0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2118 Aufrufe

Gezielte Beeinflussung der Aktivität von Typ-1- oder Typ-2-Immunantworten, ohne andere Immunantwort zu schwächen

Ein neu identifizierter Gen-Schalter steuert die Produktion des IL-33-Rezeptors in verschiedenen Immunzellen.

(c) Tobias Brunner, Max Löhning, DRFZ und Charité


Ein Forschungsteam des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ), ein Leibniz Institut und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, hat einen bisher unbekannten Genbereich entdeckt, der für die Regulation der körpereigenen Virusabwehr entscheidend ist, vermutlich aber auch eine große Bedeutung für Autoimmunerkrankungen hat. Diese Daten wurden nun im renommierten Wissenschaftsjournal „Nature Immunology“ veröffentlicht.

Verstärkung vieler Autoimmunerkrankungen

Um effektiv Viren und Krebszellen zu bekämpfen, sind Zellen der Typ-1-Immunantwort, wie zytotoxische T-Zellen oder T-Helfer-1-Zellen, essenziell. Allerdings verstärken diese Zellen auch viele Autoimmunerkrankungen. Dagegen sind Typ-2-Immunantworten für die Abwehr von Parasiten und für Heilungsprozesse von Wunden zuständig, aber sie können auch Allergien fördern.

Die Zellen der Typ-1- und Typ-2-Immunantworten brauchen körpereigene Alarmsignale, um aktiviert zu werden. Ein Beispiel für ein solches Alarmsignal ist Interleukin-33, das von absterbenden Zellen, etwa bei Infektionen, freigesetzt wird. Bisher war unklar, wie die Wahrnehmung von Interleukin-33-Alarmsignalen in Typ-1-Immunzellen reguliert wird.

Bisher unbekannten regulatorischen Genbereich identifiziert

Prof. Max Löhning
Prof. Max Löhning
(c) Jacqueline Hirscher, DRFZ
Das Forschungsteam von Prof. Max Löhning hat nun einen bisher unbekannten regulatorischen Genbereich identifiziert. Dieser steuert die Produktion des Rezeptors für Interleukin-33 speziell in Zellen der Typ-1-Immunantwort. Anders als in Typ-2-Immunzellen, die Interleukin-33-Signale kontinuierlich wahrnehmen können, ermöglicht dieser Genbereich, dass Typ-1-Immunzellen nur vorübergehend im akuten Notfall, zum Beispiel einer Virusinfektion, auf Alarmsignale reagieren.

Dr. Tobias Brunner und Sebastian Serve, Erstautoren der Studie, vermuten: „Diese evolutionär konservierte, zelltyp-spezifische Regulation des Interleukin-33-Rezeptors ist wahrscheinlich notwendig, um zu verhindern, dass Typ-1-Immunzellen unnötig aktiviert werden und dann ungewollte Entzündungen und Autoimmunerkrankungen verursachen.“

Das Forschungsteam nutzte die CRISPR/Cas9-Genschere, um den neu identifizierten Genbereich aus dem Mauserbgut herauszuschneiden. Typ-1-Immunzellen dieser Mäuse konnten daraufhin Interleukin-33-Alarmsignale nicht mehr gut wahrnehmen, was die T-Zellantwort gegen Viren extrem schwächte. Typ-2-Immunzellen blieben dagegen unbeeinträchtigt.

Neue therapeutische Möglichkeiten eröffnet

Löhning und Brunner, Leiter der Studie, betonen: „Die Entdeckung dieses genetischen Schalters eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten zur gezielten Beeinflussung der Aktivität von entweder Typ-1 oder Typ-2 Immunantworten, ohne die andere Form der Immunantwort gleichzeitig zu schwächen. Dies könnte helfen, maßgeschneiderte Behandlungen von ungewollten Entzündungsreaktionen zu entwickeln, wie sie etwa bei Allergien oder Autoimmunerkrankungen vorliegen“.

Publikation:

Brunner, T.M., Serve, S., Marx, AF. et al. A type 1 immunity-restricted promoter of the IL−33 receptor gene directs antiviral T-cell responses. Nat Immunol (2024). 

Quelle: DRFZ Interdisziplinär Bunte Welt Team

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
11. Apr. 2025

Fachdisziplinen im Austausch: Impulse für die Zahnmedizin von morgen

Der 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften findet in Berlin statt
10. Apr. 2025

Medizin: geschlechterbezogene Aspekte stärker berücksichtigen

„Gender Data Gap“ in der klinischen Forschung verringern – Bildungsministerium unterstützt mit Fördermaßnahmen
7. Apr. 2025

Schmelzdefekte und „Early adult caries“: Moderne Herausforderungen der Zahnerhaltung

Quintessenz Zahnmedizin 04/2025 mit Beiträgen zu KFO, Oralchirurgie, Zahnerhaltung und Kinderzahnmedizin
27. März 2025

Vom Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik bis zur Robotik im OP-Saal

Zahlreiche Neuheiten in der MKG-Chirurgie sind auf der IDS in Köln zu sehen
21. März 2025

Haben Sportler schlechtere Zähne?

Sportlernahrung enthält häufig viel Zucker und Säure – Tipps für Sportlerinnen und Sportler
20. März 2025

Mundgesundheit und mentales Wohlbefinden stärken

Am 20. März ist Weltmundgesundheitstag „A happy mouth is … a happy mind“
19. März 2025

IL-12: Wie ein Entzündungsbotenstoff Alzheimer anfeuert

Kombinationstherapie könnte den Verfall des Gehirns möglicherweise ausbremsen
17. März 2025

Roboter-assistierte, interdisziplinäre OP hilft Patienten mit gestautem Lymphwasser

Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) berichten über innovatives Verfahren