Internationale Einsätze stehen hoch im Kurs beim zahnmedizinischen Nachwuchs: Nachdem es fast zwei Jahre lang weder Hilfseinsätze noch Famulaturen gab, hat sich einiges aufgestaut.
Die Hoffnung ist, groß, dass sich im Jahre 2022 die Grenzen für studentische Famulaturen wieder weltweit öffnen! Gleich zu Jahresbeginn lud der Zahnmedizinische Austauschdienst ZAD zu einer Online-Informationsveranstaltung für alle an einem Auslandsaufenthalt interessierten Studierenden ein, für die sich vorab bereits mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer registriert hatten.
Welche Möglichkeiten stehen offen? Wie sind die Voraussetzungen? In welche Länder ist das Reisen derzeit überhaupt möglich? Und vor allem: Mit welchen Kosten ist für einen gut einmonatigen Auslandsaufenthalt zu rechnen? So gingen viele Fragen an das Organisationsteam des ZAD um Jasmin Mansournia, der ersten Vorsitzenden des ZAD (Uni Erlangen), Tom Schwegmann, stellvertretender Vorsitzender (Uni Münster), Antje Dunkel als Beisitzerin (Uni Hannover) und Jan Benedict Antony als Beisitzer (Uni Münster), er ist auch zuständig für die LEOs, die Local Exchange Officer. Jede Uni hat ihren LEO. Diese halten den Kontakt zur bundesweiten Organisation und gleichzeitig die Studierenden zum Thema Famulatur vor Ort auf dem neuesten Stand. Meistens sind dies Mitglieder der jeweiligen Fachschaft am Ort.
Reisekostenzuschuss richtig beantragen, Kosten einschätzen
Ganz wichtig für eine Famulatur ist die richtige Vorgehensweise beim Stellen des Antrags für den Reisekostenzuschuss, den Studierende vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD bekommen können und der häufig die Flugkosten deckt. Für so gut wie alle an einer Famulatur Interessierten sind die Gesamtkosten, die bei einer Auslandsfamulatur anfallen, ein entscheidender Punkt, so dass die an diesem Abend vorgestellten Kalkulationen eine wichtige Entscheidungsgrundlage sind. Für einen studentischen Geldbeutel ist die Klärung dieser Fragen die Grundvoraussetzung – allein deshalb hatte die Veranstaltung schon einen sehr hohen Informationswert.
Vier Hilfsorganisationen stellten sich vor
Auf besonderes Interesse stieß die Vorstellung von vier Hilfsorganisationen an diesem Abend. Dazu gehörten „Zahnärzte helfen e.V.“, die den Auftakt der Runde machten. Der erste Vorsitzende, Dr. Norbert Reiß, berichtete über die Möglichkeit eines Hilfseinsatzes in den Hochanden von Peru. Anhand der umfangreichen Vorstellung der einzelnen Kliniken, in denen die Freiwilligen tätig sind, konnte sich jeder ein gutes Bild von der Situation am Ort machen. Dazu wurden viele farbenprächtige Eindrücke vom Leben der Menschen in diesen Regionen übermittelt, die richtig Lust auf eine Reise in die südamerikanischen Länder machten. Entsprechend gab es viele detaillierte Fragen zu einem möglichen Einsatz. Allem voran sei erwähnt, dass man nicht unbedingt auf gute Spanischkenntnisse angewiesen ist, doch versteht man und vor allem nimmt man viel mehr mit, wenn man sich in der jeweiligen Landessprache verständigen kann.
Einsatz in der Karibik
Nach den kraftvollen Bildern aus den Anden ging es mit DIANO in die Karibik: Jamaika, Kuba, Dominikanische Republik und Haiti sind hier die Ziele für die Hilfseinsätze, wobei gleich von Anfang an angeführt wurde, dass Jamaika und Kuba aktuell den Status „passiv“ führen und Haiti aus Sicherheitsgründen derzeit nicht unterstützt wird. Bleibt aktuell die Dominikanische Republik, die dafür umso begehrter ist. DIANO verfügt über mehrere Stationen, wobei derzeit die Monkey Jungle Klinik in Puerto Plata und die Jesuitenstiftung ILAC in Santiago als bevorzugte Ziele gelten. Auch hier gelten – wie bei allen anderen vorgestellten Projekten – die gleichen Grundsätze: Frühzeitige Anmeldung, langfristige Vorbereitung und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Projekt sind unerlässlich.
Breites Einsatzgebiet bei der Stiftung HDZ
Eine besondere Stellung im Reigen der Vorstellungen nahm die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte ein. Dr. Klaus-Achim Sürmann, Vorsteher der Stiftung HDZ und Zahnarzt aus Göttingen, übernahm selbst die Vorstellung der ältesten zahnärztlichen Hilfsorganisation, die sich durch die erfolgreiche Durchführung einer langen Liste von Projekten in den vielen Jahrzehnten ihres Bestehens einen ausgezeichneten Ruf erworben hat. Sürmann stellte die Arbeitsweise der Organisation anhand aktueller Beispiele vor: Hilfe für Betroffene der Flutkatastrophe in Deutschland, medizinische Hilfe in Pandemiezeiten für unzureichend ausgestattete Kliniken in Afrika, vor allem Kenia. Sehr beliebt bei den studentischen Famuli ist, dass das HDZ eine Art Grundausstattung an Material für Hilfseinsätze zur Verfügung stellt.
In den indischen Himalaya
Maik Wieczorrek, 1. Vorsitzender der Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e. V., rundete mit der Vorstellung seiner Organisation den Abend ab. Auch dieser Bericht über Einsätze und zukünftige Möglichkeiten im indischen Teil des Himalayas trugen wesentlich zum Gelingen des Abends bei, zumal damit ein sehr weites Spektrum sehr unterschiedlicher Kulturen und ihre jeweiligen Hintergründe angesprochen wurde.
Gerade die Sensibilität für diese Kulturen, genauso wie humanistische und ethische Aspekte waren wesentliche Leitaspekte dieser Abendveranstaltung. Und genau dieser Punkt wurde an diesem Abend besonders deutlich: Ohne Interesse an der Kultur des jeweiligen Landes ist eine Famulatur weniger als die Hälfte wert.
Das Interesse der Teilnehmer war enorm, dies zeigte sich an den vielen Zwischenfragen, die zu jedem Zeitpunkt der Veranstaltung in den parallel laufenden Chat gestellt werden konnten, und die nach und nach alle beantwortet wurden.
Frühzeitige Vorbereitung lohnt sich immer
Insgesamt zeigte sich, dass für eine Auslandsfamulatur ein nicht unbeträchtlicher Aufwand betrieben werden muss und es sich somit lohnt, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen. Andererseits – und dies zog sich ebenfalls durch alle Vorträge des Abends – ist der persönliche Effekt, den jeder für sich selbst mitnimmt, mindestens genauso groß, denn die Praktikumszeit im Ausland ist ein wichtiger Abschnitt im beruflichen wie im privaten Leben und hat nicht selten einen lebenslangen Effekt.
Tobias Bauer, Singen