Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat kürzlich die aktuellen Zahlen zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bei Zahnarztpraxen veröffentlicht (Quintessence News berichtete). Außerdem kündigte die BZÄK eine bundesweite ZFA-Azubi-Kampagne an, die im Januar 2024 starten wird. Konstantin von Laffert, Vizepräsident der BZÄK, gab Quintessence News zum Thema ZFA und Ausbildung im Interview Auskunft.
Vorausgesetzt, alle derzeitigen ZFA-Azubis bleiben im Beruf: Inwieweit wäre die angespannte Situation des Fachkräftemangels damit entschärft?
Konstantin von Laffert: Das würde uns schon sehr helfen, zumindest wäre die Situation des Fachkräftemangels weniger angespannt, denn die Zahl der Ausbildungsverträge ist weiterhin auf gutem Niveau stabil. Insofern müssen wir Anreize setzen, die die frisch ausgelernten ZFA in den Praxen halten und ihnen dort Perspektiven aufzeigen.
Wie hoch ist die Durchfallquote bei den Abschlussprüfungen?
von Laffert: Die Erfolgsquote bei Abschussprüfungen lag bei den ZFA-Auszubildenden im Jahr 2022 laut Destatis bei 83,4 Prozent und damit unterhalb der Ergebnisse der anderen Ausbildungsberufe bei den Freien Berufen insgesamt (86,3 Prozent). Darüber hinaus wird leider auch nicht jede begonnene Ausbildung abgeschlossen.
Auch wenn die Anzahl der ZFA-Azubis nur leicht gesunken ist: Ist die neue Ausbildungsverordnung eine Hemmschwelle für die Ausbildung?
von Laffert: Dazu gibt es leider keine Daten, da die neue AusbVO erst seit einem Jahr in Kraft ist.
„Der Beruf der ZFA bietet ein großes Potenzial zur beruflichen Weiterentwicklung“
Wie könnten die Azubis auch nach der Ausbildung in der Praxis gehalten werden beziehungsweise wie kann man der Abwanderung in andere Berufe gegensteuern?
von Laffert: Eine Steigerung der Attraktivität des Berufes ZFA, mehr Wertschätzung, eine Erhöhung der Zahl qualifizierter Bewerberinnen und Bewerber, die wirklich wissen, was sie in diesem Beruf erwartet, und die Verringerung der Abbrecherquote sind wichtige Bausteine.
Es muss auch immer wieder deutlich gemacht werden: Der Beruf der ZFA bietet ein großes Potenzial zur beruflichen Weiterentwicklung. Auch die Karrierechancen sind ein wichtiges Argument, das für diesen vielseitigen Beruf spricht.
Die Vergütungssysteme der zahnärztlichen Versorgung BEMA und GOZ müssen die Leistungen des ZFA-Berufs stärker abbilden und die aktuelle Entwicklung bei den Personalkosten adäquat berücksichtigen. Die Zahnarztpraxen als Arbeitgeber erhalten nur so die notwendigen Spielräume für Gehaltssteigerungen und bleiben als Arbeitgeber konkurrenzfähig.
Die Budgetierung des Praxiseinkommens durch das GKV-FinStG muss zurückgenommen werden, damit die Zahnarztpraxen bei der Lohnentwicklung wieder konkurrenzfähig werden.
Jugendliche für eine Ausbildung begeistern
Was beinhaltet die angekündigte ZFA-Azubi-Kampagne?
von Laffert: Die Kampagne soll für ein besseres Image des ZFA-Berufs sorgen und Jugendliche für eine Ausbildung begeistern.
Kern ist die Zusammenarbeit mit Influencern. Denn diese sprechen die Sprache der Zielgruppe und produzieren authentische Videos, haben eine hohe Reichweite von 500.000 bis 6,5 Millionen Followern und genießen ein hohes Vertrauen in ihrer Fangemeinde.
Sie machen zum Beispiel ein Tagespraktikum in einer Praxis und berichten darüber.
Ergänzend richtet sich die Kampagne seit 2022 auch an die Eltern der potenziellen Auszubildenden. Und das auf deren Kanälen: mit Werbeanzeigen bei Facebook und Instagram sowie in Online-Frauenmagazinen. Denn Eltern, vor allem Mütter, haben einen hohen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder, weshalb auch sie für den Beruf begeistert werden müssen.
Welche Kammern beteiligen sich an der Kampagne?
von Laffert: Derzeit beteiligen sich die Zahnärztekammern aus Nordrhein, Niedersachsen, Berlin und Hessen, ab 2024 wird sie dann als bundesweite Kampagne laufen.
Welche Laufzeit ist geplant?
von Laffert: Ab Januar 2024 wird die Kampagne bundesweit unter dem Dach der Bundeszahnärztekammer fortgeführt. Im August 2024 ist eine Evaluation angedacht und die Planung für die Fortführung in 2025.