„Implantologie ist Teamarbeit – ohne wenn und aber!“ – mit dieser Feststellung eröffnete Dr. Georg Bach, Präsident der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Implantologie (DGZI), den 52. Internationalen Jahreskongress, der dieses Jahr in Hamburg stattfand. Diese Erkenntnis war schon zu Beginn der Oralen Implantologie Ende der Sechziger-/ Anfang der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zutreffend und sie sie trifft heute mehr denn je zu.
Grund genug für die DGZI als älteste europäische Fachgesellschaft, den diesjährigen Kongress ganz unter das Motto „Team“ zu stellen: Mit 50 Referenten und gut 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, 25 Table Clinics und zwei OP-Tutorials stand am ersten Kongresstag die Praxis im Fokus, der Samstag indes stand ganz im Rahmen der Wissenschaft: Namhafte Referenten präsentierten hier herausragende wissenschaftliche Vorträge, abgerundet mit Kursen für das Praxispersonal und einer großen begleitenden aktiven Dental-Ausstellung von gut zwei Dutzend ausgesuchten, quasi „handverlesenen“ Industriepartnern.
Zukunftspodium/ Young Generation DGZI
Ein erster Höhepunkt gleich zu Kongressbeginn: Zwei überaus bemerkenswerte Vorträge mit gänzlich unterschiedlichen Ausrichtungen, die in der Gesamtheit betrachtet ein klares Bild von den Zukunftsoptionen unseres Fachbereichs und der gesamten Zahnheilkunde zeichneten. Auch die Zielgruppe für die erste Kongresssession war klar definiert – die jüngere Implantologengeneration.
KI als Zweitmeinung
Noch vor wenigen Jahren war KI noch kein Thema in der Zahnmedizin. Dies hat sich komplett gewandelt: Mit seinem Beitrag „Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin – Nutzen für das gesamte Team?“ legte Prof. Dr. Falk Schwendicke gleich zu Beginn die Messlatte ganz nach oben. Schwendicke hat sich in den vergangenen Jahren als Spezialist für KI in der Zahnmedizin etabliert. Voraussetzungen für KI sind die Verfügbarkeit digitaler Daten und die Entwicklung neuer Algorithmen. 90 Prozent aller Daten sind in der Zahnmedizin nunmehr digital und die Algorithmen werden entwickelt. Ein Durchbruch in der KI-Forschung war das maschinelle Lernen, der Computer schreibt die Programme nun selbst und definiert die Regeln anhand gelernter Informationen.
Die Zahnmedizin indes gehört zu den schwierigen Feldern für die KI, das liegt zum einen an der geringeren digitalen Menge zahnmedizinischer Daten (im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen), zum anderen an der Komplexität der Materie, die vieler Experten bedarf. Wesentliche Einsatzstellen für KI sieht Schwendicke in der zahnärztlichen Radiologie (Karieserkennung/ Erkennen anatomischer Strukturen etc.) und in der Parodontologie (zum Beispiel Paro-Staging). So kann KI nicht nur für die Patienteninformation („KI-Zweitmeinung“), sondern auch für die Verbesserung individueller Fähigkeiten („besser werden“) dienen und wird mittelfristig auch für Therapievorschläge zur Verfügung stehen.
Limitationen der KI
Die momentan verfügbaren KI-Systeme haben indes auch Limitationen, diese sind zum einen die Erklärbarkeit („ist das so?“), dann die Generalisierbarkeit („ist das immer so?“) und letztendlich die Robustheit („Systeme lassen sich leicht ins Bockshorn jagen“). Mit einem Blick in die Zunft schloss Schwendicke seine Ausführungen. Basierend auf einer Steigerung der Verfügbarkeit digitaler Daten um den Faktor 23 in den vergangenen 10 Jahren („Datenexplosion“) werden auch Alltagsdaten nach und nach für medizinische KI-Anwendungen genutzt werden, was der personalisierten Medizin zuträglich sein wird. Wichtig war die Feststellung Schwendickes, die in der intensiven Diskussion nach seinem Vortrag fiel: „auch wenn sich KI rasend schnell weiterentwickelt – es werden immer Assistenzsysteme bleiben“.
