Die Verwendung von Zirkoniumdioxid-Abutments bei implantatgetragenen Versorgungen wird aufgrund einer geringeren Frakturresistenz im Vergleich zu Titan-Abutments kontrovers diskutiert. Keinen Zweifel gibt es an den Vorzügen von Zirkoniumdioxid-Abutments hinsichtlich ihrer überlegenen Ästhetik. Eine aktuelle Studie mit Zehn-Jahres-Daten bestätigt Zirkoniumdioxid-Abutments – gleichgültig ob bei verschraubten oder zementierten Restaurationen – bei verschiedenen Parametern einen hervorragenden Outcome.2
Die klinischen Erfahrungen in der täglichen Praxis stellen sich jedoch häufig anders dar, wodurch Hybrid-Abutments als ästhetisch günstige und stabile Alternative in den Fokus des Interesses rücken. 1, 7, 13 Eine weitere alternative Variante sind CAD/CAM-gefertigte Abutments mit einer goldfarbenen Titaniumnitrid-Beschichtung (Abb. 1 bis 4).
Umfrage unter PEERS-Mitgliedern
Um die Präferenzen und Indikationen für die Verwendung von Zirkoniumdioxid-, Titan- oder Hybrid-Abutments in der täglichen Routine zu erheben, wurde eine Umfrage unter 450 „PEERS“-Mitgliedern durchgeführt. „PEERS“ (Platform for Exchange of Experience, Research and Science) ist ein Netzwerk von ausgewählten Spezialisten mit langjähriger implantologischer Erfahrung aus Klinik und Praxis. 130 Teilnehmer, darunter 38 Zahntechniker, haben an der Umfrage teilgenommen. Die Umfrageergebnisse wurden nach Fachgruppen aufgegliedert: Zahntechniker („Zahntechnik“), rein prothetisch tätige Zahnärzte („Prothetik“) und MKG- und Oralchirurgen sowie die Zahnärzte, die sowohl chirurgisch als auch prothetisch arbeiten und gegebenenfalls noch über ein Praxislabor verfügen („Übrige“).
Materialpräferenz für festsitzende Versorgungen
Bei der Frage nach dem präferierten Material für Versorgungen im Front- oder Seitenzahnbereich geben die befragten Zahntechniker im anterioren Bereich Hybrid-Abutments den Vorzug. Für die Frontzahnversorgung verwenden die Prothetiker Zirkoniumdioxid- und Titan-Abutments zu gleichen Teilen. Die übrigen Fachgruppen haben keine deutliche Materialpräferenz für die Versorgung im ästhetischen Bereich. Bei den Versorgungen im Seitenzahnbereich werden über alle Fachgruppen hinweg Titanabutments deutlich präferiert (siehe Abb. 5).
Nur 20 Prozent der Befragten verwenden keine Hybrid-Abutments. Die am häufigsten genannten Gründe, die von jeweils etwa zwei Drittel der Befragten genannt wurden, sind die Befürchtung, dass sich die Verklebung bei unsachgemäßer Ausführung lösen kann, dass die fertigen Abutments nicht sterilisiert werden können, die Klebefuge eine vermehrte Plaque-Anlagerung provoziert und dass das Emergenzprofil nicht optimal gestaltet werden kann.
Untersuchungen zur Biokompatiblität von Hybrid-Abutments scheint es nicht zu geben, Titan und Zirkoniumdioxid sind jedoch gut untersucht. Eine Tierstudie zur Reaktion von periimplantärem Knochen und Weichgewebe auf die verschiedenen Abutmentmaterialien konnte keinen signifikanten Unterschied feststellen. Lediglich Zirkoniumdioxid- und Titanabutments zeigten einen Unterschied hinsichtlich der Epithellänge.5 Bezogen auf die Besiedlung mit Bakterien gibt es sehr heterogene Ergebnisse für Zirkoniumdioxid- oder Titanprüfkörper.4, 5 Eine Studie zur Biofilmformation ergab für PEEK bessere Ergebnisse als für die bewährten Materialien Zirkoniumdioxid und Titan.8
Verschraubt oder zementiert?
