Obschon – coronabedingt – 2020 kein Young ITI Meeting stattfand, vermochte die 12. Ausgabe dieses einzigartigen Fortbildungsformats der deutschen ITI-Sektion überaus erfolgreich und nahtlos an das 11. Young-ITI-Meeting 2019 in Berlin anzuknüpfen. Das in der Hauptstadt 2019 erstmals durchgeführte neue Konzept interaktiver Fortbildung wurde nunmehr in Form eines „Bootcamps Implantologie“ weiterentwickelt und ausgebaut.
Die Hanse- und Weltstadt Hamburg war Gastgeber des 12. Young-ITI und mit dem stylischen Side-Hotel konnte (erneut) eine einzigartige Location gefunden werden. Mit 70 Teilnehmenden war das Young ITI Meeting zudem komplett ausgebucht. Mehr noch: Eine lange Warteliste zeigte, wie attraktiv dieses Format gerade für jüngere Kolleginnen und Kollegen ist. Trotz dieses erfreulichen Interesses konnten keine weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt werden, da dies die Abstandsregelungen nicht zuließen.
Treu geblieben ist sich das Young ITI Meeting in dem Anspruch durchaus auch kontrovers in den Dialog zu treten und sich ausschließlich aktuellen Themen der Implantologie zu widmen. Nicht nur das fachliche Programm und die interaktiven Workshops stießen bei der vornehmlich jüngeren Teilnehmerschaft auf große Begeisterung, auch das einzigartige Ambiente hinterließ positive Eindrücke. Da war zudem genug Zeit zum Netzwerken und für den Austausch – wurde doch am Ende des ersten Fortbildungstags auf der Dachterrasse des SIDE Hotels, im 8. Stock mit einem grandiosen Blick über Hamburg, ein Flying Buffet angeboten, zudem sorgte ein DJ für beste Unterhaltung und eine entspannte Atmosphäre.
Die Moderation der Fortbildungsveranstaltung oblag Dr. Frederic Kaufmann. Der zweite Fortbildungstag begann mit einem Vortrag zum Thema Aligner-Therapie. Woo-Ttum Bittner aus Berlin stellte klar, dass ein erfolgreiches Vorgehen hier an ein ideales Zusammenspiel von Funktion, Indikation und Therapie gebunden sei, um ein ästhetisch zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.
Es folgte ein Beitrag zum wissenschaftlichen Programm, der über den zahnärztlichen Tellerrand blickte – abgerundet wurde das Meeting mit einem besonderen Vortrag von Stephanie Rascher „Sicherheit in komplexen Arbeitswelten – was man in der Zahnmedizin von Piloten lernen kann?“. Und hier war nicht nur die Fähigkeit zum Troubleshooting gemeint, auch Ansprüche an Strategie, Planung und Können zeigen bemerkenswerte Parallelen zwischen den beiden Bereichen.
Theorie und Praxis kompakt im Workshop
Ein Ziel des Bootcamps war, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, praktische Fähigkeiten in kleinen Gruppen zu trainieren. So konnten sie sich für einen von fünf Hands-On-Workshops entscheiden. Das erwähnt Konzept ging voll auf, denn für die sehr praxisnahen Workshops gab es durchgehend ein sehr gutes Feedback.
Implantatprothetik – analog vs. digital: Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren in verschiedensten Bereichen des täglichen Lebens und im Speziellen auch in der Zahnmedizin Einzug gehalten. Und so stellten Florian Kernen und Vincent Fehmer grundlegende Technologien wie 3D Imaging im Bereich der digitalen Diagnostik und computer-gestützten, geführten Chirurgie und CAD/CAM Techniken ausführlich vor.
Diese digitalen Optionen bieten im Rahmen der zahn- und implantatgetragenen Prothetik auf zahlreichen Ebenen erhebliche Vorteile und so konnten konventionelle und digitale Therapie- und Planungsschritte gegeneinander abgewogen und ein prothetisches Konzept für den klinischen Alltag basierend auf den aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen vorgestellt werden.