Dem Kongressmotto voll gerecht wurde das eidgenössische Referentenduo Dr. Malin Strasding und Zahntechnikermeister Vincent Fehmer, die über „Zusammenarbeit 2.0 – ein Konzept für den Erfolg im Praxis- und Laboralltag“ sprachen. Beide stellten das Genfer Konzept vor, beginnend mit der digitalen Diagnostik über die digitale Therapieplanung, folgend mit der digitalen Implantation und abschließend mit der digitalunterstützten Zahntechnik. Strasding stellte klar, dass digitale Diagnostiktools noch keinen flächendeckenden Einzug in die zahnärztliche Praxis gefunden haben, dennoch weisen beide Referenten solchen Programmen hohe Wertigkeit zu. Entscheidender Vorteil für die digitale Therapieplanung ist das voraussagbare Ergebnis, für Patienten und Zahnarzt. Entscheidendes Tool der digitalen Implantation ist die (gedruckte) Bohrschablone, der dann – mit Hilfe lichtoptischer Abformungen – die Herstellung des Zahnersatzes folgt. Hier hat sich die monolithische Zirkonoxidrestauration als die langlebigste und beste Variante herausgestellt. Fehmer stellte klar: „Man muss sich nicht sklavisch an die digitale Wertschöpfungskette halten! Mitunter ist es auch mal wichtig etwas in die Hand zu nehmen, etwas zu ergänzen oder wegzufräsen“, quasi ein individuelles Hybridmodell. Und dennoch – „wenn Sie einmal in die digitale Welt einsteigen, dann werden Sie nicht mehr zurück wollen! Berücksichtigen Sie dabei stets den Entscheidungsbaum, den Sie mit Ihrem Zahntechniker definiert haben und weichen Sie hiervon nicht ab“, empfiehlt der Zahntechniker.
Die Tiefe der anschließenden Podiumsdiskussion und auch die Anzahl der Fragen bestätigten, dass mit den drei Referenten exakt die richtigen für das Zukunftspodium gefunden wurden. Erfreulich in diesem Zusammenhang auch die große Anzahl jüngerer Kolleginnen und Kollegen im Auditorium, die die Podiumsdiskussion mit Fragen befeuerten.
OP-Tutorials
Eine kleine Tradition bei DGZI-Kongressen ist Vertiefung bestimmter Themata anhand bewegter Bilder: Eine Übertragung von OP-Tutorials ermöglichte es den Kongressteilnehmern und DGZI-Mitgliedern, einen einmaligen Einblick in die Arbeit renommierter Kollegen zu erleben – in HD-Qualität. Mit der Einführung dieses Formats beschritt die DGZI Fortbildungsneuland, und auch wenn sie mittlerweile fester Bestandteil zahlreicher Kongresse sind, überzeugen die OP-Tutorials der DGZI Kongresse weiterhin inhaltlich und ferner mit aufwendiger und bemerkenswerter Übertragungsqualität.
Einen furiosen Auftakt liefert hier Privatdozent Dr. Dr. Markus Schlee mit seinem „Update Augmentation – stellt der autologe Knochen noch den Goldstandard dar?“. Sein Thema ist auch seine Paradedisziplin, dies war ab der ersten Minute des Schleeschen Vortrags spürbar. Zahlreiche Patientenfälle stellte der Forchheimer Parodontologe und Implantologe im Rahmen seiner Ausführungen vor, den Anfang machte ein Fall mit einem fehlpositionierten Implantat in der Oberkieferfront, das zunächst mittels Schleimhautverdickung mit einem Bindegewebstransplantat gerettet wurde. Nach Verschlechterung der Situation nach einigen Jahren wurde das Implantat letztendlich entfernt.
Replantation mit Raum und Ruhe
„Raum und Ruhe“ sind die Prinzipien für die Replantation, so Schlee. Partikuläres Material unter Verwendung von Schalentechnikern, Zeltschrauben und Titanmashs erzielen einen belastbaren, gut durchbluteten Knochen. Die Aufbereitung des allogenen Materials war ein Schwerpunkt in Schlees Vortrag. Das Fazit des Referenten: „Autologer Knochen war noch nie der Goldstandard, heute aber verfügen wir über Materialternativen!“.
