Das Faxgerät ist aus deutschen Arzt- und Zahnarztpraxen und Gesundheitseinrichtungen nicht wegzudenken – und wird es auf absehbare Zeit auch nicht sein, wenn man die Ergebnisse einer aktuellen Befragung des Ärztenachrichtendienstes („Änd“) sieht. 77 Prozent der mehr als 650 Ärztinnen und Ärzte, die an der Umfrage teilgenommen haben, nutzen das Faxgerät in ihrer Praxis noch regelmäßig.
Anlass für die Umfrage war das zum 1. Januar 2025 in Österreich in Kraft getretene Verbot, Daten im Gesundheitswesen über Faxgeräte zu verschicken. Diese Regelung habe die österreichischen Gesundheitseinrichtungen „kalt erwischt“, wie das Technikportal Heise.de berichtet. Da die digitalen Alternativen Probleme hatten, seien eilige Befunde und Röntgenbilder auf CD oder USB-Stick per Taxi oder Rettungsdienst transportiet worden. Ohnehin kommt die Digitalisierung im Gesundheitswesen im Nachbarland nur mühsam voran, die ELGA genannte elektronische Gesundheitsakte funktioniere auch acht Jahre nach ihrer Einführung nicht, berichtet Heise. Zahnärzte seien auf absehbare Zeit davon ohnehin ausgenommen.
Datenschützer sehen Faxgeräte und auch Fax-to-Mail kritisch
Auch hierzulande ist das Fax bei den Datenschützern und Datenschutzbeauftragten in der Kritik, zu einem Verbot ist es aber bislang nicht gekommen. Die dazu vom „Änd“ befragte Bundesdatenschutzbeauftragte Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ließ ihr Haus so antworten: „Ein Telefax wird über einen Sprach-Kanal übertragen, heute also über eine VoIP-Verbindung. Insofern hängt die Sicherheit von der Vertrauenswürdigkeit der beteiligten Netzbetreiber ab. Hinzu kommt, dass nicht mehr jeder Empfänger ein Fax-Gerät nutzt, sondern häufig ein sogenanntes Fax-to-E-Mail Gateway verwendet wird. In diesem Fall treten die Sicherheitsrisiken der E-Mail-Kommunikation hinzu. Dies ist für den Absender aber nicht erkennbar. Es ist also nicht empfehlenswert, besonders sensible Daten per Telefax zu versenden.“ Die Entscheidung über ein mögliches Verbot von Faxgeräten liege zudem nicht in der Zuständigkeit der Datenschutzbeauftragten.
77 Prozent nutzen Fax für Befunde und Laborergebnisse
Bei den Ärztinnen und Ärzten, die an der aktuellen Umfrage des Ärztenachrichtendienstes teilgenommen haben, wird das Fax am häufigsten für das Übermitteln von Befunden oder Laborergebnissen genutzt (77 Prozent), für die Kommunikation mit Krankenhäusern und Kassen (62 beziehungsweise 44 Prozent) und die Rezeptübermittlung unter anderem an Pflegedienste und Seniorenheime verwendet. Dabei vertrauen die Ärzte zu gut einem Drittel dem Fax eher und halten sie für sicherer als die digitalen Alternativen. So halten auch 75 Prozent das Fax für ein weiterhin unverzichtbares Kommunikationsmittel, obwohl 59 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch regelmäßig den sicheren KIM-Dienst der Telematikinfrastruktur nutzen. Über den sind allerdings noch nicht alle Einrichtungen im Gesundheitswesen zu erreichen und auch das Versenden von größeren Bilddaten war zeitweise noch nicht möglich.
Digitale Alternativen für viele zu zeitaufwendig
Als Gründe dafür, das Fax noch nicht abzuschaffen, werden daher auch Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Praxen/Kliniken, ein hoher Zeitaufwand für digitale Alternativen, eine fehlende einheitliche digitale Infrastruktur und technische Probleme bei bestehenden digitalen Systemen genannt. Immerhin 37 Prozent haben bei den digitalen Lösungen Sicherheitsbedenken.
In Zahnarztpraxen weniger Fax-Bedarf
Diese Zahlen dürften sich nicht vergleichbar auf Zahnarztpraxen übertragen lassen, bei denen mit dem Elektronischen Beantragungs- und Genehmigungsverfahren – Zahnärzte (EBZ) seit Anfang 2023 in der vertragszahnärztlichen Versorgung eine TI-Anwendung über KIM Pflicht ist. Der Datenaustausch und die Kommunikation mit den Krankenkassen erfolgen dabei direkt aus dem Praxisverwaltungssystem. Auch werden ohnehin weniger Dokumente mit anderen Praxen und Einrichtungen im Gesundheitswesen ausgetauscht als in Arztpraxen.