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Dr. Heidrun Gitter und Dr. Ellen Lundershausen neue Vizepräsidentinnen – Bundesärztekammer mit neuer Führungsspitze

Im dritten Wahlgang reichte die einfache Mehrheit: Dr. Klaus Reinhardt (59), Facharzt für Allgemeinmedizin aus Bielefeld, ist neuer Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Er setzte sich am 30. Mai 2019 im dritten Wahlgang mit 124 zu 121 Stimmen gegen Dr. Martina Wenker durch, Kammerpräsidentin aus Niedersachsen.


Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (Foto: BÄK)

Reinhardt tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery an, der nach acht Jahren als Präsident der Bundesärztekammer nicht mehr für dieses Amt kandidierte. Er ist seit 25 Jahren als Facharzt für Allgemeinmedizin niedergelassen. Seit acht Jahren ist er Vorsitzender des Hartmannbunds, seit vier Jahren Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und dort seit 2016 Vorsitzender des Ausschusses Gebührenordnung. In einem ersten Statement gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt erklärte er, eines seiner vordringlichen Ziele sei es, eine geeignete Plattform für den internen Dialog in der Ärzteschaft zu schaffen, wo sich die vielen Stimmen und Gruppierungen austauschen könnten, um am Ende mit einer Stimme als Ärzteschaft nach außen auftreten zu können.

Glaubwürdigkeit als „härteste politische Währung“

In seiner Bewerbungsrede und seinen ersten Statements nach der Wahl bezog er Stellung zu den aktuellen Herausforderungen für die Ärzteschaft und die Medizin: „Die härteste politische Währung ist die Glaubwürdigkeit. Als Hausarzt bin ich ganz konkret konfrontiert mit den Problemen, die es berufspolitisch anzupacken gilt.“ Seine Verbandstätigkeit eröffne ihm darüber hinaus auch einen intensiven Blick in den Berufsalltag der Kolleginnen und Kollegen in der Klinik, gerade auch auf die Situation des ärztlichen Nachwuchses.

Reinhardt forderte die Ärzteschaft zur Geschlossenheit auf. „Im Gesundheitswesen ist der Kulturwandel im vollen Gang. Wenn wir diesen Wandel gestalten wollen, muss sich die Ärzteschaft auf die verbindenden Elemente besinnen und eine intelligente Vorwärtsstrategie entwickeln“, kündigte Reinhardt an.

„Selbstverwaltung nicht zur Auftragsverwaltung des Staates verkommen lassen“

Dabei komme der ärztlichen Selbstverwaltung eine wichtige Funktion zu. „Wir dürfen die Selbstverwaltung nicht zur Auftragsverwaltung des Staates verkommen lassen. Die Herausforderungen für unser Gesundheitswesen sind einfach zu groß, als dass wir sie der Politik allein überlassen können“, sagte Reinhardt nach der Wahl.

Mehr Zeit für ärztliches Handeln

„Wir brauchen mehr Zeit für ärztliches Handeln. Ärztliche Zuwendung und Empathie sind die Basis für das Vertrauen der Patienten in uns. Die Sicherstellung der dafür notwendigen Freiräume muss wieder Maßstab des gesetzgeberischen, aber auch des selbstverwaltenden Handelns werden. Das ist mein Credo, dafür werde ich kämpfen,“ so Reinhardt. Eine der wichtigsten Zukunftsthemen sei die Digitalisierung des Gesundheitswesens. „Digitalisierung kann bei Diagnostik und Therapie helfen. Am Ende dürfen aber keine Algorithmen über Therapien entscheiden, sondern nur Ärztinnen und Ärzte. Und deshalb dürfen wir keinen Zweifel daran lassen, dass wir als Ärzteschaft diese Veränderungsprozesse aktiv mitgestalten wollen.“

Vizepräsidentinnen repräsentieren Klinik- und Fachärzteschaft

Die Delegierten des 122. Deutsche Ärztetags in Münster wählten am 30. Mai 2019 zudem zwei Vizepräsidentinnen: Dr. Heidrun Gitter (58) ist Kinderchirurgin und arbeitet als leitende Oberärztin in der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie im Klinikum Bremen-Mitte. Sie ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Bremen und seit 2012 deren Präsidentin.