Implantatchirurgie – analog vs. digital: Daniel Bäumer und Tabea Flügge erläuterten, welche Wege es für die chirurgische Aufbereitung des Implantatbetts und für die Insertion von Implantaten gibt. Mit faszinierenden und hervorragend dokumentierten Fallbeispielen vermochte das Referentenduo die Spannweite vom vollständig freihändigen Vorgehen bis hin zum vollständig von einer Bohrschablone geführten
Vorgehen darzustellen und zu bewerten. Schwerpunkt war es alle Möglichkeiten und Zwischenschritte und thematisieren, sowie die Vorteile und Einschränkungen der vorhanden Arbeitsabläufe darzustellen.
Titan vs. Zirkon, Hands-on einteilig und zweiteilig: Mit Stefan Röhling referierte hier einer der Wissenschaftler und Praktiker, der wie kaum ein anderer die Etablierung von Zirkondioxidimplantaten begleitet und forciert hat. Als Co-Referentin fungierte Carolin Stolzer. Fazit: Beeinflusst von steigenden Nachfragen von Seiten der Patienten und nicht zuletzt aufgrund der evidenzbasierten Behandlung dieses Themenbereichs haben sich Keramikimplantate als Alternative zu Titanimplantaten von einer Randerscheinung zu einem ernst zu nehmenden Faktor in der zahnärztlichen Implantologie entwickelt.
Durch klinisch relevante Hintergrundinformationen und zahlreiche Fallbeispiele wurden alle kritischen Fragen in Bezug auf ein- und zweiteilige Keramikimplantate beantwortet und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein praxistaugliches Konzept zur verlässlichen klinischen Anwendung vermittelt.
Augmentation versus. dimensionsreduzierte Implantate: Der Mund- Kiefer- und Gesichtschirurg Eik Schiegnitz und der Oralchirurg Robert Würdinger vertraten durchaus unterschiedliche Standpunkte, waren sich in der Wertung letztlich aber doch einig: Wann macht es Sinn zu augmentieren? Brauchen wir in Zeiten immer besser werdender dimensionsreduzierter Implantate überhaupt noch Knochenaugmentationen?
In ihrem Workshop gingen beide kritisch auf die Möglichkeiten und Grenzen der Augmentation und dimensionsreduzierter Implantate ein. Und tatsächlich – beide Therapieansätze haben ihre Berechtigung, denn es kommt auch auf eine patientenindividuelle Beurteilung an.
Weichgewebe um Implantate: Ein Themenbereich, in dem Christian Schmitt und Federic Kauffmann seit Jahren sehr erfolgreich unterwegs sind. Sie stellten die Frage: Was tun, wenn der Knochen perfekt, das Implantat ideal positioniert ist, aber das Weichgewebe dünn und nicht keratinisiert ist?
Der Lösungsansatz wurde überaus praxisnah und interaktiv vermittelt, und zwar in Form von Hands-On-Übungen zur Optimierung des Weichgewebes mit und ohne Ersatzmaterialien. Und dies alles mit dem Ziel, ein ideales Ergebnis zu erreichen und Komplikationen zu vermeiden.
Bootcamp-Implantologie – das Fazit
Hamburg und das Bootcamp Implantologie waren definitiv eine Reise wert – zufrieden konnten das Young ITI Team mit Dr. Daniel Bäumer (Lindau), Prof. Tabea Flügge (Berlin), Dr. Frederic Kauffmann (Düsseldorf), PD Stefan Röhling (München), PD Christian Schmitt (München) und Dr. Robert Wüdinger (Marburg) auf zwei mit aktuellen Informationen, hochkarätigen Referaten und spannenden Workshops wohl gefüllte Fortbildungstage zurückblicken.
Young-ITI läuft! Freuen wir uns auf die 13. Auflage!
Dr. Georg Bach, Communications Officer der Deutschen ITI Sektion, Freiburg im Breisgau