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Im parodontal geschädigten Gebiss kann die Ästhetik durch Verlust der Interdentalpapillen oder Zahnfehlstellungen beeinträchtigt sein. Direkte Aufbauten aus Komposit ermöglichen eine deutliche Verbesserung der Ästhetik durch Zahnformkorrekturen wie das Schließen schwarzer Interdentaldreiecke oder – in Kombination mit präparativen Maßnahmen – auch Zahnstellungskorrekturen. Prof. Gabriel Krastl zeigt in seinem Beitrag für die Parodontologie 1/2023, dass bei adäquater und sorgfältiger Durchführung kein negativer Einfluss der Kompositrestauration auf die parodontale Gesundheit der betroffenen Zähne zu erwarten ist.
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Ästhetische Probleme im parodontal vorgeschädigten Gebiss
Nach erfolgreicher Parodontaltherapie kann der Behandler mit unterschiedlichen ästhetischen Problemen konfrontiert werden. Gerade bei fortgeschrittenen Parodontitisfällen kann der marginale Knochenverlust Auswirkungen auf die Interdentalpapillen haben1. Es gilt als nachgewiesen, dass bei einem Abstand zwischen krestalem Knochen und approximalem Kontaktpunkt von mehr als 5 mm ein partieller oder totaler Verlust der Papillen auftreten kann2. Darüber hinaus können auch ungünstige Kronenmorphologien und Zahnachsen sowie vergrößerte interproximale Abstände die Kontur der interdentalen Weichgewebe negativ beeinflussen und den Verlust der Interdentalpapille begünstigen3. Die weit offenen Interdentalräume, die als „schwarze zervikale Dreiecke“ in Erscheinung treten, werden von Patienten häufig als unschön empfunden und – nach Karies und sichtbaren Kronenrändern – als drittgrößtes ästhetisches Problem angegeben4. Neben ästhetischen sind auch phonetische Nachteile zu erwarten, die insbesondere bei der Bildung von Zischlauten hörbar sind und zu einer „feuchten Aussprache“ führen können. Des Weiteren können infolge des fortgeschrittenen Verlustes des Zahnhalteapparates auch Änderungen der Zahnstellung, wie etwa Elongationen, Kippungen und Drehungen, entstehen5. Daraus resultieren dann meist weitere ästhetische und funktionelle Probleme.
Beurteilung der Situation und Patientenaufklärung über Behandlungsoptionen
Voraussetzung für das Einleiten von ästhetischen Korrekturen bei Patienten mit parodontaler Vorerkrankung ist eine erfolgreiche Parodontaltherapie mit weitgehend entzündungsfreien Bedingungen im parodontalen Recall. In der Regel ist ein ausführliches Beratungsgespräch nötig, um zu beurteilen, ob die Wünsche des Patienten realisierbar und medizinisch sinnvoll erscheinen. Viele ästhetische Probleme im parodontal geschädigten Gebiss, die aus einer fehlerhaften Zahnstellung resultieren, lassen sich durch eine kieferorthopädische Behandlung gut korrigieren. In bestimmten Situationen lassen sich auch schwarze zervikale Dreiecke durch Verkleinerung der Abstände zwischen den Wurzeln und/oder Korrektur von Zahnachsen kieferorthopädisch suffizient korrigieren6,7. Weiterhin bietet sich bei dreieckiger Zahnform die approximale Schmelzreduktion mit nachfolgendem kieferorthopädischen Lückenschluss an. Durch Konturierung des Zahnschmelzes vergrößerst sich die Kontaktfläche und der Approximalkontakt wird nach zervikal verlagert, was wiederum die Auffüllung des deutlich verkleinerten Approximalraums mit der Interdentalpapille ermöglicht8.
Auch parodontalchirurgische Verfahren sind denkbar, um verlorengegangene Strukturen des Zahnhalteapparats zu regenerieren. So kann bei hoher klinischer Expertise eine Papillenrekonstruktion mit Verringerung der schwarzen Dreiecke durch aufwendige parodontalchirurgische Maßnahmen oder mittels injizierbarem Hyaluronsäuregel erreicht werden9. Allerdings ist die klinische Evidenz derzeit unzureichend10.
