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Wer sich der IDS entzieht, entzieht sich auch dem Wettbewerb – ein Kommentar von Dr. Marion Marschall

(c) Quintessenz

Dr. Marion Marschall

Ja, es war diesmal eine ganz andere Internationale Dental-Schau als in den früheren Jahren. Aber unter den gegebenen Umständen war es eine durchaus gute IDS, die in mehrfacher Hinsicht auch wichtige Impulse für die künftigen IDS-Veranstaltungen geben kann.

Nur ein Drittel der Aussteller von 2019, nur rund 23.000 Besucher – es war viel Platz auf dieser Messe. Leere Gänge wirkten schon befremdlich, und alle hätten sich noch mehr Besucher gewünscht. Aber es gab mehr Platz und Raum auch für intensive Gespräche, Bewegungsraum, um sich neue Produkte in Ruhe anzusehen, kein Gedränge und Gerangel. Das kam vielen Besucherinnen und Besuchern, die sich bewusst für die Reise nach Köln entschieden hatten, offensichtlich entgegen.

Es geht auch ohne Show

„In Ruhe“. Ja, es war auch deutlich ruhiger auf dieser besonderen Messe. Es fehlte der große Rummel, die Standbespaßungen, Show-Acts und Partys, die lauten Versuche, Kunden an die Stände zu locken. Die IDS als Show – das hatte bei den vergangenen Messen schon Ausmaße an der Grenze des Erträglichen angenommen. Die vier Tage in Köln haben gezeigt, dass es auch ohne geht.

Und so manchem Aussteller ist in der Vorbereitung und an den Messetagen so ganz ohne diesen Rummel-Druck „größer, schneller, lauter“ auch sehr bewusst geworden, dass kleiner, konzentrierter, fokussierter auch besser ist. 2023 wollen nicht wenige mit kompakteren Ständen vertreten sein. Viele Unternehmen hatten zudem entschieden, vor allem ihre Fachberater auf die Stände zu stellen – und das kam bei den Kunden gut an. Kompetente Ansprechpartner mit Zeit für Fragen, für Demonstrationen und Erklärungen waren einer der Pluspunkte dieser Messe.

Weniger Show, auch kleinere Stände, dafür Konzentration auf das Wesentliche, die Beratung, das Ausprobieren – und gerne mehr Platz zwischen den Ständen – wären für 2023 ein gutes Konzept. Denn schon 2017 und erst recht 2019 haben sich viele Beobachter gefragt, wohin dieses „Immer-größer-werden“ noch führen sollte? Was bringt das für die Besucher wirklich?

Raus aus der eigenen Blase

Neben einer ganzen Reihe kleinerer Unternehmen und ausländischer Firmen fehlten diesmal fast alle der ganz großen Weltunternehmen. „Die kommen alle wieder“, hieß es aus den Kreisen der Verantwortlichen auf die Frage, ob die diesmal abwesenden kleineren und vor allem ganz großen Unternehmen 2023 auf der dann 40. IDS wieder ausstellen werden. Entsprechende Ankündigungen habe es bereits gegeben.

Es ist dringend zu hoffen, dass diese Ankündigungen dann auch Realität werden. Denn wer sich der IDS entzieht, entzieht sich auch dem Wettbewerb. Bleiben gerade die großen Unternehmen mit ihrer umfangreichen Produktpalette der IDS fern, nehmen sie ihren Kundinnen und Kunden auch die Möglichkeit, die angebotenen Produkte und Lösungen mit denen anderer Unternehmen direkt an einem Ort zu vergleichen. Schon jetzt sind gerade größere und sehr große, weltweit agierende Dentalunternehmen mit ihren eigenen (Mega-)Veranstaltungen oft auch in ihrer eigenen Blase unterwegs. Natürlich haben auch diese Veranstaltungen ihre Berechtigung, aber sie bieten den Besucherinnen und Besuchern eben nur die unternehmenseigene „schöne Welt“.

An einem Ort vergleichen können

Darin liegt – neben der Internationalität und dem Zusammentreffen von Unternehmen und Fachhändlern aus aller Welt – der große Wert der Internationalen Dental-Schau für die Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Zahntechnikerinnen und Zahntechniker und das Fachpersonal aus den Zahnarztpraxen: Hier kann man sich an einem Ort neue Produkte und Lösungen aus aller Welt direkt ansehen, zeigen und erklären lassen, selbst ohne den Filter des Handels interessante Anbieter und Produkte entdecken, sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen, Fragen stellen, netzwerken.

Und auch wenn die IDS 2021 deutlich kleiner ausgefallen ist, die Trendthemen waren zu sehen. Die Digitalisierung schreitet in Praxis und Labor weiter fort, der 3-D-Druck ist längst aus den Kinderschuhen heraus und bietet Lösungen für immer mehr Bereiche der Zahnmedizin und Zahntechnik. Neue Verfahren wie die Plasmasterilisation oder für die Veredelung von Keramiken wurden ebenso vorgestellt wie neue Füllungsmaterialien. Die Abwesenheit der „Großen“ rückte die kleineren Anbieter stärker in den Fokus der Besucherinnen und Besucher. Und längst sind Unternehmen aus Asien nicht mehr nur verlängerte Werkbank und Zulieferer, sondern innovative Player und Anbieter auch für Praxen und Labore in Europa.

Digitalisierung ist ein Trend für Messen

Digitalisierung ist auch einer der Trends für Messen – beschleunigt durch die Coronapandemie. Die nächste, 40. IDS wird mit Sicherheit ebenfalls selbst digitaler werden. Und hier gibt es noch einiges an Potenzial zu heben, in vielen Bereichen. IDSconnect war ein Anfang – aber für die Besucher auf der Messe selbst blieb der Zugang über das allgegenwärtige Smartphone verschlossen. Wer (außer der Fachpresse) schleppt schon einen Laptop mit, um Zugriff zum digitalen Angebot zu bekommen?

Die vielen ergänzenden digitalen Vorträge etc. müssen auch über mobile Endgeräte zugänglich sein – dann lassen sich am Stand Gesehenes und von den Unternehmen digital ergänzend Bereitgestelltes direkt verbinden und nutzen. Immerhin steht die digitale Plattform diesmal noch eine Zeitlang zur Verfügung.

Nach der IDS ist vor der IDS – im März 2023 trifft sich die Dentalwelt wieder zu einer Jubiläumsmesse in Köln. Es wird eine andere Messe sein – hoffentlich anders als 2021, aber auch anders als 2019 und die Jahre davor.

Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin Quintessence News, Berlin

Mehr zur IDS 2021 im Blog zur IDS, unter der Rubrik IDS und im Nachbericht der Veranstalter.

 

IDS Nachrichten

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