Der Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) wird künftig den Austausch von sensiblen Informationen im Gesundheitswesen erleichtern. Damit KIM zum Einsatz kommt, benötigen medizinischen Einrichtungen unter anderem einen E-Health-Konnektor. Zudem ist KIM ab 1. Juli 2020 das einzige zulässige Verfahren, um die Übermittlung von E-Arztbriefen vergütet zu bekommen. Jetzt wird der Feldtest vorbereitet.
„Bevor der E-Health-Konnektor flächendeckend zur Verfügung stehen kann, wird in einem standardisierten Feldtest untersucht, ob Gerät und die dazugehörigen Prozesse störungsfrei im realen Praxisalltag funktionieren. Für den Feldtest hat die Gematik dem E-Health-Konnektor der CompuGroup Medical Deutschland AG eine Zulassung erteilt“, so die Gematik Anfang April.
Software-Update macht Konnektor KIM-tauglich
„Mit KIM hält der sichere sektorenübergreifende Datenaustausch Einzug in den Versorgungsalltag. Neben medizinischen Dokumenten können künftig Verwaltungs- und Meldedaten über KIM zuverlässig und sicher übertragen werden – zum Nutzen aller Beteiligten“, erklärt Thomas Jenzen, Projektleiter der Gematik. Über ein Software-Update wird der Konnektor KoCoBox MED+ zum E-Health-Konnektor und kann für KIM genutzt werden.
Ist bei allen Testteilnehmern das erforderliche Update eingespielt, beginnt der eigentliche Feldtest. An diesem nehmen die vier Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Berlin, Nordrhein, Baden-Württemberg und Bayern, jeweils vier Zahnärzte aus diesen Regionen, 50 Ärzte aus dem Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein sowie ein Krankenhaus in Aachen teil.
Zahnärzte testen auch elektronischen Heilberufsausweis
Neben KIM testen die teilnehmenden Zahnärzte auch Funktionen des elektronischen Heilberufsausweises: die Qualifizierte elektronische Signatur sowie die Anmeldung an die Portale der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, so die Gematik.
Um die bundesweite „Produktivzulassung“ zu erhalten, müssten die Hersteller zusätzlich zu einem erfolgreich abgeschlossenen Feldtest nachweisen, dass das Gerät funktional, interoperabel und sicher ist. Die Zulassung erfolge ebenfalls über ein Software-Update für Konnektoren und Praxisverwaltungssysteme. „Ein Austausch von Geräten ist nicht notwendig“, so die Gematik.
CGM stattet Testeinrichtungen aus
Getestet werden wird KIM in 50 Arztpraxen, 16 Zahnarztpraxen, vier KZVen und einem Krankenhaus, so die CompuGroup Medical Deutschland AG (CGM) in Koblenz. Anfang April haben die notwendigen Installationsarbeiten in den teilnehmenden Einrichtungen begonnen.
„Es ist ein tägliches Problem, dass viele Ärzte und Praxismitarbeiter kennen: Der Arztbrief des Kollegen ist entweder nicht auffindbar oder das gefaxte Dokument ist von so schlechter Qualität, dass es nicht entziffert werden kann. Die Informationen werden jedoch gerade dringend für das Patientengespräch und die weitere Behandlung benötigt. Auf der anderen Seite müssen Formulare erst aufwendig gedruckt und dann per Brief an den weiterbehandelnden Kollegen versendet werden. Dabei sind alle benötigten Daten bereits im Arztinformationssystem hinterlegt und es ist klar, dass die Daten auch auf der Empfängerseite in digitalisierter Form benötigt werden. Die Folge ist, dass Dokumente immer wieder erfasst, gedruckt, versendet, gescannt und erneut erfasst werden müssen. Ein nicht enden wollender Kreislauf und unnötiger Arbeitsaufwand im sowieso schon dicht gepackten Praxisbetrieb. Genau hier trägt künftig der neue Kommunikationsstandard KIM zu einer grundlegenden Verbesserung bei“, erläutert CGM.
Barrierefrei, authentisch und vertraulich kommunizieren
KIM ermöglichet eine barrierefreie, authentische und vertrauliche Kommunikation zwischen allen Teilnehmern der Telematikinfrastruktur (TI). Nachrichten und medizinische Dokumente können über den elektronischen Heilberufsausweis oder die Praxis- beziehungsweise Institutionskarte (SMC-B) zuerst signiert und dann über eine verschlüsselte E-Mail sicher ausgetauscht werden.
Die Übermittlung von elektronischen Arztbriefen wird als erste Anwendung zur Verfügung stehen. Daneben soll künftig der Versand von elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU), Heil- und Kostenplänen, weiteren Formularen, Befunden, Bescheiden, Abrechnungen oder Röntgenbildern über KIM erfolgen.
KZVen Berlin, Nordrhein. Baden-Württemberg und Bayern dabei
In enger Zusammenarbeit mit der KV Nordrhein sowie den KZVen Berlin, Nordrhein, Baden-Württemberg und Bayerns werde der neue Kommunikationsstandard ab sofort von Ärzten, Zahnärzten, KZVen und einem Krankenhaus getestet. Durchgeführt werden die jetzt gestarteten Installationen von speziell geschulten und zertifizierten Technikern der CompuGroup Medical Deutschland AG (CGM).
„Mit KIM haben wir schon bald eine weitere Fachanwendung in der TI, die Leistungserbringer einen direkten Mehrwert bieten kann. KIM wird den Informationsaustausch aller am medizinischen Behandlungsprozess beteiligten Akteure erleichtern, beschleunigen und vor allem sicherer machen“, erwartet Dr. Eckart Pech, CGM-Vorstand des Bereichs Consumer and Health Management Information Systems. „Die Zulassung und der Beginn der Installationen sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg all unseren Kunden und Partnern die neue Kommunikation im Medizinwesen bereitzustellen.“
E-Mail-Funktion im Informationssystem genutzt
Für die Nutzung von KIM könne jedes Arzt- oder Zahnarztinformationssystem bzw. jedes Apothekenverwaltungssystem und Krankenhausinformationssystem mit einer E-Mail-Funktion oder einer herkömmlichen E-Mail-Anwendung verwendet werden. KIM verschlüsselt und signiert die E-Mails automatisiert im Hintergrund. Allen Anwendern, die ein Informationssystem der CGM einsetzen, werde die Funktion nach erfolgreichem Abschluss des Feldtests über ein Update zur Verfügung gestellt, so CGM.
Quellen: Pressemitteilungen der Gematik und der CGM