Forschende der Uniklinik Düsseldorf haben die erste klinisch validierte Zahnschiene entwickelt, die bei der Diagnose von nächtlichem Knirschen hilft. Die Neuentwicklung wurde nun mit dem renommierten Preis gewürdigt.
Für ihre Forschungsarbeit wurde Prof. Dr. Michelle Ommerborn und ihr Team der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie der Universitätsklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in einer interdisziplinären Kooperation mit Dr. Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf mit dem Wrigley Prophylaxe Preis 2021 ausgezeichnet (Mehr dazu auf Quintessenz News). Die Gesundheitsinitiative Wrigley Oral Healthcare Program (WOHP) zeichnet unter Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) Forschende und Praktizierende in der Zahnmedizin und ihre herausragenden Projekte aus: Prof. Ommerborn forscht seit Jahren zum Bruxismus und hat die Spezialfolie Diabrux mitentwickelt, welche die Diagnose von Schlafbruxismus zuverlässig und reproduzierbar ermöglicht und gleichzeitig die Stärke des Knirschens misst.
Preiswürdig: Diabrux ermöglicht Diagnose im frühen Stadium
Patienten mit Bruxismus knirschen: Sie beißen unwillkürlich die Zähne aufeinander oder machen mahlende Bewegungen. Kopfschmerzen, Verspannungen und Kieferschmerzen können die Folge sein, die Zahnsubstanz wird nachhaltig geschädigt. Das Problem: Betroffene erhalten häufig erst eine Diagnose, wenn bereits Schäden an den Zähnen entstanden sind. Mit der Zahnschiene Diabrux lässt sich bereits im frühen Stadium abschätzen, wie stark Betroffene nachts knirschen. Die weniger als ein Millimeter dünne Folie kann bequem nachts als Zahnschiene getragen werden, eine Beobachtung im Schlaflabor ist nicht mehr notwendig.
Knirschen hinterlässt Spuren – eine Software wertet diese aus
Die Folie von Diabrux besteht aus mehreren farbigen Schichten, von denen mit jeder mahlenden Bewegung mit den Zähnen Material abgerieben wird. „Je nach bruxistischer Aktivität zeigt sich ein anderes farbiges Muster. Durch das Farbbild können wir erkennen, in welchen Bereichen Bewegung stattfindet und Zahnsubstanz abgetragen wird“, erläutert Ommerborn den neuartigen Ansatz. Die nächtliche Knirschaktivität hinterlässt Spuren auf der Folie, die individuell ausgewertet werden können: „Wir haben speziell für Diabrux eine Software mit Bildverarbeitungsalgorithmus entwickelt. Die Analyse geschieht vollautomatisch“, so die Zahnmedizinerin. Das mache die Auswertung objektiv und erlaube eine quantitative Einschätzung. Zudem bildet die Folie bereits kleinste Knirschaktivitäten ab und ermöglicht so eine frühzeitige Therapie. Zahnärztinnen und Zahnärzte könnten Diabrux bei der Versorgung ihrer Bruxismuspatienten nutzen, um kostenintensive Folgeschäden – beispielsweise bei Zahnersatz – zu vermeiden.
Diabrux in klinischer Studie erfolgreich validiert – Marktpotenzial bestätigt
Das enorme Marktpotenzial der Diabrux-Folie wurde auch im Rahmen der NRW-Patent-Validierung bestätigt. Mit der Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen werden ausgewählte Projekte mit relevantem Marktpotenzial zielgerichtet gefördert und weiterentwickelt. PROvendis unterstützte die Forschenden bei der Antragsstellung für die Anschubförderung, durch die das Projekt einen weiteren Schritt Richtung Marktreife gehen konnte. Mit der Förderung war eine Doppelblindstudie möglich, die erfolgreich abgeschlossen wurde. Wer knirscht und wer nicht, ließ sich eindeutig unterscheiden. Die Testpersonen wurden auch mittels Polysomnographie im Schlaflabor, dem wissenschaftlichen und international anerkannten Goldstandard, untersucht. Sowohl hinsichtlich der Sensitivität als auch der Spezifität zeigte Diabrux gute Ergebnisse. Diabrux ist damit die erste Schiene zur Diagnose von Bruxismus, die auch in einer klinischen Studie validiert wurde.
Nun gilt es, die Diabrux-Folie auf den Markt zu bringen. Nachfragen von der Zahnärzteschaft gibt es bereits. Im Rahmen von NRW Hochschul-IP, dem Verbund für Intellectual Property (IP) von 28 nordrhein-westfälischen Hochschulen, ist PROvendis für die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf der Suche nach einem Unternehmen, das die patentierte Erfindung lizenziert, sodass Diabrux schon bald in der zahnärztlichen Praxis verwendet werden kann. Das Technologieangebot finden Sie hier.
Zahnärztinnen und Zahnärzte könnten Diabrux bei der Versorgung ihrer zähneknirschenden Patienten nutzen, um kostenintensive Folgeschäden – beispielsweise bei Zahnersatz – zu vermeiden.