Erst Insolvenz, dann neuer Eigentümer und ein Neustart unter neuem Namen an einem neuen Firmensitz: Die Blue Safety Hygienetechnologie GmbH hat sich komplett neu aufgestellt. Geblieben sind das Geschäftsfeld – Wasserhygiene vor allem für Zahnarztpraxen – und der Kern des (Technik-)Teams. „Wir wachsen wieder“, bei Mitarbeiterstab und Kundenzahl. Das war eine der Botschaften des Pressegesprächs, zu dem das Unternehmen Mitte August nach Münster eingeladen hatte.
Vor gut einem Jahr war das Unternehmen in Schieflage geraten und hatte dann rasch einen Investor gefunden, der vom Produkt und der Kompetenz überzeugt war und einen Neustart ermöglichte. Karsten Wulf aus Osnabrück, Unternehmer aus dem Mittelstand und mit einem Family Office schon im Bereich Rehabilitiation unterwegs, stellte nicht nur Geld zur Verfügung, sondern stieg, gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Olaf Bock, selbst in das Unternehmen ein. „Das ist eher ungewöhnlich für uns. Wir geben Geld und beteiligen uns, aber steigen in der Regel nicht selbst in Unternehmen ein“, berichtete er. Wulf legt großen Wert darauf, dass seine Beteiligungsgesellschaft „Zwei.7“ kein Private Equity-Investor ist. „Wir sind nur an langfristigen Investments interessiert, nicht an schnellen Gewinnen durch kaufen und dann wieder verkaufen“, betonte er im Gespräch.
Olaf Bock, der ebenfalls als Geschäftsführer bei Blue Safety geführt ist, berichtete über die damalige schnelle Entscheidung und den Übernahmeprozess. Das Unternehmen sei durch kaufmännische Fehler in Schieflage geraten, nicht wegen des Produkts, so Bock. Wichtig war ihm zu betonen, dass alle „Altlasten“ auch im juristischen Bereich geregelt worden seien, da sei nichts mehr anhängig: „Wir sind komplett clean“.
Neue und bekannte Gesichter in der Geschäftsleitung
Beide freuten sich, mit Marc Oliver Prillwitz als kaufmännischem Geschäftsleiter und Eva-Catharina Voßfänger als Geschäftsleitung Vertrieb zwei kompetente und hoch engagierte Experten gewonnen zu haben, die gemeinsam mit Jan Papenbrock, der als externer Berater den Bereich Technik verantwortet, und Dieter Seemann als Leiter des Vertriebs das Unternehmen nach außen – und innen – neu aufgestellt haben. Die Fokusthemen waren und sind der Kundenservice und die Kundenzufriedenheit und die Mitarbeiterzufriedenheit, denn beides bedinge sich gegenseitig. Zufriedene Kunden machen Mitarbeiter zufrieden, und zufriedene und engagierte Mitarbeiter begeistern die Kunden, die das Unternehmen dann gerne weiterempfehlen.
Hauptgeschäft bleibe die Installation von Einrichtungen für die Wasserhygiene in der Praxis und die Etablierung von Hygienekonzepten. Der Zusatz hypochloriger Säure zum Wasser der Praxis, die durch eine eigene Anlage direkt vor Ort erzeugt und über eine Dosierpumpe bedarfsgenau abgegeben wird, ist der Kern des Wasserhygienekonzepts. Damit soll die Verkeimung der wasserführenden Teile in den Behandlungseinheiten und Wasserinstallationen und die Biofilmbildung vermieden werden.
