Lange Wartezeiten auf Facharzttermine, unpassende Öffnungszeiten, aber auch Offenheit für digitale Terminvereinbarung: Das zeigt die repräsentative GKV-Versichertenbefragung 2024, die im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes durchgeführt wurde. Gesetzlich Versicherte wünschen sich danach einen schnelleren Zugang zu Behandlungen in fachärztlichen Praxen, in der hausärztlichen Versorgung sind sie mehrheitlich zufrieden.
Kritik an schlechter telefonische Erreichbarkeit der Praxen
44 Prozent der Versicherten sind mit der telefonischen Erreichbarkeit der Arztpraxen unzufrieden und 42 Prozent finden, dass sich dies sogar innerhalb der vergangenen fünf Jahre noch verschlechtert hat. 27 Prozent der Versicherten bewerten die Öffnungszeiten der Arztpraxen als „zu kurz“ oder „viel zu kurz“. Für gut die Hälfte der Befragten sind die Öffnungszeiten „noch akzeptabel“.
Wartezeiten bei Hausarztpraxen von jedem zweiten positiv bewertet
Positiv beurteilen GKV-Versicherte Wartezeiten bei ihren Hausarztpraxen: 52 Prozent empfinden die Wartezeiten dort als „genau meinen Wünschen entsprechend“, 36 Prozent als „noch akzeptabel“ und nur 12 Prozent sind unzufrieden. Bei der Fachärzteschaft hingegen sind für 31 Prozent der Versicherten die Wartezeiten „zu lang“ oder „viel zu lang“.
Mehr als 30 Tage bis zum Facharzttermin
25 Prozent der Patienten warten länger als 30 Tage auf einen Termin in der Facharztpraxis, aber immerhin jeder Zweite kann innerhalb von zehn Tagen die Fachärztin oder den Facharzt sprechen. In Hausarztpraxen wartet die Hälfte der Patienten und Patientinnen nur einen Tag und 25 Prozent warten länger als drei Tage. Zudem geben im 5-Jahresvergleich 43 Prozent an, dass sich die Wartezeiten bei Fach- und Hausarztpraxen verschlechtert haben.
Interesse an einer Onlineterminvergabe ist gestiegen
51 Prozent der Befragten sehen die Terminvergabe über das Internet als „sehr wichtig“ oder “wichtig“ an – in der letzten Befragung 2022 waren dies nur 31 Prozent. GKV-Versicherte haben aber Bedenken, dass ihre eigenen persönlichen Daten zweckentfremdet verwendet werden könnten, und dass gerade kommerzielle Anbieter Privatversicherte bei der Terminvergabe bevorzugen. Dementsprechend würden 57 Prozent eine Online-Terminvermittlung durch nicht-kommerzielle Anbieter bevorzugen – nur 10 Prozent sehen das nicht so.
GKV-SV: Versorgung an moderne Lebens- und Arbeitswelt anpassen
Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende beim GKV-Spitzenverband: „In unserer Versichertenbefragung wird erneut deutlich, dass Patientinnen und Patienten sich eine ambulante Versorgung wünschen, die die Bedürfnisse der modernen Lebens- und Arbeitswelt berücksichtigt. Dazu gehören kürzere Wartezeiten für Facharztpraxen sowie flexible Öffnungszeiten in den Praxen allgemein. Positiv ist hervorzuheben, dass die Terminvergabe bei Hausärztinnen und Hausärzten wesentlich schneller erfolgt.“
Kassen wollen tagesaktuelles Online-Portal für GKV-Termine
Für eine verbesserte Terminvergabe schlagen die Kassen eine gesetzliche Regelung vor, nach der alle Arztpraxen einen festzulegenden Anteil ihrer GKV-Termine tagesaktuell auf einem Onlineportal zur Verfügung stellen. „So ein Portal würde zum einen Transparenz über Terminoptionen erreichen, zum anderen könnten dann insbesondere auch Krankenkassen Termine für ihre Versicherten vermitteln. Wer echte Gleichbehandlung will, sollte dafür sorgen, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist“, so die GKV-SV-Vorständin.
Stoff-Ahnis: „Diskriminierung von GKV-Versicherten nicht länger hinnehmen“
Stoff-Ahnis: „75 Millionen Menschen in diesem Land sind gesetzlich versichert. Zu einer bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten Versorgung gehört, dass sie einen Arzttermin bekommen, wenn sie ihn aus medizinischen Gründen brauchen und nicht irgendwann. Insbesondere für die 90 Prozent der Bevölkerung, die gesetzlich versichert sind, ist deutlich Luft nach oben. Die Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe werden wir nicht länger hinnehmen.“
Digitalisierung positiv, Kassen wollen in Terminvereinbarung einsteigen
Positiv wird die Digitalisierung in der ambulanten Versorgung bewertet, sie mache die Angebotsstrukturen deutlich flexibler. Digitale Terminvermittlungsplattformen übernehmen immer häufiger Koordinations- und Verwaltungsaufgaben in der ärztlichen Praxis und entlasteten das Personal.
Aber auch hier wollen die Kassen eigene Angebote machen (und damit auch Zugriff auf die Terminvermittlung bekommen). „Die Versicherten wünschen sich offensichtlich eine Vermittlungsalternative durch nicht kommerzielle Anbieter. Wir schlagen hierfür ein Onlineportal vor, dass tagesaktuell freie Sprechstundentermine für GKV-Versicherte anbietet. Auf dieser Basis würden dann auch Krankenkassen eigenständig Arzttermine vermitteln können.“
Hintergrund GKV-Versichertenbefragung - Datenbasis und StudiendesignBefragt wurden 3.512 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 80 Jahren im Zeitraum vom 05.03.2024 bis 29.04.2024 über ein Onlinepanel. Durchgeführt hat die Befragung die Marktforschungsfirma Management Consult Dr. Eisele & Dr. Noll GmbH (Mannheim) im Auftrag des GKV-Spitzenverbands. Die Stichprobe ist laut GKV-SV repräsentativ für die Grundgesamtheit nach folgenden Kriterien: Alter, Geschlecht, siedlungsstruktureller Regionstyp, Bundesland, Bildungsstand, Haushaltsnettoeinkommen und Versicherungsstatus. Alle Angaben beziehen sich ausschließlich auf GKV-Versicherte.