Als nichtinvasive Maßnahme zur Verbesserung der Ästhetik bei ausgeprägten Rezessionen und schwarzen zervikalen Dreiecken sind auch herausnehmbare Gingivaepithesen aus weichbleibendem Silikon beschrieben worden11, jedoch kommen diese aufgrund der vergleichsweise geringen Patientenakzeptanz und der Notwendigkeit der regelmäßigen Erneuerung kaum zum Einsatz.
In der Mehrheit der Fälle wird man sich nach Absprache mit dem Patienten für einen restaurativen Weg zur Lösung der ästhetischen Probleme entscheiden. Dies gilt auch für Fälle, in denen mit kieferorthopädischen oder chirurgischen Maßnahmen zwar eine Verbesserung, aber kein optimales Ergebnis erzielt werden konnte, oder bei Patienten, die aus finanziellen Gründen eine aufwendigere (Vor-)Behandlung ablehnen.
Restaurative Therapieplanung und Visualisierung des möglichen Behandlungsergebnisses
Ein ideales Mittel zur Abschätzung der Therapiemöglichkeiten und zur Visualisierung des möglichen Behandlungsergebnisses ist die Durchführung einer Probebehandlung. Dabei werden die Grundregeln der dentalen Ästhetik soweit wie realisierbar befolgt. Zu beachten sind unter anderem der Schneidekantenverlauf der Oberkieferzähne in Bezug zur Unterlippe, die Relation von Länge und Breite der Zahnkronen sowie das Größenverhältnis der Frontzähne zueinander. Bei umfangreicheren Zahnstellungskorrekturen wird man gegebenenfalls Kompromisse eingehen müssen, wenn eine Präparation der betroffenen Zähne vermieden oder möglichst geringgehalten werden soll. Eine optimale Simulation der restaurativen Behandlung kann mit einem diagnostischen Wax-up aus dem zahntechnischen Labor erfolgen. Falls erforderlich können zuvor bereits auf dem Modell störende Zahnbereiche (zum Beispiel an protrudiert stehenden Zähnen) radiert werden. Die Entscheidung, in welchen Bereichen eine Reduktion möglich ist, sollte in Absprache mit dem behandelnden Zahnarzt erfolgen. In der Behandlungssitzung müssen zunächst Reduktionen, die vom Techniker am Modell vorgenommen wurden, auch an den betreffenden Zähnen erfolgen. Anschließend kann das Wax-up zur besseren Beurteilung mit einer Teilabformung aus Silikon und provisorischem Kunststoff auf die Zahnreihe − im Sinne eines Mockups − übertragen werden. Kleinere Korrekturen am Mock-up können gegebenenfalls direkt im Patientenmund vorgenommen werden.
Um den Aufwand in der Planungsphase zu reduzieren, empfiehlt sich für die meisten Fälle allerdings eine Simulation durch direkte Mockups mit Komposit im Mund. Mit etwas Übung und Geschick ist dies auch bei umfangreicheren Korrekturen in nur wenigen Minuten möglich. Der Patient kann so beurteilen, ob das voraussichtliche Ergebnis seinen Wünschen entspricht (Abb. 1).
Abb. 1a Ausgangssituation: ungünstige Ästhetik nach Parodontalbehandlung
Abb. 1b Simulation der Behandlung durch Mock-up 11, 21 sowie Kürzen des elongierten Zahnes 22. Die Patientin ist mit der geplanten Therapie einverstanden.
Abb. 1c Oberkieferfront nach Entfernung der alten Restaurationen an 11 und 21 unter Kofferdam mit gelegten Ligaturen.
Abb. 1d Restaurative Versorgung von Zahn 11 und 21 mittels direkter Kompositschichttechnik.
Abb. 1e Deutlich verbesserte Ästhetik durch Verlängerung der Inzisalkanten an 11 und 21 sowie Verkleinerung des zentralen schwarzen Dreiecks. Eine Formkorrektur des Zahnes 22 wurde von der Patientin nicht gewünscht.
Abb. 1f Klinische Situation von palatinal, g) Lachbild der weitgehend zufriedenen Patientin. Allerdings stören noch die zervikalen schwarzen Dreiecke in der Unterkieferfront.
Abb. 1g Lachbild der weitgehend zufriedenen Patientin. Allerdings stören noch die zervikalen schwarzen Dreiecke in der Unterkieferfront.
