Die European Society of Endodontology (ESE) erhielt Nachrichten von endodontisch tätigen Zahnärzten weltweit zu einer auf Netflix ausgestrahlten Dokumentation. Diese schürt die unbegründete Behauptung, dass Wurzelbehandlungen die Ursache für verschiedene systemische Erkrankungen seien. Seit der Film „Root Cause“ veröffentlicht wurde, begleiten ihn Gerüchte in den sozialen Medien, nach denen eine Wurzelkanalbehandlung angeblich mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergeht. Als repräsentative Gesellschaft in Europa und darüber hinaus äußert sich die ESE besorgt über diese Vorwürfe und die verbreiteten Fehlinformationen.Die nebenstehende Abbildung zeigt die Stellungnahme der ESE im englischen Original. Auch die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET e.V.) mit DGET-Präsident Prof. Christian Gernhardt schließt sich dieser Stellungnahme ergänzend an.
Laut der ESE werden Zahnerkrankungen und Zahnbehandlungen immer wieder für systemische Erkrankungen und Zustände, für die es keine klare Ätiologie oder Heilung gibt, verantwortlich gemacht. Endodontische Infektionen und Behandlungsverfahren sind dabei keine Ausnahmen.
Die ESE beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung endodontischer Infektionen und ihrer Beziehung zur Allgemeingesundheit. Die verfügbaren wissenschaftlichen Informationen zu diesem Thema sind fester Bestandteil zahlreicher Publikationen, klinischer Leitlinien und wissenschaftlicher Diskurse im Rahmen von Kongressen. Die Wurzelbehandlung ist ein wichtiges zahnärztliches Verfahren zur Schmerzlinderung, um Infektionen zu behandeln und um die Zähne langfristig zu erhalten. Es herrscht allgemeines Einvernehmen in wissenschaftlichen und und klinischen Gemeinschaften, dass die Wurzelbehandlung ein wirksames und vorhersagbares Heilmittel gegen Pulpa und periapikale Infektionen ist. Tatsächlich handelt es sich dabei um eines der am besten dokumentierten und sichersten Verfahren zur Verhinderung und Aushärtung oraler Infektionen, welches somit Folgeerkrankungen eher verhindert und behandelt, als systemische Komplikationen herbei zu führen.
Die Extraktion von Zähnen mit Pulpa- und periapikaler Erkrankung, die durch die Wurzelbehandlung erhalten werden können, ist in den meisten Fällen ungeeignet. Darüber hinaus ist die Entnahme und das Einsetzen eines Implantats ein schlechter Ersatz für den Erhalt von Zähnen durch Wurzelkanalbehandlung. Implantate sind wertvoll, wenn Zähne unvermeidlich verloren gehen, aber sie sollten nicht an die Stelle von Zähnen rücken, die durch endodontische und restaurative Behandlungen erhaltungswürdig sind.
Aktuelle wissenschaftliche und klinische Nachweise belegen eindeutig die Vorteile, die Sicherheit und den Wert der Wurzelkanalbehandlung. Zahnärzte und die allgemeine Öffentlichkeit sollten nicht von der Akzeptanz der Wurzelbehandlung als gut dokumentiertes Verfahren basierend auf unerwünschten Fehlinformationen, die möglicherweise gefährlich und schädlich sind, abgelenkt werden, so die ESE. DGET-Präsident Prof. Christian Gernhardt ergänzt, „weiterhin auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischen Erfolgen zum Wohle unserer Patienten“ zu verfahren.