Schwerpunktthemen der EuroPerio9 und die hier präsentierten neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden auf der zweiten Pressekonferenz herausgestellt. Moderator Prof. Søren Jepsen betonte die Wichtigkeit der vorgestellten Studien und deren Erkenntnisse für die tägliche Praxis.
Antibiotikaresistenzen in der Zahnmedizin
Dass Antibiotikaresistenzen auch in der Zahnmedizin ein zunehmendes Problem sind, zeigte die Studie von Dr. Karin Jepsen. Die Bonner Zahnmedizinerin untersuchte bakterielle Proben von 7.804 Patienten mit Parodontitis in den Jahren zwischen 2008 und 2015. „Für Norwegen, Kanada und die USA liegt der Prozentsatz zahnmedizinisch beschriebener Resistenzen bei 8 bis 11,3 Prozent, in Deutschland liegt er bei etwa 8,8 Prozent. Aktuell werden die meisten antibiotischen Medikationen ohne Berücksichtigung mikrobiologischer Analysen verordnet. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass die parodontalpathogenen Bakterien Resistenzen entwickeln, beziehungsweise immer weniger auf das verabreichte Antibiotikum ansprechen, und damit den Behandlungserfolg gefährden.“
Es reiche bereits eine einmalige Antibiotikagabe, um eine Resistenz zu bewirken. Die Zahl der Patienten, die auf eines oder mehrere gängige Antibiotika nicht mehr ansprechen, steige auch in den Zahnarztpraxen. Die globale Dimension des Antibiotikaproblems zeigt eine Berechnung der WHO, nach der im Jahr 2050 die Zahl der Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen höher sein wird, als die Anzahl der Todesfälle durch Krebserkrankungen. Jepsens Fazit: „Wir sollten mit dem Einsatz von Antibiotika vorsichtiger sein.“
Rauchen verschlechtert Aussichten für Implantationserfolg
Dr. Bernhard Pommer stellte Untersuchungen der Universität Wien zu Risikofaktoren für Implantatverlust vor. Untersucht wurden 20.000 Implantaten, die zwischen den Jahren 2004 und 2016 gesetzt wurden, hinsichtlich der Überlebensraten bezogen auf das Alter der Patienten, ihr Rauchverhalten und ihre Mundgesundheit. „Rauchen verschlechtert in allen Altersgruppen die Überlebensraten, außer bei Patienten unter 40 Jahren ohne parodontale Vorerkrankungen. Bei diesen hat das Rauchverhalten keine Auswirkungen auf die Erfolgsrate der Implantationen. Andererseits war der negative Effekt des Rauchens bei jungen Patienten mit parodontalen Erkrankungen am höchsten“, so Pommer.
Zucker schadet nicht nur den Zähnen
Das die Ernährung auch Einfluss auf parodontale Erkrankungen haben kann, zeigte die Studie von Prof. Iain Chapple. „Der Einfluss der Ernährung auf chronisch entzündliche Erkrankungen ist bekannt, nun wurde der Einfluss auf parodontale Erkrankungen analysiert.“ Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Diabetes, koronaren Herzerkrankungen oder dem metabolischen Syndrom ist oxidativer Stress der auslösende Faktor. Der oxidative Stress ist charakterisiert durch einen erhöhten Ausstoß von Radikalen aus den Mitochondrien der Zellen, die dann Moleküle wie Proteine oder Fette verändern. Diese Radikalenemission erhöht sich im Organismus durch eine Kost, die reich an raffiniertem Zucker oder gesättigten Fettsäuren ist.
In Chapples Untersuchung reduzierte sich allein durch Verabreichung zuckerarmer Diät mit höherem Vitamin-C-Gehalt der BOP-Index. Eine antioxidanzien- und faserreiche Kost mit Fisch reduzierte sogar ohne Mundhygienemaßnahmen Gingivitis bei den untersuchten Personen. „Ernährung kann einen kleinen, aber durchaus wichtigen Einfluss auf die Mundgesundheit haben. Das Ausmaß der Wirkung ist auch abhängig von der genetischen Disposition der Beroffenen, andererseits ist eine gesunde Ernährung, reich an Ballaststoffen, Obst und Gemüse und arm an raffiniertem Zucker gesund für alle Menschen und für deren Allgemeingesundheit.“
Den Zusammenhang von Zahnfleischerkrankungen und Bluthochdruck erklärte Dr. Eva Munoz Aguilera. Ihre Meta-Analyse zeigte, dass Parodontitis mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck assoziiert ist und sich umgekehrt der Blutdruck nach einer Parodontitistherapie reduziert.