0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3158 Aufrufe

Abverkaufszeitpunkt gestrichen – Hersteller haben je nach Risikoklasse mehr Zeit, Anforderungen zu erfüllen

(c) Panchenko Vladimir/Shutterstock.com

Der Europäische Rat hat am 7. März 2023 eine Verordnung angenommen, mit der die Frist für die Zertifizierung von Medizinprodukten nach der seit Mai 2021 geltenden neuen Medical Device Regulation (MDR) verlängert wird. Damit will er gewährleisten, dass Medizinprodukte, die nicht bis zum ursprünglichen Stichtag zertifiziert werden können, Patientinnen und Patienten in Europa weiter zur Verfügung stehen.

Zuvor hatte schon die EU-Kommission eine Verlängerung vorgeschlagen, da es bei der Zertifizierung von Neu- und Altprodukten nach der MDR wegen der sehr aufwendigen Prozesse und der immer noch zu geringen Zahl zertifizierter Benannter Stellen als Prüfeinrichtungen zu langen Verzögerungen kommt. So bestand die Gefahr, dass bis zum Ende der Übergangszeit Ende Mai 2024 viele Produkte noch nicht rezertifiziert werden können und dann vom Markt genommen werden müssen. Auch die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer und weitere Vertreterinnen der Ärzte- und Zahnärzteschaft und natürlich der Medizinprodukte- und Dentalindustrie hatten auf diese Probleme für die Patientenversorgung hingewiesen und eine Verlängerung der Fristen gefordert.

Acko Ankarberg Johansson, schwedische Ministerin für das Gesundheitswesen, erklärte nach dem Beschluss des EU-Rats: „Heute haben wir Maßnahmen vereinbart, mit denen wir der Industrie die Möglichkeit geben, wichtige Medizinprodukte weiterhin auf den Markt zu bringen, um zu gewährleisten, dass Patientinnen und Patienten einen gesicherten Zugang zu Medizinprodukten haben.“

Gestaffelte und an bestimmte Bedingungen geknüpfte Verlängerung

Hersteller von Medizinprodukten haben nun mehr Zeit, um die rechtlichen Anforderungen zu erfüllen: bis zum 31. Dezember 2027 bei Produkten mit höherem Risiko und bis zum 31. Dezember 2028 bei Produkten mit mittlerem und geringerem Risiko. Die Verlängerung des Übergangszeitraums ist laut Pressemitteilung des Rats allerdings an bestimmte Bedingungen geknüpft. So soll gewährleistet werden, dass nur solche Produkte davon profitieren, die sicher sind und für die das Zertifizierungsverfahren bereits angelaufen ist.

„Abverkaufszeitpunkt“ wird gestrichen

Mit der neuen Verordnung wird das Risiko von Engpässen bei Medizinprodukten auch dadurch verringert, dass die Vorschrift über den „Abverkaufszeitpunkt“ gestrichen wird. Damit ist das Datum gemeint, bis zu dem Produkte, die bereits auf dem Markt, aber noch nicht beim Endverbraucher angekommen sind, zurückgezogen werden sollten. Die neue Regelung gilt nur für Produkte, die die Anforderungen für Medizinprodukte vorher geltender EU-Rechtsvorschriften erfüllen. Indem der „Abverkaufszeitpunkt“ gestrichen wird, können sichere Medizinprodukte länger auf dem Markt bleiben.

Hintergrund und Inkrafttreten

Im April 2017 hatten der Rat und das Europäische Parlament zwei Verordnungen verabschiedet, um Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika sicherer zu machen. Dabei geht es um eine breite Palette von Produkten: von Hörgeräten und Rollstühlen bis zu Kathetern und orthopädischen Implantaten. Mit der Verordnung von 2017 wurde ein strikteres Konformitätsbewertungssystem für Medizinprodukte eingeführt. Daran ändert sich auch durch die heute angenommene Verordnung nichts, das heißt, die Anforderungen von 2017 bleiben bestehen, so der EU-Rat.

Diese neue Medical Device Regulation sollte ursprünglich bereits im Mai 2020 in Kraft treten, der Termin wurde dann wegen der Corona-Pandemie auf Mai 2021 verlängert. Es gab aber bereits von Anfang an große Bedenken und Probleme wegen der neuen, auch für Altprodukte geforderten umfangreichen Risikobewertungen, klinischen Studien und Zertifizierungsanforderungen. Zumal auch eine erneute Zertifizierung der für die Prüfungen und Genehmigungen zuständigen Benannten Stellen mit der MDR verbunden ist – das führte zu Engpässen bei diesen Benannten Stellen.

Sobald der vorgesehene Übergangszeitraum abgelaufen ist, das heißt ab dem 26. Mai 2024, sollten alle Medizinprodukte den neuen Regeln entsprechen. Fehlende Kapazitäten der Konformitätsbewertungsstellen bei der (erneuten) Zertifizierung alter und neuer Medizinprodukte seien jedoch einer der Gründe, warum befürchtet wird, dass zahlreiche Produkte bei Ablauf des Übergangszeitraums nicht mehr zur Verfügung stehen könnten, heißt es in der Presseinformation des Rats.

Der Beschluss über die Verlängerung des Umsetzungszeitraums tritt am Tag seiner Veröffentlichung im Amtsblatt der EU in Kraft.

Quelle: EU-Rat/Quintessence News Wirtschaft IDS Nachrichten Praxis Unternehmen Dentallabor

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
21. Nov. 2024

Vom regionalen Depot zum überregionalen Familienunternehmen

Jürgen Richter tritt nach 56 Jahren von der Geschäftsleitung bei „GERL.“ zurück
19. Nov. 2024

Ärzte ohne Grenzen geben bei Voco Einblicke in ihre Arbeit

Dentalhersteller spendet auch in diesem Jahr 20.000 Euro an die Hilfsorganisation
18. Nov. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – November 2024
15. Nov. 2024

Mehr als 1,3 Millionen verkaufte Implantate in Deutschland

Implantate bleiben ein bedeutender Faktor im Markt – Armin Vollmer übernimmt von Martin Lugert den Vorsitz des VDDI-Arbeitskreises Dentalimplantate
15. Nov. 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
14. Nov. 2024

30 Jahre VDDS – ein Grund zum Feiern

Ein Rückblick auf drei Jahrzehnte Softwareentwicklung und Arbeit im Dienst der deutschen Zahnmedizin
8. Nov. 2024

DANK fordert: Kindergesundheit endlich politisch ernstnehmen

Nach aktuellen Studien ist der Zuckerkonsum in den ersten 1.000 Tagen entscheidend für die Gesundheit im Erwachsenenalter
8. Nov. 2024

Forschungs- und Entwicklungskapazitäten erweitert

Solventum eröffnet hochmodernes Biolabor am Standort in Wuppertal – Investition in Innovation