Der Forschungspreis der Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde (AG Keramik) ist in diesem Jahr zum 18. Mal ausgeschrieben worden. Die Einladung richtet sich an Zahnärzte, Wissenschaftler, Werkstoffexperten, Laborleiter und besonders an interdisziplinäre Arbeitsgruppen. Im Rahmen des Themas „Restaurations-Keramiken und Hybridwerkstoffe zur konservierenden und prothetischen Zahnversorgung“ werden wissenschaftliche, klinische und materialtechnische Untersuchungen angenommen, die auch die zahntechnische Ausführung im Dentallabor einbeziehen. Deshalb können auch Zahntechniker als Teammitglieder teilnehmen.
Die einzureichenden Arbeiten können folgende Schwerpunkte haben:
- Defektorientierte Behandlung für den Einsatz vollkeramischer und Hybridwerkstoffe
- Darstellung von Risikofaktoren mit Keramik- und Hybridwerkstoffen und Befestigungssystemen – Untersuchungen zum Langzeitverhalten
- Erfahrungen mit adhäsiven Systemen
- Bearbeitungstechniken verschiedener Keramik- und Hybridwerkstoffe
- Evaluation für eine praxisgerechte Umsetzung.
Damit werden auch Arbeiten geschätzt, die sich mit der computergestützten Fertigung (CAD/CAM), mit der Konstruktion und Herstellung von Implantat-Suprakonstruktionen aus vollkeramischen und Hybridwerkstoffen sowie mit der Befestigung von Kronen und Brücken befassen.
Der Forschungspreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2018 (Poststempel). Die Gewinner werden auf dem 18. Keramiksymposium auf dem Deutschen Zahnärztetag 2018 in Frankfurt (Main) vorgestellt und die Publikation der Studien unterstützt.
Ausschreibung des 18. Forschungspreises der AG Keramik
Einsendungen von Arbeiten werden bis zum 30. Juni 2018 an die Geschäftsstelle der AG Keramik erbeten. Der Forschungspreis wird mit 5.000 Euro dotiert. Die Preisträger werden auf dem Keramiksymposium 2018 (Deutscher Zahnärztetag, 9. und 10. November 2018) vorgestellt. Näheres unter www.ag-keramik.de/Wissenschaft.
Weichenstellungen für die Zukunft
Die in den zurückliegenden 17 Jahren eingereichten Arbeiten zum Forschungspreis der AG Keramik haben stets den klinischen und technischen Fortschritt in der Zahnheilkunde beeinflusst. Viele Autoren brachten mit ihren Studien und Berichten jeweils Themen „auf den Tisch“, die zeitaktuell die vollkeramische Restauration ambitioniert beleuchteten und zukünftige Therapielösungen sowie klinische und technische Neuerungen aufzeigten.
Aktuelle Themen wissenschaftlich beleuchtet
Die Themen erfassten technologisch neue Bereiche, die die CAD/CAM-Entwicklung in Praxis und Labor im Zusammenhang mit Keramikversorgungen darstellten (Abb. 1). Ferner kontrollierten Studien den Einfluss von Präparationsdesigns auf die langfristige Haltbarkeit von Restaurationen aus Feldspatkeramik, leuzitverstärkter Glaskeramik, Lithiumdisilikat, prüften die Option der Überkuppelung von geschwächten Höckern und ermittelten Mindestwandstärken für ausgedehnte Kavitäten.
Eine Neun-Jahresstudie chairside versorgter Keramikinlays und -Onlays stellte fest, dass mehrflächige Einlagefüllungen kein erhöhtes Risiko gegenüber den Einflächigen enthielten (Abb. 2), hingegen Keramikinlays auf avitalen Zähnen eher frakturierten oder verloren gingen im Vergleich zu Restaurationen auf vitalen Zähnen. Eine andere Studie bestätigte nach 20-jähriger Beobachtungszeit, dass Inlays auf avitalen Zähnen sowie bei Patienten mit Bruxismus ein 2,3-mal höheres Frakturrisiko haben.
Den Einfluss der Präparation und der Schichtstärken für Veneers, das Frakturverhalten sowie die marginale Adaptation nach thermomechanischer Belastung wurde 2015 beschrieben. Ausgangshypothese war, dass die Invasivität der Präparation, der Dentinanteil der Klebefläche und die Schichtstärke des Veneers keinen Einfluss auf die marginale Qualität und auf das Frakturverhalten haben. Nach Kausimulation zeigte sich bei dünnen Veneers, deren Präparationsränder vollständig oder partiell im Dentin lagen, ein signifikant höheres Frakturrisiko. Besser schnitten Veneers ab, deren Präparationsränder vollständig von Schmelz umschlossen waren (Abb. 3).
„Weißer Stahl“ im Fokus
Oxidkeramiken fanden schon vor 15 Jahren das Interesse mehrerer Autoren. Eine Studie untersuchte das Frakturverhalten von Verblendungen auf Zirkoniumdioxid-Gerüsten. Im Ergebnis wurde belegt, dass Chippings weitgehend vermieden werden können, wenn die Kronenkappe anatoform, das heißt höckerunterstützend gestaltet wird (Abb. 4–5), damit keine Zugspannungen in der Verblendschicht entstehen. Da Gerüst- und Verblendkeramik schlechte Wärmeleiter sind, sollte beim Sintern der Verblend-schicht eine Verlängerung der Abkühlphase genutzt werden.
Als Alternative zum Implantat im Frontzahngebiet wurde die einflügelige Adhäsiv-Verblendbrücke aus Zirkoniumdioxid untersucht. Nach zehn Jahren überlebten 94 Prozent der Brücken mit einem Retainer, in der Kohorte mit zweiflügeligen Retainern nur 74 Prozent. Mit der einflügeligen, verblendeten Adhäsivbrücke kann in angezeigten Fällen das Beschleifen kariesfreier Lateralzähne für eine konventionelle Brücke oder ein Implantat, zum Beispiel bei insuffizienter Knochensituation oder im juvenilen Gebiss, substituiert werden (Abb. 6 und 7).
Mittels einer Meta-Analyse wurden die verschiedenen Keramikwerkstoffe für Kronen und Brücken mit mindestens 5jähriger Beobachtungszeit untersucht. Die Studie belegte, dass die klinische Bewährung der Restaurationen wesentlich von der Einhaltung materialspezifischer Anforderungen abhängt. Ferner spielt die Wahl der Therapieform und die Behandlungserfahrung des Zahnarztes eine entscheidende Rolle.
Studien gaben wertvolle Impulse
Die Jury des Forschungspreises der AG Keramik testierte zurückblickend, dass viele der prämierten Arbeiten wertvolle Impulse für die Materialentwicklung und für in-zwischen etablierte Therapielösungen gegeben haben. Damit geben diese Studien im Rahmen der rasch voranschreitenden Verbreitung der vollkeramischen Restauration, der Entwicklung verbesserter und neuer Keramikwerkstoffe wichtigen fachlichen Input, auch auf internationaler Ebene.
Manfred Kern, AG Keramik Schriftführung, Wiesbaden