Die zunehmende Bedeutung und rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde fachlich und wissenschaftlich zu begleiten – dieses Ziel hat sich der Arbeitskreis Artificial Intelligence in Dental Medicine (AIDM) in der DGZMK gesetzt. Gegründet wurde er am 8. November 2019 auf dem Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Zahnärztetags in Frankfurt (Main).
Zum 1. Vorsitzenden wurde von den Gründungsmitgliedern Prof. Dr. Falk Schwendicke (Charité Berlin) gewählt. Er wird im Vorstand durch den 2. Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. Bernd Stadlinger (Uni Zürich) und den Schriftleiter Prof. Dr. Michael Bornstein (ab Januar in Basel) unterstützt.
Wissenschaftliche und ethische Standards schaffen
Die Gründung des AK AIDM ist der Arbeit eines Dutzends Gründungsmitglieder (siehe Kasten) zu verdanken, von denen sich viele bereits auf dem „1st International Consensus Meeting on AI in Dentistry“ im Januar 2019 in Berlin kennengelernt haben. Ziel der Gründer ist es, die rasante Entwicklung von KI-Anwendungen wissenschaftlich und politisch zu begleiten, um sinnvolle Anwendung medizinisch getrieben und nicht rein wirtschaftlichen Interessen folgend an den Patienten zu bringen. Dazu sollen wissenschaftliche und ethische Standards für die Entwicklung und die Anwendung von KI-basierten Assistenzsystemen diskutiert und geschaffen werden.
Ein zentraler Faktor solcher Systeme ist die Qualität der verwendeten Trainingsdaten. „Entscheidende Fragen sind: Wie gut sind diese Daten? Wie sauber sind diese Daten? Wie viele Experten gucken vorher drauf? Wie generalisierbar sind diese Daten?“, so Prof. Schwendicke.
Video-Interview mit Prof. Falk Schwendicke zur Gründung des AK AIDM beim Deutschen Zahnärztetag 2019 (Video: Quintessence News)
Ein weiteres Ziel des AK ist es, die Zahnärzteschaft bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI als assistierendem System zu sensibilisieren. Es sollen grundlegende Prinzipien von KI-Systemen vermittelt werden, um Zahnmediziner in die Lage zu versetzen, assistierende Systeme kritisch hinterfragen zu können.
Gründungsmitglieder des AK AIDM (in alphabetischer Reihenfolge)
• Dr. Alexander Ammann, Quintessence Publishing
• Prof. Dr. Florian Beuer MME, Charité Berlin, Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre
• Jaroslav Bláha, Dipl. Informatiker, CEO und Co-Founder cellmatiQ
• Prof. Dr. Michael Bornstein, ab 1. Januar. 2020 an der Uni Basel, Oral Health in Medicine
• Prof. Dr. Christoph Peter Bourauel, Uni Bonn, Oralmedizinische Technologie
• Dr. Julian Boldt, Uni Würzburg, Zahnärztliche Prothetik
• Dr. Fabian Langenbach, Quintessence Publishing
• Prof. Dr. Falk Schwendicke MDPH, Charité Berlin, Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin
• Dr. Gordan Sistig, Mitglied des Vorstands, Landeszahnärztekammer Westfalen-Lippe
• Prof. Dr. Dr. Bernd Stadlinger, Uni Zürich, Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgie
• Dr. Sameh Talaat, Uni Bonn, Oralmedizinische Technologie
• PD Dr. Paul Weigl, Uni Frankfurt (Main), Postgraduate Education, Zahnärztliche Prothetik
Enge Kooperation mit Fachgesellschaften und Organisationen
Da sich die KI in den nächsten Jahren zunehmend zu einer Kerntechnologie für viele Bereiche der Zahnmedizin entwickeln wird, strebt der AK eine enge Kooperation mit anderen zahnmedizinischen Fachgesellschaften und Arbeitskreisen an. Auch eine Zusammenarbeit mit der WHO und der „International Telecommunications Unit (ITU)“ ist geplant, unter anderem, weil hier bereits eine Plattform für Regierung, Industrie und Wissenschaft besteht, um ein gemeinsames Verständnis der Fähigkeiten neuer KI-Technologien und des daraus resultierenden Bedarfs an technischer Standardisierung und politischer Orientierung zu entwickeln.
Aktuelle und zukünftige Bedeutung von KI
Welche Bedeutung die KI in Medizin und Zahnmedizin schon hat und haben wird, zeigte sich im wissenschaftlichen Programm des Kongresses in Frankfurt an mehreren Stellen. So wurde der Kongress von Prof. Dr. Wolfgang Wahlster mit dem Vortrag „Künstliche Intelligenz in der Medizin: Vision – Hype – Realität“ eröffnet. Kurze Zeit später setzte sich dann auch das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin intensiv mit ethischen Fragen zum Einsatz von KI auseinander.
Anwendungen längst im Alltag angekommen
Bereits auf der Internationalen Dental-Schau (IDS) im März 2019 zeigte sich, dass KI-Anwendungen längst im Alltag der Zahnmedizin angekommen sind. Viele Unternehmen erklärten, ihre Produkteigenschaften mit KI-Modulen verbessert zu haben und Lernende Systeme zur Verbesserung von Produkten und Services zu verwenden. Seitdem vergeht kaum ein Monat ohne die Einführung eines neuen Assistenzsystems zur Therapieplanung und Diagnose.
Der AK AIDM möchte diese Entwicklung begleiten und aktiv mitgestalten. Dazu sind Interessenten aus Zahnmedizin, Wissenschaft, Politik und Unternehmen herzlich eingeladen.
Mitglied werden
Die Mitgliedschaft im AK AIDM ist kostenlos, setzt jedoch die Mitgliedschaft in der DGZMK voraus. DGZMK Mitglieder füllen die Beitrittserklärung für die Fachgruppierungen aus. Wer noch kein DGZMK Mitglied ist, füllt zunächst die Beitrittserklärung für Zahnmediziner oder die Beitrittserklärung für Nichtakademiker aus.