Die Frage nach der bevorzugten Art der Befestigung bei festsitzendem implantatgetragenem Zahnersatz zeigte in der Expertenumfrage keine klare Präferenz, da beide Befestigungsarten zum gleichen Anteil eingesetzt werden. Jedoch bevorzugten die rein prothetisch tätigen Zahnärzte zementierte Versorgungen geringfügig gegenüber verschraubten Restaurationen. Kürzlich publizierte, klinische Studien zeigten keinen Unterschied in der Komplikationsrate bei der Verwendung von Zirkoniumdioxid-basierten Kronen, gleichgültig ob verschraubt oder zementiert befestigt.6 Bei der grundsätzlichen Fragestellung verschraubt oder zementiert versorgt, bietet die Literatur keinen abschließenden Hinweis, sondern kommt zu dem Schluss, dass beide Befestigungsarten gleichermaßen geeignet sind.9, 11, 12, 14, 15
Lokalisation der Hybrid-Abutments
Bei der Frage nach der geeigneten Lokalisation für den Einsatz von Hybrid-Abutments gibt es deutliche Unterschiede je nach betrachteter Fachgruppe. Die Prothetiker sehen im Front- und Eckzahn ganz klar die wesentlichen Indikationen (100 beziehungsweise 83 Prozent). Dagegen sehen die Zahntechniker die wichtigste Indikation in der Versorgung der Prämolaren mit 93 Prozent und danach erst die Frontzähne mit 80 Prozent. Auch verwenden zwei Drittel der Zahntechniker Klebebasen als Primärteile. Interessant ist, dass sich alle Fachgruppen zu 67 Prozent hinsichtlich der Eignung für die Versorgung von Molaren einig sind (siehe Abb. 6).
Verwendung von Hybrid-Abutments bezogen auf die Art der Restauration
Die Prothetiker und Zahntechniker sehen in zementierten Einzelzahnversorgungen den primären Einsatzbereich für Hybrid-Abutments, die übrigen Fachgruppen fokussieren hier eher auf die verschraubten Einzelzahnkronen. Jedoch liegt über alle Fachgruppen hinweg die Präferenz auf der Versorgung von Einzelzähnen, gefolgt von zementierten Brückenversorgungen und als Pfeiler für Teleskopversorgungen (siehe Abb. 7).
Noch Studien zu Hybrid-Abutments nötig
Zirkoniumdioxid-Abutments scheinen in den Händen der Spezialisten und unter Beachtung der Anforderungen seitens des Materials auch langfristig zu funktionieren. Dennoch weichen in zahlreichen Indikationen viele Anwender aus allen Fachgruppen auf Hybrid-Abutments aus. Eine durch Studien oder auch persönliche Beobachtungen gestützte langfristige Bewertung steht jedoch noch aus.
Wesentliche Fragen, die noch weitere Klärung erfordern, sind die Eignung der verwendeten Kleber und die gegebenenfalls vorhandenen Mikrobewegungen. Eine aktuelle Untersuchung an der Uniklinik Regensburg konnte aufzeigen, dass die verwendeten Kleber nach Durchführung eines Reinigungsprotokolls einen deutlichen Verlust ihrer Widerstandsfähigkeit gegen dynamische Dauerlasten einbüßten.
Dr. Sabine Söhngen, Mannheim
PEERS (Platform for Exchange of Experience, Research and Science) ist das 2006 gegründete und von Dentsply Sirona Implants unterstützte Expertennetzwerk von Chirurgen und Zahnärzten aus Klinik und Praxis sowie Zahntechnikern. Ein wesentliches Ziel des Netzwerkes ist der regelmäßige, kollegiale Austausch zu Themen in und rum um die Implantologie und die stetige Weiterentwicklung durch Effizienz und Exzellenz. Weitere Infos unter www.dentsplysirona.com/peers.
Eine weitere Auswertung einer PEERS-Befragung zum Thema Sofortimplantation und Sofortbelastung lesen Sie hier: Konzepte zur Sofortimplantation und Sofortbelastung im Alltag. Mehr über die Arbeit des Netzwerks bietet der Bericht über das letzte PEERS-Treffen „Exzellenz und Effizienz durch Wissen“.
Literatur
1 Alsahhaf A, Spies BC, Vack K, Kohal RJ. Fracture resistance of zirconia-based implant abutments after artificial long-term aging. J Mech Behav Biomed Mater 2017; 66: 224-232 [pubmed]
2 Amorfini L, Storelli S, Mosca D, Scanferla M, Romeo E. Comparison of Cemented vs Screw-Retained, Customized Computer-Aided Design/Computer-Assisted Manufacture Zirconia Abutments for Esthetically Located Single-Tooth Implants: A 10-Year Randomized Prospective Study. Int J Prosthodont. 2018; 6. [pubmed]
3 Cacaci C, Cantner F, Mücke T, Randelzhofer P, Hajtó J, Beuer F. Clinical performance of screw-retained and cemented implant-supported zirconia single crowns: 36-month results. Clin Oral Investig 2017; 6: 1953-1959 [pubmed]
4 de Avila ED, de Molon RS, Vergani CE, de Assis Mollo F Jr, Salih V. The Relationship between Biofilm and Physical-Chemical Properties of Implant Abutment Materials for Successful Dental Implants. Materials (Basel). 2014; 5:3651-3662. [pubmed]
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