Abb. 1h Unterkieferfront mit deutlich sichtbaren zervikalen schwarzen Dreiecken.
Abb. 1i Individuelle Matrizentechnik mittels vertikal eingebrachter transparenter Matrize und Ausformung mit einem provisorischen Komposit.
Abb. 1j Situation nach Reduktion der zervikalen schwarzen Dreiecke mit Komposit.
Abb. 1k Situation 10 Jahre nach restaurativer Versorgung zur Verbesserung der Ästhetik. Das mittlerweile entstandene Diastema mediale wird von der Patientin nicht als störend empfunden.
Abb. 1l Lachbild nach 10 Jahren: Die Patientin ist mit der Situation nach wie vor sehr zufrieden.
Zukünftig ist davon auszugehen, dass Behandlungssimulationen im Rahmen eines digitalen Workflows immer häufiger eingesetzt werden12. Bei der Wahl der Restaurationsart stehen laborgefertigte Restaurationen (in der Regel aus Vollkeramik) oder direkte Restaurationen zur Verfügung. Hier muss entschieden werden, ob die vermeintlichen Vorteile indirekter vollkeramischer Restaurationen hinsichtlich Ästhetik und Langlebigkeit den häufig notwendigen Abtrag gesunder Zahnhartsubstanz rechtfertigen. Kompositrestaurationen können häufig praktisch nichtinvasiv erfolgen.
Bei entsprechendem Aufwand und Know-how können mit direkten Frontzahnrestaurationen aus Komposit vergleichbare Ergebnisse erzielt werden wie mit Keramikrestaurationen. Allerdings ist es entscheidend, die initialen Ergebnisse über die Zeit zu konservieren, um die geringe Invasivität von Kompositrestaurationen nicht durch häufigeren Füllungsaustausch und damit korreliertem Substanzverlust zunichtezumachen.
Vorgehen bei der Therapie schwarzer zervikaler Dreiecke mit Komposit
Korrekturen der zervikalen Zahnform mit direkten Kompositrestaurationen zum Verkleinern oder Verschließen schwarzer zervikaler Dreiecke sind eine nichtinvasive und gut umsetzbare Therapieform (Abb. 2 und 3). Wie bei allen adhäsiven Maßnahmen ist auch hier ein optimaler Verbund zur Zahnhartsubstanz für den Langzeiterfolg entscheidend.
Abb. 2a Ausgangssituation: zervikale schwarze Dreiecke in der Oberkieferfront.
Abb. 2b Deutlich verbesserte Ästhetik durch Formkorrektur mit Schließen der zervikalen schwarzen Dreiecke mit Komposit.
Abb. 3a Ausgangssituation: ungünstige Ästhetik nach kieferorthopädischer Alignertherapie.
Abb. 3b Sowohl die interdentalen Füllungen als auch die zervikalen schwarzen Dreiecke werden von der Patientin als störend empfunden.
Abb. 3c Situation unter Kofferdam mit Ligaturen. Die Füllung an 21 distal wurde bereits entfernt.
Abb. 3d Individuelle Matrizentechnik an Zahn 21.
Abb. 3e Deutlich verbesserte Ästhetik nach restaurativer Versorgung der Zähne 12, 11, 21 und 22.
Abb. 3f Lachbild der zufriedenen Patientin.
Trockenlegung und Präparation
Die restaurative Versorgung erfolgt vorzugsweise unter Kofferdam. Sie hat zum einen das Ziel, den Approximalkontakt weiter nach zervikal zu verlagern, und zum anderen, das interdentale Weichgewebe mit einer leicht subgingivalen Restauration zu unterstützen. Um dies zu ermöglichen, wird der Kofferdam mit Zahnseideligaturen nach apikal verdrängt. Nach erfolgter Trockenlegung wird die Zahnhartsubstanz für einen adhäsiven Verbund zum Komposit vorbereitet. Eine Zahnpräparation ist nicht erforderlich. Allerdings empfiehlt sich eine gründliche Reinigung im Sinne eines „Anfrischens“ aller Klebeflächen, die idealerweise durch Sandstrahlen mit Aluminiumoxidpulver (27 bis 50 µm) erfolgen sollte. Dies betrifft vor allem die zervikalen Zahnanteile unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze. Das Abstrahlen verbessert hier die Adhäsion durch Entfernung des oberflächlichen sklerotischen Dentins, Vergrößerung der Oberfläche und Reduktion der Schmierschicht13,14. Auch die Schmelzadhäsion profitiert dabei von einer Entfernung der aprismatischen äußeren Schmelzschicht. Generell sollte flächig abgestrahlt werden, um einerseits sicherzustellen, dass alle relevanten Zahnanteile erfasst sind, und um andererseits längere Abstrahlzeiten an derselben Stelle, die zu hohem Substanzabtrag führen können, zu vermeiden.
