Zwei Drittel der Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Sachsen, die im Frühjahr an einer Umfrage teilgenommen haben, tragen sich mit dem Gedanken, vorzeitig aus der vertragszahnärztlichen Versorgung auszuscheiden. Und in vielen Punkten sehen sich die Zahnarztpraxen in Sachsen stark belastet – von Bürokratie bis Fachkräftemangel. Direkt zum Tätigkeitsbeginn des neuen Landtags hat die sächsische Zahnärzteschaft nun die Abgeordneten über die gefährdete zahnärztliche Versorgung in Sachsen informiert.
Gerade hinsichtlich des kürzlich begangenen bundesweiten Tags der Zahngesundheit sei es unerlässlich, auf die grundlegenden Probleme aufmerksam zu machen, die in der zahnärztlichen Versorgung drohen oder bereits existieren. So wird es zunehmend schwieriger werden, zeitnah einen Termin bei einem Zahnarzt vor Ort zu erhalten. In manchen Regionen ist dies bereits heute Realität, so die Vertreter der Zahnärzteschaft.
Hoher Altersdurchschnitt, wenig Nachwuchs
Der hohe Altersdurchschnitt der sächsischen Zahnärzteschaft und der Mangel an jungen Nachwuchskräften führten dazu, dass immer weniger Zahnärzte für die Patientenversorgung zur Verfügung stehen. Dieser Trend verschärfe sich durch die hohe Unzufriedenheit mit den aktuellen Rahmenbedingungen der zahnärztlichen Tätigkeit.
Ergebnisse einer repräsentativen Befragung
Eine repräsentative Online-Befragung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in Zusammenarbeit mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) im Frühjahr 2024 zeigt alarmierende Ergebnisse:
- Mehr als die Hälfte der sächsischen Teilnehmer würde sich heute nicht mehr niederlassen.
- 95 Prozent fühlen sich durch die Vielzahl an bürokratischen Aufgaben überlastet.
- 79 Prozent sehen ihren Praxisablauf infolge einer praxisfernen Digitalisierung beeinträchtigt.
- 82 Prozent rechnen im laufenden Jahr mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.
- Zwei Drittel der sächsischen Zahnärzte, die an dieser Umfrage teilgenommen haben, überlegen, vorzeitig aus der Versorgung auszuscheiden.
Zahnärztliche Versorgung gefährdet – Praxissterben verhindern
„Um das Praxissterben zu verhindern und die zahnärztliche Versorgung in Sachsen zu sichern, haben die sächsischen Zahnärzte einen Forderungskatalog an die Mitglieder des neuen Sächsischen Landtags erstellt. Der Forderungskatalog enthält sechs zentrale Punkte, die als essenziell für den Erhalt des Berufsstands und der Patientenversorgung in Sachsen gelten. Im Vordergrund stehen wertschätzende Arbeitsbedingungen und eine faire Vergütung für die aktiven Kollegen. Diese Faktoren sind entscheidend, um junge Kolleginnen und Kollegen für eine Niederlassung in Sachsen zu gewinnen“, heißt es.
Attraktive und vernünftige Rahmenbedingungen schaffen
Mit dem Katalog fordern die sächsischen Zahnärzte die politisch Verantwortlichen auf, attraktive und vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. „Denn niedergelassene Zahnärzte in inhabergeführten Praxen sind das Fundament, auf welchem sich ein hohes Versorgungsniveau und zufriedene Patienten mit einer guten Zahn- und Mundgesundheit begründen“, begründen die sächsischen Zahnärzte ihre Forderungen.
Unnötige Bürokratielasten, praxisuntaugliche Digitalisierungsanforderungen und willkürliche Kürzungen von zugesagten und angemessenen finanziellen Mitteln entmutigen und demotivieren die in der Versorgung tätigen Zahnärzte zunehmend. „Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Fakten auch für junge niederlassungswillige Menschen gerade nicht als Anreiz gesehen werden, den wirtschaftlich riskanten Weg in die Selbständigkeit zu gehen. Denn dieser Schritt erfordert Planungssicherheit“, heißt es in dem Appell an die Abgeordneten im Sächsischen Landtag.
Die sächsische Zahnärzteschaft hoffe, dass die Politik auf Landesebene den dringenden Handlungsbedarf erkennt und die Expertise des Berufsstands in Sachsen berücksichtige.
Belastungen für die Zahnärzteschaft schon lange thematisiert
Die sächsische Zahnärzteschaft macht die Politik bereits seit langem auf die Probleme und Belastungen für die Zahnarztpraxen im Land und für die Versorgung der Menschen aufmerksam. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat sie Fortbildungskurse für ausländische Zahnärztinnen und Zahnärzte in Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung durchgeführt und fordert gemeinsam mit den anderen mitteldeutschen Ländern, mehr Studienplätze in der Zahnmedizin an Landeskinder zu vergeben, um so Nachwuchs für die zahnärztliche Versorgung zu gewinnen und zu binden.