Verfahren erfüllt alle Regularien und Vorgaben
Blue Safety sei der dentale Qualitäts- und Technologieführer im Bereich der elektrochemischen Erzeugung von hypochloriger Säure zur Desinfektion von Trinkwasser, so Wulf. „Dieses Desinfektionsmittel auf Aktivchlor-Basis, das auch von weißen Blutkörperchen zur Abwehr von Pathogenen erzeugt wird, ist eines der effizientesten überhaupt. Das Verfahren erfüllt alle Regularien und gesetzlichen Vorgaben. Die Konzentration von Aktivchlor in unserem Trinkwasser liegt bei maximal 0,6 Milligramm pro Liter, um sowohl die Effektivität der Desinfektion als auch die Einhaltung der gesetzlichen Werte sicherzustellen. Dies gewährleistet, dass das aufbereitete Trinkwasser zu jeder Zeit sicher für den menschlichen Gebrauch ist – für Anwender, Patienten und Materialien.“
Komplettes Servicepaket für die Praxis
Entscheidend sei aber der Service „drumherum“, der sich in „Safedental“ abbildet, hieß es in Münster. Für die Kunden werde ein bedarfsgenaues Hygienekonzept erarbeitet und angeboten. Das beginne nach einer ersten Beratung via Telefon oder Videocall immer mit einer Bestandsaufnahme in der Praxis selbst. „Erst wenn wir die Einrichtungen und Probleme selbst gesehen haben, können wir unseren Kunden ein passgenaues Angebot machen“, so Voßfänger.
Die individuellen Hygienekonzepte reichen von der Sanierung der kontaminierten oder problematischen wasserführenden Komponenten und Saugsysteme bis hin zum optimalen Wasserhygiene- und Spülprotokoll für die Praxis und die RKI-konforme Entnahme der gesetzlich vorgeschriebenen Wasserproben. Begleitet wird das für die Kundinnen und Kunden von der Beratung durch den Kundenservice, der zum Beispiel bei auffälligen Probenwerten schnell analysieren und Tipps für das Beheben des Problems geben kann.
„Safedental“ sei ein umfassendes Angebot, mit dem Praxisinhaberinnen und -inhaber ihre Patientinnen und Patienten, ihr Mitarbeiterteam und sich selbst „vor Infektionen und hohen Kosten, Ausfallzeiten und Haftungsrisiken“ schützen. „Ein Tag Stillstand einer Behandlungseinheit in der Praxis, weil es ein Hygieneproblem gibt oder etwas wegen Problemen mit dem Wasser kaputtgegangen ist, kostet eine Praxis viel Geld“, so Seemann, wenn eine Praxisstunde mit rund 350 Euro kalkuliert werde.
„Wir haben als Unterstützung dazu einen Kalkulator entwickelt, um den individuellen Betriebskosten-Einsparungs-Effekt der Praxen mit Safedental deutlich zu machen. Jede Praxis ist einzigartig, und wir möchten gemeinsam mit den Praxen den ‚Safedental-Effekt‘ auf die Betriebskosten ermitteln. In der Vergangenheit konnten wir bereits über 10.000 Euro pro Jahr bei Praxen einsparen“, hieß es in Münster.
Rechtskonforme Wasserproben
Dabei können sich die Kundinnen und Kunden auf die Qualität der Leistungen verlassen, so Seemann: „Unsere Produkte sind technologisch, regulatorisch und qualitativ State of the Art. Darauf sind wir stolz!“ Zudem habe man das Risiko falsch negativer Proben durch Neutralisierung von Wasserdesinfektionsmittel bei der Probenahme beseitigt, „wir können rechtskonforme Wasserproben gemäß der DIN EN ISO 19458 gewährleisten“, so Seemann.
Praktische App für Dokumentation und Service
Ob nur die Behandlungseinheiten oder alle Wasserentnahmestellen in einer Praxis in das System einbezogen werden, hänge von der Notwendigkeit und von den Wünschen der Kunden ab, es sei alles möglich. Das gelte auch für die Einbauoptionen der Safewater-Anlagen. Das wurde beim Besuch der Produktion von Papenbrock und einem Mitarbeiter erläutert, ebenso die vielfältigen Montagemöglichkeiten der Anlagen.
Noch leichter würden Dokumentation und Service, wenn die Praxis auch die App nutze, so Voßfänger. „Einfach und digital können unsere Kunden über die WDS-App ihre tägliche Wirkstoffmessung dokumentieren und erhalten dabei wertvolle Safedental-Anwenderhinweise für ihren Praxisalltag.“
Modernes, leicht aufzubereitendes Bottle-System
Auch das Bottle-System für den Einsatz direkt an der Einheit bekam ein Update. Die Safebottle sieht nicht nur moderner aus, sie kann auch mehr als herkömmliche Bottle-Systeme. Gegenüber herkömmlichen Druckflaschensystemen minimiere die Konstruktion des Klasse-1-Medizinprodukts Toträume durch das entwickelte Hygienic Design und beuge mit Aufbereitungsmaßnahmen gemäß DIN EN ISO 17664 der Bildung von Biofilmen vor. Die transparente, zylinderförmige Flasche ohne den typischen Flaschenhals und mit einem Durchmesser von 9,7 Zentimetern ermöglicht eine einfachere und sichere manuelle, hygienische Aufbereitung sowohl von außen als auch von innen. Das verwendete Material für den Schlauch etc. ist besonders hygienefähig.