Matrizentechnik und Adhäsion
Eine Freihandmodellation der zervikalen Zahnanteile zur Reduktion schwarzer Dreiecke ist nicht mit der erforderlichen Präzision umsetzbar. Daher ist eine adäquate Matrizentechnik Voraussetzung für eine akkurate Platzierung der Kompositmassen im zervikalen Bereich.
Konturierte Matrizen
Konturierte (meist metallische) Teilmatrizen können gelegentlich als hochkant stehende Matrizen verwendet werden, sofern der Krümmungsgrad der gewünschten Restaurationsform entspricht. Allerdings ist das Passieren des Kontaktpunkts oft schwierig und führt zum Knicken der Matrize. Weiterhin ist die approximale Kontur der späteren Restauration durch die Matrizenform vorgegeben und kann kaum individuell gewählt werden.
Die Black-Triangle-Matrizen der Firma Bioclear (Tacoma, USA) sind speziell für die Behandlung von schwarzen Dreiecken konzipiert und in unterschiedlichen Größen und Krümmungen erhältlich. Bei korrekter Auswahl geben sie die approximale Kontur der zervikalen Aufbauten gut vor. Aufgrund der weiten Extension in bukkale und orale Bereiche ist eine präzise Applikation und Modellation des Komposits allerdings kaum möglich. Stattdessen wird eine spezielle Einschicht-Injektionstechnik empfohlen, bei der eine Mischung aus fließfähigem und (gegebenenfalls erwärmtem) pastösem Komposit zum Einsatz kommt.
Hierzu wird zunächst fließfähiges Komposit zwischen Zahn und Matrize appliziert und das hochvisköse Komposit gleich auf dieses appliziert. Das hochgefüllte Komposit verdrängt das Flowable im Sinne einer Schneepflug-Technik, wodurch eine blasenfreie Applikation sichergestellt werden soll15. Die Technik führt aber meistens zu erheblichen Kompositüberschüssen auf den Labial- und Oralflächen der restaurierten Zähne und erhöht deutlich den Zeitbedarf für die Ausarbeitung.
Die individuelle Matrizentechnik16 bietet optimale Voraussetzungen für die Herstellung korrekter Zahnkonturen für eine akkurate Platzierung verschiedener Kompositmassen im zervikalen Bereich. Die Technik wurde von Klaiber ausführlich beschrieben17. Sie umfasst folgende Schritte:
Verschmälerung eines transparenten Matrizenbands durch Beschneiden, um es der Zahnbreite anzupassen,
Einführen der Matrize hochkant in den Approximalraum bis in den Fundus des invertierten Kofferdams,
Einbringen eines lichthärtenden Provisorienkunststoffs (Telio CS Onlay, Ivoclar Vivadent, oder Clip, Voco) von labial und oral zwischen Matrize und Nachbarzahn,
korrekte Konturierung der Matrize mit einem grazilen Spatel, bis die gewünschte approximale Kontur erreicht ist,
Lichtpolymerisation.
Adhäsion
Da bei der restaurativen Therapie schwarzer zervikaler Dreiecke Anteile der Restauration unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze liegen, muss die Adhäsivstrategie einen optimalen Verbund auch in diesem kritischen zervikalen Dentinbereich sicherstellen.
Klassische mehrschrittige Adhäsivsysteme (Optibond FL, Kerr Hawe) haben sich über Jahrzehnte klinisch bewährt. Neben sehr guten initialen Haftwerten auf Schmelz und Dentin wird auch deren Langzeitverbund als günstig eingeschätzt. Aktuellere Daten zeigen jedoch, dass auch mit der neuen Klasse der Universaladhäsive zuverlässige Ergebnisse erzeugt werden18. Allerdings ist es empfehlenswert, den Zahnschmelz immer mit Phosphorsäure zu konditionieren, um einen optimalen Verbund zum Schmelz sicherzustellen und Randverfärbungen zu vermeiden. Bei der Applikation aller Komponenten des Adhäsivsystems muss gewährleistet werden, dass auch der schmale zervikale Spalt zwischen Matrize und Zahn gut benetzt wird. Andererseits ist auch ein Pooling des Adhäsivs (zu dicke Schicht) in diesem Bereich zu vermeiden.