Verleihung der Implant Dentistry-Awards
Eingebettet in die beiden OP-Tutorials war die Verleihung des Implant-Dentistry-Awards, der dieses Jahr an Dr. Diana Heimes aus Mainz für ihre Forschungsarbeit über eine Vestibulumplastik unter Zuhilfenahme einer Kollagenmembran ging. Der zweite Platz blieb in der Hansestadt Hamburg. Er ging an Diplom-Ingenieurin Sandra Fuest aus der rührigen Forschungsgruppe um Prof. Ralf Smeets. Flankierend zum Kongressthema hatte die DGZI erstmals einen Team-Award ausgelobt, der an eine Hannoveraner Praxis ging. Iris Wälter-Bergop hatte sich im Vorfeld sehr um die Einreichung von Team-Arbeiten verdient gemacht und so war es nur richtig, dass der Preis an die Zahnarztpraxis Schöbel und Reuleke durch sie überreicht wurde.
Digitale Disruption
Dr. Paul Schuh und ZTM Bastian Wagner stellten ihre Überlegungen zur „Digitalen Disruption. Planung – OP – Restauration – alles digital möglich?“ vor. Auch sie stellten klar: „Die Kommunikation zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern ist von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg. Das Referentenduo stellte ihr gemeinsam erarbeitetes Konzept zur synoptischen Patientenversorgung vor. Auch wenn hier zwei Vertreter der jungen Zahnärzte- und Zahntechnikergeneration sprach, so schlossen sie sich letztendlich vollumfänglich an die Ausführungen der Vorredner an. „Implantologie ist Team – und von außerordentlicher Bedeutung ist hier die Schnittstelle Zahntechnik-Zahnmedizin!“
Bei den Table Clinics fanden an Rundtischen in drei Staffeln Tischdemonstrationen zu unterschiedlichen Spezialthemen der Implantologie statt. Jede ausstellende Firma hatte einen Tisch zur Verfügung gestellt bekommen und Referenten verpflichtet, die die Demonstrationen durchführten. Die unmittelbar zur Demonstration stattfindenden und anschließenden Diskussionen und Austausche waren erkenntnisreich für alle. Ein neues Format, das auf hohe Akzeptanz sowohl der Kongressteilnehmer, als auch der Dentalaussteller, stieß.
Der zweite Kongresstag – der „Wissenschaftstag“
Nachdem der erste Kongresstag eher praktisch ausgerichtet war, standen am zweiten Kongresstag speziell die wissenschaftlichen Aspekte im Mittelpunkt. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme zu aktuellen Trends ging es aber auch hier verstärkt um die Frage, wie die Implantologie der Zukunft aussehen wird.
Das Samstagsprogramm des 52. Internationalen Jahreskongresses der DGZI bot somit wissenschaftliche Überblicksvorträge zu allen relevanten Bereichen der oralen Implantologie, wie digitale Implantologie/Prothetik, Knochen und Gewebe und Materialien und Design. Die Vorträgen sollen zeigen, was sein wird, daher ging es nicht um Case-Reports oder Vorstellung einzelner Studien, sondern um Entwicklungsrichtungen und Visionen. Drei Themenblöcke zogen das Auditorium in den Bann:
Session 1 Knochen und Hartgewebe – Regeneration
Prof. Peer Kämmerer sprach über „Knochen weg – nicht verzagen“. „Ich habe mit Ihnen einen kleinen Husarenritt vor!“, so Kämmerer, der den ersten Teil seiner Ausführungen patientenindividuellen Faktoren, die den Erfolg einer oralen Implantation mindern können, widmete. Hier haben sich vor allem die Einnahme von Antidepressiva und Protonen-Inhibitoren als gefährdend für den Implantaterfolg herausgestellt.
Anschließend ging es um Optionen für eine Augmentation. Einfache Defekte können mit nahezu allen verfügbaren Materialien am besten unter Zuhilfenahme einer Membran augmentiert werden. Bei komplizierteren Dehishenzdefekten empfiehlt der Mainzer Kieferchirurg die Kombination von autologem Knochen und Ersatzmaterialen und den Einsatz von PRF und einer Membran. „Im Sinus funktioniert so gut wie alles!“, so Kämmerer. Bei 4 bis 6 Millimeter Restknochenhöhe hat sich der interne und bei weniger Restknochenhöhe der externe Sinus-Lift als vorteilhaft erwiesen.
Bei mehr als 2 bis 3 Millimetern horizontalem und vertikalem Augmentationsbedarf muss die Wahl auf den Block fallen: Bei den Knochenblöcken haben sich allogene und autologe Materialien bewährt, xenogene Blöcke weniger. Auch Titanmashs und Zygomaimplantate fanden Erwähnung. Beide sind, so Kämmerer, sehr techniksensitiv und gehören in die Hand des erfahrenen Implantologen.
