Dr. Ahmad Hagar, niedergelassener Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, hat seine Praxis in Freiburg von Anfang an als volldigitale Praxis etabliert: Statt mit herkömmlichen Abdrücken arbeitet er ausschließlich mit digitalen Scans. Gemeinsam mit Stefan Zechser, Manager Clinical Support DACH bei Align Technology, steht der digital versierte Kieferorthopäde und als besonders erfahren klassifizierte „Invisalign Diamond Provider“ Rede und Antwort zur brandneuen ClinCheck Pro 6.0 Software.
Dr. Hagar, Sie sind einer der ersten Anwender in Deutschland, der die aktuelle Version der ClinCheck Software für Kieferorthopäden in der Praxis erproben konnte. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen und Eindrücke?
Dr. Ahmad Hagar: Als von Beginn meiner Praxisgründung an mit digitaler Technologie arbeitender Kieferorthopäde schätze ich die gewonnene Flexibilität, die mir das neueste Software-Update bietet, enorm. Es war einfach an der Zeit für eine Entwicklung dieser Art: Die cloudbasierte Behandlungsplanung ermöglicht mir, jederzeit und von überall auf die Software zuzugreifen – ob vom Laptop, PC oder Tablet.
Stefan Zechser: Mit unserer neuen ClinCheck Pro Software wollen wir Anwendern des Invisalign Systems die Möglichkeit geben, jederzeit und überall auf ihre Behandlungspläne zuzugreifen und alle Funktionalitäten und Vorteile bei der Planung und Visualisierung zu nutzen – unabhängig davon, welche Hardware sie nutzen.
Die aktuelle Version der ClinCheck Software verfügt über ein In-Face Visualisierungstool. Was bedeutet dies genau?
Hagar: Das In-Face Visualisierungstool ist für mich in erster Linie ein „1A-Überzeugungstool“: Es ist für die ärztliche Behandlungsplanung und für die Interaktion mit den Patienten in meiner digitalen Praxis enorm praktisch. Ich kombiniere hier den Invisalign Photo Uploader zum Hochladen von Patientenfotos, die Nutzung des iTero Intraoralscanners und die neue ClinCheck Pro 6.0 Software, um eine personalisierte Ansicht des geplanten Behandlungsergebnisses zu generieren. Die Tatsache, dass ich dem Patienten nicht mehr wie früher nur seine Zähne und deren Bewegungen visualisiere, sondern die Wirkung seines anvisierten neuen Lächelns direkt in sein eigenes Gesicht hineinprojizieren kann, schafft eine enorm starke emotionale Bindung für ihn, bevor er die Behandlung beginnt.
Zechser: Der Anwender des Invisalign Systems hat eine effiziente visuelle Behandlungsplanung und damit die Fähigkeit, einen Fall in Bezug auf die Gesichtszüge des Patienten zu bewerten und zu planen. „In-Face“-Visualisierung kann dem Patienten eine kraftvolle, emotionale Sicht auf sein mögliches zukünftiges Lächeln liefern. Dies kann dem Behandler dabei helfen, die Patienten in eine Diskussion über die Akzeptanz der Behandlung einzubeziehen.
Welche Voraussetzungen müssen in einer Praxis erfüllt sein, um die neueste Version der Software und das In-Face Visualisierungstool zu nutzen?
Hagar: Das Praktische ist: Es sind weder Download noch Installation nötig – als Anwender des Invisalign Systems braucht man sich einfach nur auf seiner Invisalign Doctor Site anzumelden, um Zugang zu den Vorteilen der Software zu bekommen. Was man außerdem benötigt, ist ein funktionierendes Smartphone – das hat ja mittlerweile fast jeder –, um den Invisalign Photo Uploader zu nutzen. Zusammen mit den vor Ort gemachten Scans per iTero Intraoralscanner kann ich dem Patienten dann in Echtzeit während seines Praxisaufenthalts sein mögliches neues Wunschlächeln präsentieren.
Wie kann sich Ihrer Meinung nach die Behandlungsakzeptanz und das Arzt-Patienten-Verhältnis durch die Anwendung digitaler Tools verändern?
Hagar: Natürlich beeinflusst gerade dieses Tool das Verhältnis positiv, da es die Kommunikation bezüglich der Behandlungsziele immens erleichtert. Generell gilt, dass sich das Empfinden der Patienten, auf Basis der neuesten digitalen Technologien behandelt zu werden, positiv auf das Verhältnis Arzt-Patient auswirkt.
Wie reagieren die Patienten in Ihrer Praxis auf den Einsatz digitaler Tools? Gibt es einen Unterschied bei Erwachsenen und Kindern beziehungsweise Jugendlichen?
Hagar: Erwachsene sind natürlich begeistert. Viele von ihnen kennen es ja aus ihrer Jugend noch ganz anders. Sie schätzen die zeitsparende und unkomplizierte, weil digitale „Abdrucknahme“ und finden es toll, dass sie dank In-Face Visualisierungs-Workflow jetzt derart viel Einblick in die Behandlungsplanung nehmen können. Kinder und Jugendliche sind verständlicherweise nicht halb so beeindruckt – als sogenannte „Digital Natives“ werden sie ja groß mit diversen digitalen Möglichkeiten.
Wie gelingt es, das Praxisteam für neue digitale Tools zu begeistern, es zu motivieren und vom Einsatz der Tools in Patientengesprächen zu überzeugen?
Hagar: Da muss ich überhaupt keine Überzeugungsarbeit leisten. Man muss die Offenheit gegenüber neuen Tools einfach vorleben. Wenn ich begeistert von etwas bin, dann bringe ich das auch rüber. Außerdem habe ich meine Praxis ja von Anfang an digital aufgestellt und mein Team ist diesen Weg mit mir gegangen. Vieles können meine Mitarbeiter sogar besser als ich, zum Beispiel das Scannen mit dem iTero Intraoralscanner. So gewinne ich Zeit und kann mich auf andere Aspekte der Invisalign Behandlung konzentrieren wie beispielsweise das In-Face Visualisierungstool.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen einer kieferorthopädischen Praxis, um sich digital aufzustellen und zur Verfügung stehende Tools zu integrieren?
Hagar: Ganz wichtig: Man muss bereit sein für Veränderungen! Das kann durchaus schwierig sein, weil man vorher quasi „sein Mindset umprogrammieren“ muss. Gerade im Gespräch mit älteren oder weniger digital affinen Kollegen stelle ich oft fest, dass es eine enorme Herausforderung bedeutet und damit auch als stresserzeugend wahrgenommen werden kann, neue digitale Möglichkeiten in die Praxis zu integrieren. Man muss sich von Null auf damit befassen – das fordert Zeit und Anstrengungen. Am Ende zahlt es sich aber aus und das ist das Learning, das ich meinen Kollegen mit auf den Weg geben kann.