Ebenfalls zur Vizepräsidentin wurde die 68-jährige Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. Ellen Lundershausen gewählt. Sie arbeitet seit 1991 in Erfurt als niedergelassene HNO-Ärztin. Seit 2015 ist Lundershausen Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen und seit 2008 Vizepräsidentin des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte.

Der Deutsche Ärztetag hat auch über die Besetzung der beiden „weiteren“ Vorstandsämter entschieden. Diese sind Ärztinnen und Ärzten vorbehalten, die nicht einer Ärztekammer vorstehen und damit nicht Mitglied des BÄK-Vorstands sind. Wiedergewählt wurde Dr. Susanne Johna (53), Fachärztin für Innere Medizin und seit 2016 Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer. Sie arbeitet als Oberärztin für Krankenhaushygiene am St. Josefs-Hospital in Rüdesheim und ist seit 2013 Mitglied des Präsidiums der Landesärztekammer Hessen. Im gleichen Jahr wurde sie zur Landesverbandsvorsitzenden des Marburger Bundes Hessen gewählt.

Neu im Vorstand der Bundesärztekammer ist Dr. Peter Bobbert. Der 41-jährige Facharzt für Innere Medizin arbeitet seit 2014 als Oberarzt im Evangelischen Krankenhaus Hubertus Berlin. Im Jahr 2013 wurde er zum Vorsitzenden des Landesverbandes Berlin/Brandenburg des Marburger Bundes sowie in den Vorstand der Berliner Ärztekammer gewählt.

Besetzung mit einem Niedergelassenen positiv bewertet

Damit steht nach vielen Jahren erstmals wieder ein niedergelassener Arzt an der Spitze der Ärzteschaft, der zudem als Hausarzt eine der Schlüsselpositionen der ärztlichen Versorgung besetze, heißt es in ersten Reaktionen auf die Wahl Reinhardts. Der neue BÄK-Präsident ist durch seine Tätigkeit als Vorsitzender des Hartmannbunds und in der GOÄ-Kommission in der Politik und auch in der Öffentlichkeit kein Unbekannter. Hervorgehoben wird auch, dass mit den Vizepräsidentinnen sowohl der Bereich der Klinikärzte als auch der niedergelassenen Fachärzte in der BÄK-Führungsspitze vertreten ist.

Insgesamt hatten sich vier Kandidaten um die Nachfolge Montgomerys beworben – neben Reinhardt und Wenker auch der bayerische Kammerpräsident Dr. Gerald Quitterer und der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. Günther Jonitz.

Montgomery zum Ehrenpräsidenten der Bundesärztekammer ernannt


Deutscher Ärztetag 2019: Eröffnungsrede des scheidenden BÄK-Präsidenten Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery (Foto: Jürgen Gebhardt)

Der bisherige Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery (67), ist von den Abgeordneten des 122. Deutschen Ärztetages am Freitag, 31. Mai 2019, per Akklamation zum Ehrenpräsidenten der BÄK und des Deutschen Ärztetages ernannt worden.  Als Präsident der europäischen Ärztevereinigung (Comité Permanent des Médecins Euro) sowie als Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes wird er sich auf die internationale Gesundheitspolitik konzentrieren. (MM)

Der Beitrag wurde am 31. Mai 2019 um 14.35 Uhr aktualisiert.

Mehr zu den Beschlüssen des Deutschen Ärztetags


Der Deutsche Ärztetag fasste eine Reihe von Beschlüssen. So wird unter anderem gefordert, die Produktion von Antibiotika wieder nach Deutschland zu holen. Die Ärzteschaft unterstützt zudem die Pläne, eine Impfpflicht bei Masern einzuführen. Eine Zusammenfassung weiterer Beschlüsse gibt es auf der Website der Bundesärztekammer.


Titelbild: Eröffnungsveranstaltung des 122. Deutschen Ärztetages in der Halle Münsterland, Münster (Foto: Thorsten Maybaum)
Reference: Quintessence News Politik Nachrichten

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