Neue Kooperationen mit Aera und anderen
Ein wichtiger Erfolgsaspekt ist für das Unternehmen eine größere Transparenz gegenüber Kunden, Institutionen und Markt, ein zweiter die Offenheit für Austausch und Kooperationen. Blue Safety sucht den Kontakt und die Zusammenarbeit mit anderen Partnern und Institutionen im Dentalmarkt. Man setze auf starke Kooperationen, wie Eva-Catharina Voßfänger berichtet: „Am 1. August sind wir mit der marktführenden Online-Handelsplattform für Dentalprodukte Aera gemeinsam an den Start gegangen: für starke Lösungen, Fairplay und klare Kommunikation. In Zusammenarbeit mit ‚Die Praxisentwickler‘, erfahrenen Consulting-Experten aus Kassel, synchronisieren wir unsere Beratungsansätze. Weitere Projekte, unter anderem mit Synmedico als Spezialist für die digitale Patienten- und Praxisdokumentation, sind geplant.“ Blue Safety agiert bereits als Partner der Zahnkliniken der Universitäten Witten-Herdecke, Greifswald und Wien – ein weiteres Engagement im Bereich der universitären Zahnkliniken ist vorgesehen.
Unternehmensziele und Werte erarbeitet
Zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter führen zu mehr Kunden und erfolgreicher Werbung um neues Personal – auch an diesen Themen, die ganz eng mit der Unternehmensphilosophie, der Sinnhaftigkeit der Arbeit, den gelebten Werten und der Unternehmenskultur zusammenhängen, hat man in den vergangenen Monaten intensiv gearbeitet. Voßfänger und Prillwitz stellten die gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erstellten Ziele und Werte, denen man sich verpflichtet fühlt, vor. Dabei steht neben den kundenbezogenen Faktoren die gemeinsame Arbeit, zusammengefasst unter dem Schlagwort „Inteam“, im Fokus. Auch Wulf und Bock unterstrichen, dass ihnen bei Blue Safety besonders das starke Bekenntnis zum Unternehmen und zum Produkt gefallen habe. Aktuell steige die nach dem Insolvenzprozess deutlich reduzierte Mitarbeiterzahl von aktuell 30 wieder an, so Prillwitz.
Gute Werte bei Kundenzufriedenheit
Und die Kundenzufriedenheit? Trotz mancher Sorge habe man sich entschlossen, eine Kundenzufriedenheitsbefragung durchzuführen, so Voßfänger. Gewählt wurde dafür ein international bekannter Score. Der Net Promoter Score (NPS) misst die Kundenzufriedenheit und -Loyalität. Ein Wert über 50 gilt als magische Grenze für eine sehr hohe Kundenzufriedenheit. Die Kundenzufriedenheitsbefragung wurde im April 2024 durchgeführt. Man sei sehr positiv überrascht gewesen von der hohen Weiterempfehlungsquote bei den Kunden. Der ermittelte Net Promoter Score (NPS) von 51,5 dokumentiere ein für Blue Safety schönes Ergebnis.
Das Ziel: Marktanteil von 10 Prozent der Praxen
Aktuell betreue man 1.384 Kunden, berichtete Voßfänger auf Nachfrage, Tendenz steigend. Ziel sei es, die Zahl der Kunden in den kommenden fünf Jahren deutlich zu steigern und einen Marktanteil von etwa 10 Prozent der Zahnarztpraxen zu erreichen. Und man wolle die gewonnenen Kunden gerne ein ganzes Praxisleben lang erfolgreich begleiten, nicht nur für die sieben Jahre Vertragslaufzeit. Mit der inzwischen geleisteten Arbeit und den etablierten, auf Wachstum ausgelegten Strukturen habe man dafür die Grundlagen geschaffen, ist man in Münster überzeugt.
Dr. Marion Marschall, Berlin