Restauration
Eine mit der individuellen Matrizentechnik korrekt gelegte Matrize begrenzt eine approximale Kavität, die sowohl nach labial als auch nach oral offen ist. Die Restauration beginnt mit einem oralen Verschluss der Kavität mit einem fließfähigen Komposit. Die Kavität wird anschließend mit kleinen Inkrementen des hochviskösen Komposits ausschließlich von labial gefüllt, wobei die orale Rückwand als Widerlager dient. Gerade in den tiefen Bereichen muss auf eine spalten- und blasenfreie Adaptation des Materials geachtet werden. Die Verwendung einer kleinen Menge eines fließfähigen Komposits im Sinne einer Schneepflug-Technik kann hierfür hilfreich sein, ist aber bei sorgfältigem Einbringen des hochviskösen Komposits nicht zwingend notwendig.
Aus ästhetischer Sicht ist im zervikalen Bereich die Verwendung opaker Dentinmassen, die lediglich labial mit einer dünnen Schmelzmasse bedeckt werden, naheliegend. Allerdings führt auch die Verwendung von Massen mittlerer Opazität in der passenden Farbe (Universalmassen) in vielen Fällen zu ähnlichen ästhetischen Resultaten bei geringerem Aufwand.
Ausarbeitung und Politur
Gelingt die labiale Formgebung der Restauration weitgehend überschussfrei, beschränkt sich die Ausarbeitung lediglich auf die labialen und oralen Übergänge zum Interdentalraum. Dies lässt sich am besten mit einem Skalpell (Nr. 12) und mit oszillierenden Feilen bewerkstelligen. Die Politur mit geeigneten Gummipolierern schließt sich an, wobei Verletzungen der Gingiva möglichst vermieden werden sollten.
Eine interdentale Ausarbeitung und Politur mit Polierstreifen ist nicht erforderlich, da bei korrekt konturierter Matrize die approximale Kontur bereits optimal vorgegeben ist; sie ist sogar kontraproduktiv, da die optimal glatte Kompositoberfläche unter der Matrize dadurch eher aufgeraut als weiter geglättet wird.
Nachsorge
Das genaue Ergebnis nach restaurativer Versorgung kann erst im Rahmen der ersten Nachkontrolle, die frühestens nach einer Woche erfolgen sollte, beurteilt werden. Idealerweise unterscheidet sich die Farbe nicht von der rehydrierten Zahnhartsubstanz und die Papille füllt durch Zervikalverlagerung des Approximalkontakts den verbliebenen Interdentalraum vollständig aus. Obgleich bei größerer parodontaler Knochendestruktion ein komplettes Schließen der zervikalen Dreiecke nicht erreichbar ist, kann auch eine deutliche Verkleinerung als Erfolg gewertet werden und den Leidensdruck des Patienten deutlich minimieren19.
Im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) sollten alle erforderlichen Maßnahmen zur professionellen mechanischen Plaqueentfernung schonend erfolgen. Insbesondere sollte eine aggressive Bearbeitung der Restaurationen mit Scaler und anderen Handinstrumenten im Randbereich vermieden werden. Da die Kompositrestaurationen bei akkurater Durchführung nicht als solche erkennbar sind, sollten die Prophylaxefachkräfte, die meist die UPT durchführen, den aktuellen Zahnbefund konsultieren und bei der Behandlung berücksichtigen.
