangen. Ab Mitte März haben daher viele Praxen ihre Mitarbeiter/innen in die Kurzarbeit schicken müssen. „Kurzarbeit ist für ZFA bereits Überlebenstraining.“ Das Missverständnis bei den Agenturen für Arbeit, die mit Verweis auf den (ja noch nicht existierenden) Schutzschirm für Zahnarztpraxen Anträge auf Kurzarbeitergeld ablehnten, führe in dieser Situation „zusätzlich zu großer Verunsicherung“.

„Für die Zahnärzte und auch für uns kein finanzieller Schutzschirm“

„Nun müssen wir erfahren, dass es für die Zahnärzte und damit auch für uns keinen finanziellen Schutzschirm geben soll. Geplant ist nur noch ein Kredit, der in den nächsten zwei Jahren mit hohem bürokratischem Aufwand zurückgezahlt werden soll. Wir schließen uns an dieser Stelle den Aussagen des Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Dr. Wolfgang Eßer an, dass damit die Krise für die zahnärztlichen Praxen nur verlängert würde. Auch wir können nicht nachvollziehen, warum der Erhalt einer hervorragend funktionierenden, flächendeckenden und wohnortnahen zahnärztlichen Patientenversorgung und der Erhalt der Arbeitsplätze von Zahnmedizinischen Fachangestellten in den Zahnarztpraxen so wenig zählt“, so König und Gabel in ihrem Schreiben an Scholz. „Im Endeffekt werden voraussichtlich in den nächsten Monaten viele Zahnmedizinische Fachangestellte gekündigt und tausende werden arbeitslos. Ca. 98 Prozent von ihnen sind Frauen.“

Auch zahntechnische Arbeitsplätze bedroht

Aber es betreffe nicht nur die Arbeitsplätze der Zahnmedizinischen Fachangestellten in den Zahnarztpraxen, sondern auch die Arbeitsplätze in den zahntechnischen Laboren. „Schon jetzt leiden die Dentallabore unter den ausbleibenden Aufträgen. Geben Zahnarztpraxen auf, müssen auch die Dentallabore ihre Mitarbeiter/innen entlassen.“

„ZFA fühlen sich im Stich gelassen“

„Die Zahnmedizinischen Fachangestellten fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Es ist nicht zu verstehen, warum zahnärztliche Arbeitgeber anders behandelt werden als die niedergelassenen Arztpraxen, die Kliniken sowie die Heil- und Hilfsmittelerbringer! Wir alle arbeiten in der Corona-Krise für unsere Patientinnen und Patienten, aber für unsere Berufe wird abends nicht geklatscht und von Bonuszahlungen spricht niemand“, so König und Gabel in ihrem Brief. „Wir unterstützen daher die Forderungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, einen echten Schutzschirm auch für die Zahnärzte und deren Beschäftigte zu etablieren.“

Den vollständigen Brief lesen Sie hier.

Titelbild: wavebreakmedia/Shutterstock.com
Quelle: Verband medizinischer Fachberufe e.V. Politik Team Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
22. Nov. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – November 2024
22. Nov. 2024

ZFA-Tarifrunde ist gestartet

vmf: ZFA-Durchschnittsgehalt liegt unterhalb der Angemessenheitsschwelle der Europäischen Mindestlohnrichtlinie
18. Nov. 2024

Die Anliegen der aktiven Zahnärzteschaft vertreten

Die verkleinerte Bundesversammlung sollte nun auch jünger und repräsentativer für die Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Praxis werden
18. Nov. 2024

„Wir müssen gemeinsam agieren“

Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer beschließt Verkleinerung – neue Weiterbildungsordnung, GOZ und Resolutionen
18. Nov. 2024

Etablierung eines positiven, vertrauensvollen Arbeitsumfelds

BZÄK-Statement zur Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Zahnarztpraxen
14. Nov. 2024

Nicht davon abhalten lassen, in die Selbstständigkeit zu gehen

Gesundheitspolitik, Spielräume der Standespolitik und Angebote für den Nachwuchs: der KZVB-Vorstandsvorsitzende Martin Hendges zu Gast bei „Dental Minds“
14. Nov. 2024

30 Jahre VDDS – ein Grund zum Feiern

Ein Rückblick auf drei Jahrzehnte Softwareentwicklung und Arbeit im Dienst der deutschen Zahnmedizin
11. Nov. 2024

Die Ampel scheitert im Gesundheitswesen am schlechten Management des Ministers

Noch stehen Sieger und Verlierer des Ampel-Endes nicht fest und auch Karl Lauterbach ist noch nicht für immer Geschichte – die Kolumne von Dr. Uwe Axel Richter