Im Fräszentrum Hannker Dental in Hüde öffnet ZTM Sven Bolscho für dieses Interview seine Türen zu einer Welt zwischen Technologie und Tradition. Mit einem Bein fest in der digitalen Fertigung, mit dem anderen im Handwerk, teilt er seine Gedanken zur Zahntechnik. In einem Gespräch mit Kerstin Behle (EMEA Professional Service GC) beleuchtet Bolscho viele Facetten seiner zahntechnischen Arbeit und geht auch darauf ein, wie die Integration der Keramik Initial LiSi Blocks (GC) seinen Arbeitsalltag bereichert und erleichtert. Ein Gespräch, das Herzlichkeit und Kompetenz vermittelt und zeigt, dass Handwerk und Hightech in der modernen Zahnmedizin einen festen Platz haben. Ein Muss für alle, die neugierig auf die Zukunft sind und dabei den menschlichen Touch nicht missen möchten.
Geschäftsführer, CAD/CAM-Experte und Referent: Wie beeinflusst diese Vielseitigkeit Ihre Arbeit?
ZTM Sven Bolscho: Referent zu sein, verschafft mir einen tieferen Einblick in viele Bereiche. Doch in erster Linie bin ich im Labor tätig. CAD/CAM ist dabei das Herzstück meiner Arbeit und der PC mein primäres Werkzeug. Als Geschäftsführer trage ich eine breitere Verantwortung als „nur“ die über die Fertigung. Meine Expertise im CAD/CAM-Bereich hilft mir, effizient zu arbeiten und Zeit für andere Aufgaben zu gewinnen. Ohne die Vorteile der Digitalisierung wäre es mir unmöglich, als Referent tätig zu sein – die Zeit würde schlichtweg fehlen. Hinzu kommt der Spaß an der Arbeit. Meine Passion liegt auf dem Wort „Technik“, kombiniert mit der Leidenschaft für den „Zahn“. Und so liegt im zahntechnischen Arbeitsalltag mein Fokus auf Produktion, Prozessoptimierung, Konzeption und Werkstoffkunde. Dabei betrachte ich immer den Gesamtprozess. Die Devise lautet: Der Weg zum optimalen Ergebnis muss passen.
Was ist der Unterschied der Arbeit in Ihrem Fräszentrum im Vergleich zu „früher“?
Bolscho: Der Preiskampf in der Branche ist unübersehbar. Doch es geht nicht darum, diesen Wettbewerb ausschließlich über niedrigere Preise zu gewinnen. Effizienzsteigerungen können dazu beitragen, nicht nur mehr Arbeit zu generieren, sondern auch die Gewinnmargen zu erhöhen. Ein entscheidender Faktor ist die Liefergeschwindigkeit. Sie schafft Marktvorteile und steigert die Kundenzufriedenheit. Interessanterweise hat sich unsere Rolle gegenüber Kunden gewandelt. Während früher hauptsächlich Halbzeuge bestellt und gelegentlich nach dem Material gefragt wurde, sind die Gespräche heute viel umfassender. Unsere Beratung geht in die Tiefe und bezieht sich auf komplette Prozesse.
Der „letzte Schliff“ bleibt eine manuelle Kunst
Was waren Ihre prägendsten Veränderungen in den vergangenen Jahren?
Bolscho: Der Arbeitsmarkt hat sich spürbar gewandelt. Mit begrenzten Ressourcen konfrontiert, spüren wir den Druck, dass alles in einem rasanteren Tempo abläuft. Dies zwingt uns, Abläufe effizienter zu gestalten. Zudem haben sich die Erwartungen der Mitarbeitenden verändert; sie suchen nach neuen Arbeitsweisen. Und auch unsere Rolle als Zahntechniker hat sich erweitert: Wir agieren als Systemintegrator, Materialexperte und Prozessdesigner, immer an der Seite der Zahnarztpraxis. Ohne digitale Prozesse könnten wir weder termingerecht liefern noch wirtschaftlich agieren. In unserem Labor setzen wir darauf, dass Maschinen den Großteil der Arbeit übernehmen. Jeder Arbeitsschritt ist mit einem digitalen Ansatz verknüpft. Doch trotz aller Technik bleibt das menschliche Auge unersetzlich. Der manuelle Teil der Arbeit verlagert sich auf Theorie und Planung. Und während viele Prozesse digitalisiert werden, bleibt der „letzte Schliff“ eine manuelle Kunst. In diesem Detail unterscheiden wir uns von Laborketten, Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI). Auch die Arbeit an komplexen Fällen bleibt in menschlicher Hand. Hier fließen Erfahrung, Fachwissen und Intuition zusammen.
Was sind für Sie die wichtigsten Werkstoff-Innovationen der vergangenen Monate?
Bolscho: Vorkristallisierte Lithiumdisilikate! Diese sind zwar nicht neu auf dem Markt, haben aber aktuell bemerkenswerte Fortschritte gemacht, insbesondere mit Initial LiSi Block (GC). Obwohl Zirkonoxid und die Nachbearbeitungsverfahren ständig verbessert werden und viel Aufmerksamkeit erhalten, sind sie nicht die eierlegende Wollmilchsau. Zirkonoxid mag das kostengünstigere Material sein, benötigt aber mehr Zeit für die Fertigstellung. Hinzu kommt der Sinterprozess, der sicher beherrscht werden muss. Früher waren Lithium-Disilikat-Keramiken schwierig zu bearbeiten. Mit Initial LiSi Block hat sich das geändert. Der vollständig kristallisierte Lithium-Disilikat-Block ermöglicht präzise Kanten und die ultrafeinen Kristalle erleichtern das Schleifen erheblich.
Wie haben Sie die Keramik in Ihren Betriebsablauf integriert und was sind die konkreten Vorteile?
Bolscho: Die Integration verlief reibungslos. Wir konnten gängige Verblendsysteme einfach übernehmen. Aufgrund der etwas höheren Festigkeit der Materialien waren nur minimale Anpassungen der Frässtrategien notwendig. Die Vorteile sind vielfältig. Durch die Reduzierung der Prozessschritte konnten wir unseren gesamten Workflow effizienter gestalten. Dies führte zu einer geringeren Fehleranfälligkeit und einer höheren Qualität unserer Arbeit. Erwähnenswert ist zudem die Zeitersparnis in der Produktion. Interessanterweise sind auch unsere Energiekosten gesunken, was aus ökonomischer und ökologischer Sicht ein großer Gewinn ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Vergrauen der Keramik nun der Vergangenheit angehört; die lichtoptischen Eigenschaften von Initial LiSi Block sind erstaunlich gut. Und schließlich entfällt für uns im Labor das bisher notwendige Pressen von Keramik, was Ressourcen freisetzt und den Produktionsprozess optimiert.
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Kostenfreies Webinar zum Thema „Zwischen digitaler Zukunft und zahntechnischem Erbe“
Referent: Sven Bolscho, Geschäftsführer & CEO bei Hannker Dental GmbH
Mittwoch, 15. November 2023, ab 18:30 Uhr
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