Korrekturen der Zahnform und Zahnstellung
Gleichzeitige Korrekturen von Zahnform und -stellung zur Verbesserung der Ästhetik im parodontal geschädigten Gebiss sind meistens deutlich aufwendiger und schwieriger in der Durchführung. Eine Visualisierung mittels Mock-up ist nicht nur für die Kommunikation mit dem Patienten, sondern auch für die eigene Behandlungsplanung äußerst hilfreich. In Absprache mit dem Patienten ist der beste Kompromiss zwischen Ästhetik und möglichst geringer Invasivität zu wählen. Ein Beschleifen von Zähnen (Kürzen oder labiale Reduktion) kann in Einzelfällen erforderlich werden, wenn deutliche Zahnfehlstellungen korrigiert werden müssen. Bei asymmetrischer Zahnstellung oder Lückenverteilung kann selbst ein geringfügiges Verschieben der dentalen Mitte bis zu einem Millimeter als Kompromiss in Kauf genommen werden20, um vergleichbare Zahnbreiten der beiden mittleren oder seitlichen Inzisiven zu ermöglichen (Abb. 4).
Für die Zahnumformungen mit Komposit können diverse Matrizen- und Schichttechniken sowie unterschiedliche Kompositmaterialien zum Einsatz kommen21. Eine ausführliche Darstellung der möglichen Techniken würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Abb. 4a Ausgangssituation: ungünstige Ästhetik durch eine ungünstige Lückenverteilung.
Abb. 4b Planung der restaurativen Versorgung mit geringfügiger Verschiebung der Mittellinie als Kompromissbehandlung.
Abb. 4c Situation unter Kofferdam nach geringfügiger Reduktion der Mesialfläche von Zahn 21.
Abb. 4d Restaurative Versorgung der Zähne 11, 21 und 22 entsprechend der Planung.
Abb. 4e Deutlich verbesserte Ästhetik nach Versorgung mit Komposit.
Abb. 4f Lachbild der zufriedenen Patientin.
Einfluss zervikaler Restaurationen auf die parodontale Gesundheit
Die hohe Überlebensrate direkter Zahnumformungen aus Komposit konnte in einer kürzlich publizierten Langzeitstudie eindrucksvoll belegt werden. Nach 15 Jahren waren noch fast 80 Prozent der Restaurationen erfolgreich in situ und selbst bei einem Versagen (meistens aufgrund einer Chipping-Fraktur) konnte in den meisten Fällen eine Reparatur erfolgreich durchgeführt werden. Die funktionelle Überlebensrate nach 15 Jahren betrug somit nahezu 100 Prozent22. Kompositrestaurationen zur Verbesserung der Ästhetik im parodontal geschädigten Gebiss tangieren zumeist die Zervikalregion und sind daher partiell im Wurzeldentin verankert. Überwiegend liegen die Restaurationsränder leicht subgingival, um das interdentale Weichgewebe (im Sinne einer verbesserten roten Ästhetik) zu unterstützen. Gleichzeitig ist ein adäquater Abstand der Restaurationen zum Limbus alveolaris Voraussetzung dafür, die Integrität der biologischen Breite zu wahren23,24.
Klinische Daten zum Einfluss direkter Zahnumformungen aus Komposit auf die parodontale Gesundheit sind von hoher klinischer Relevanz, allerdings noch rar. Peumans et al. wiesen in einer älteren klinischen Untersuchung einen negativen Einfluss fünf bis sechs Jahre alter direkter Zahnumformungen aus Komposit auf die parodontale Gesundheit nach: Die restaurierten Zähne zeigten eine signifikant erhöhte Plaqueretention sowie gingivale Entzündungen25. Gleichzeitig wurden von derselben Arbeitsgruppe häufige marginale Füllungsdefekte in der Zervikalregion beobachtet, was sich durch die damalige Adhäsivstrategie mit reiner Schmelzadhäsion erklären lässt26. Eine aktuelle Multicenterstudie unter Beteiligung unserer Klinik konnte hingegen auch nach 15 Jahren, trotz erhöhter Plaqueakkumulation, keinen negativen Einfluss direkter Zahnumformungen auf die ermittelten gingivalen Entzündungsparameter und das Attachmentlevel nachweisen27. Die günstigeren Ergebnisse im Vergleich zu den älteren Daten von Peumans und Mitarbeitern lassen sich durch die konsequente Adhäsivstrategie (Schmelz-Dentin-Adhäsiv) und die verwendete individuelle Matrizentechnik erklären.
Insgesamt belegen die verfügbaren Daten die hohe Bedeutung einer optimalen Randqualität in der Zervikalregion.
Ein Beitrag von Prof. Dr. Gabriel Krastl, Dr. Sebastian Soliman und Dr. Britta Hahn, alle Würzburg
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