Der Beitrag von Prof. Daniel Rothamel führte das Thema weiter mit seinem Beitrag zu „Blöcke, Schalen, Granulat: Was macht Sinn bei der Knochenaugmentation?“ Implantologie könne ganz einfach sein, mitunter aber auch kompliziert, so Rothamel in seinen Einführungsworten. Bei komplexen Fällen empfiehlt der MKG-Chirurg nicht nur die alleinige Betrachtung des Defekts, sondern auch dessen Umgebung. „Stabilität und Ruhe“ wurden von ihm als die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg einer Augmentation definiert und mit zahlreichen hervorragend dokumentierten Fallbeispielen untermauert.
Prof. Shahram Ghaanati und Dr. Torsten Conrad stellten ihr Konzept zu Blutkonzentraten als Mediator zur Förderung der Wundheilung in der Oralen Medizin vor und fragten „Welche Rolle übernimmt hierbei PRF?“ Der Vortrag wurde von Dr. Conrad gehalten, der in Bingen am Rhein als Oralchirurg niedergelassen ist. „Eigentlich sprechen wir über autologe Thrombozytenkonzentrate“, so Conrad, die sich allerdings unter anderem in der Zahl der Leukozyten, der Konzentration des Fibrins und auch in den Zentrifugierungsprotokollen unterscheiden. Erste Erfahrungen wurden mit PRP und PRGF Konzentraten gesammelt, der Durchbruch in der Zahnmedizin erfolgte mit der Entwicklung des Fibrinkonzentrats PRF, dieses zeichnet sich durch recht einfache Gewinnung und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten aus. Letzte Evolutionsstufe stellt das i-PRF dar, welches sich durch eine Liquid-Matrix auszeichnet. Das Runterfahren der Zentrifugalkraft erhöht die Zahl verfügbarer Zellen, die biologisierend wirken können. Der Verzicht auf die plastische Deckung kleiner Defekte, die Approximierung der Wundränder, der Verzicht auf eine Periostschlitzung und die Schonung der mukogingivialen Grenze sind die Vorteile des Verfahrens, das man auch als „gesteuerte offene Wundheilung“ bezeichnen könnte. Eine entsprechende S3-Leitlinie wurde Ende September veröffentlicht (mehr dazu bei Quintessence News).
Session 2 Prothetische Konzepte zwischen basic und High end
Die zweite Session widmete sich dem implantologischen Spannungsfeld „Hightec oder eher einfach gestrickt“: PD Dr. Peter Gehrke brach eine Lanze für die einfachen prothetischen Versorgungskonzepte und sprach über „Maximale Sicherheit bei minimalem Aufwand: Wie viel Implantatprothetik ist wirklich nötig?“ Gehrke stellte gleich zu Beginn klar: „minimaler Aufwand bedeutet nicht automatisch die Verwendung alter Techniken, ganz im Gegenteil, die neuen digitalen Optionen unterstützen uns bei unserem Ziel in bedeutendem Maß. Ziel ist, zu einfachen Standardkonzepten bezüglich Material, Aufwand und Insertionstechniken zu kommen. CAD/CAM-Techniken zur Herstellung individueller Abutments benötigen zwar einen Scanner, ermöglichen aber erwähnte Standardkonzepte zu nutzen. Von der Industrie angebotene Abutments werden in der Regel den individuell vorliegenden Anforderungen nicht gerecht.“ Individuelle CAD/CAM-Abutments die zu okklusal oder oral verschraubten Implantatkronen weiter verarbeitet werden, gegebenenfalls Reduktion der Implantatzahl, dies sind die Lösungsansätze von Gehrke für eine Minimalisierung des Aufwands bei der Implantatprothetik.
Wichtig: Tiefe Einarbeitung in die Materie
ZT Oliver Beckmann und Zahnarzt Stefan Friedrich beschrieben das „implantatprothetische High-end“ und sprachen zu schablonengeführter Knochenkammreduktion und simultaner schablonengeführter Insertion von Implantaten im zahnlosen Unterkiefer. Ein wohltuender Vortrag aus der Praxis für die Praxis, Zahntechniker und Zahnarzt bewiesen, auf welch hohem Niveau eine Zusammenarbeit in der Praxis möglich ist, selbst bei hochkomplexen Anwendungen.
Das Referentenduo verfügt über beachtliche Erfahrungen bei Herstellung und Anwendung von Schablonen zur Knochenkammreduktion und zur nachfolgenden Implantation. Grundvoraussetzung ist eine tiefe Einarbeitung beider Partner in die komplexe Planungsmaterie und eine engmaschige Abstimmung vor und während der Anwendung und Reevalutuation – „Kommunikation ist der Schlüssel!“, so Beckmann.
Dr. Peter Randelzhofer sprach über seine Paradedisziplin, die Sofortimplantation in der ästhetischen Zone und schöpfte dafür aus einem schier unendlichen Erfahrungsschatz. Selbst Fälle, bei denen die Ausgangsbedingungen alles anders als optimal waren wurden durch Sofortimplantationen gelöst – allerdings, so Randelzhofer, „ist die unbedingte Beachtung biologischer Konzepte unumgänglich, alles andere führt zum Misserfolg!“
Session 3 Alles rund um keramische Implantate und toxikologische Aspekte
Drei namhafte Referenten beleuchteten das Thema Keramikimplantate/ Toxikologie mit allen entsprechenden Facetten und belegten, welch außerordentlichen Entwicklungsstand auf diesem Gebiet zwischenzeitlich erreicht worden ist.
Prof. Dr. Michael Gahlert sind zahlreiche Studien über Keramikimplantate zu verdanken, ihm und seiner Arbeitsgruppe sogar wesentliche Teile der momentan verfügbaren Evidenz über keramische Implantate. Aus diesem breiten Wissensschatz excerpierte Röhling die wesentlichen Erkenntnisse und konnte die Bewährtheit dieser neuen Stoffklasse nachhaltig belegen. Er erläuterte auch eine jüngst publizierte Metaanalyse, die ergab, dass Knochen- und Weichgewebsverhalten an Keramikimplantaten nicht nur denen aus Titan ebenbürtig, sondern in einigen Punkten sogar überlegen. ist
Mit seinem Update zum „Weichgewebe um Implantate“ ergänzte Dr. Alexander Müller-Busch die Ausführungen Gahlerts um weitere wissenschaftliche Fakten und Langzeiterfahrungen und stimmten mit dem Münchener Oralchirurgen überein, dass bezüglich Bewährtheit und Sicherheit keramische Implantate denen aus Titan ebenbürtig sind und zudem erhebliche Vorteile die periimplantären Weichteile betreffend aufweisen. Fazit: Die rasanten Entwicklungen der Zirkondioxidimplantate haben das dereinstige „ob“ sich in ein „dann“ und zusätzliches „dann nur diese“ gewandelt.
Dr. Elisabeth Jacobi-Gresser ist seit vielen Jahren in der immunologischen Grundlagenforschung bei Implantaten tätig und hat im Rahmen ihrer Tätigkeit als Fortbildungsreferentin der Deutschen Gesellschaft für Implantologie dieses Thema auch zu einem der Fokusthemen der DGZI gemacht. Ihr Thema „Immunologische Effekte bei Implantaten aus Titan und Zirkonoxid“. Jacobi-Gressers Arbeiten ist es zu verdanken, dass dank zahlreicher wissenschaftlicher Studien belegt werden konnte, dass Zirkondioxidimplantate bei einem gewissen Teil unserer Patienten eindeutig denen aus Titan überlegen sind.
Fazit
Auch beim 52. Jahreskongress der DGZI in Hamburg konnten die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer ein besonderes und innovatives Fortbildungsereignis erleben. Bemerkenswert war nicht nur, dass der Kongress in Hamburg deutlich besser besucht war als im vergangenen Jahr, auch die deutliche Verjüngung des Auditoriums war erfreulich.
Aus verschiedenen Blickwinkeln von Wissenschaft, Praxis, Politik und Industrie wurde eine attraktive Ebene der Interaktion erreicht. Mit dem Versuch, der dringenden Frage nachzugehen, wie die Implantologie in fünf oder vielleicht zehn Jahren aussehen wird und wie dann die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sein werden, wurde seitens der DGZI ein weiteres Mal Neuland beschritten. Gleichzeitig standen namhafte Referentinnen und Referenten der deutschsprachigen zahnärztlichen Implantologie auf der Bühne! „Hamburg war ein gutes Pflaster für die DGZI, einen herzlichen Dank an die Hansestadt“, so DGZI-Präsident Dr. Bach.