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US-Metastudie zu Fluoridexposition und IQ-Werten von Kindern nicht auf Deutschland übertragbar

(c) Odua Images/Shutterstock.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) äußert sich zur Relevanz der aktuell veröffentlichten Meta-Analyse über Assoziationen von Fluoridexposition und dem Intelligenzquotienten (IQ) bei Kindern. Die DGKiZ stellt fest, dass die Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen keine Bedeutung für deutsche Verhältnisse haben: Fluoridwerte im Trinkwasser hierzulande sind unbedenklich und die Fluoridierung als eine der wichtigsten Strategien der Kariesprophylaxe wird von den Studienergebnissen keinesfalls infrage gestellt. Vielmehr gilt es, Missverständnissen und verzerrenden Darstellungen entgegenzuwirken.

US-Studie hat keine Bedeutung für deutsche Verhältnisse

Die Metastudie eines Wissenschaftlerteams um Kyla W. Taylor zur Fragestellung, ob eine systemische Fluoridaufnahme sich auf den Intelligenzquotienten von Kindern auswirkt [1], erfährt gerade hohe Aufmerksamkeit. In den USA wurde bereits eine Diskussion um die Fluoridierung von Trinkwasser ausgelöst mit einem ersten Gerichtsurteil, nach dem die Fluoridzugabe in einer amerikanischen Gemeinde eingestellt werden solle. In deutschen Medien werden die Studienergebnisse teils verzerrend wiedergegeben, spielen so Fluoridgegnern in die Hände und gefährden die über Jahrzehnte erfolgreich etablierte Kariesprophylaxe in Deutschland.

Zwar kommt die Publikation nach formal korrekter systematischer Literatursuche und Metaanalyse zum Schluss, dass ein Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen dem Fluoridgehalt im Urin beziehungsweise der Fluoridkonzentration im Trinkwasser und einem verringerten IQ bei Kindern vorliegt. Allerdings stellen die Studienautorinnen und -autoren auch fest, dass kein Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen Fluoridgehalt im Trinkwasser und IQ feststellbar ist, wenn dieser weniger als 1,5mg/L (1,5ppm) beträgt. Trinkwasser darf in Deutschland nicht mehr als 1,5mg/L Fluorid enthalten. Die meisten Trinkwässer in Deutschland liegen mit weniger als 0,3mg/L weit unter diesem Wert.

Prophylaxe bei uns hauptsächlich über lokale Anwendung

In Deutschland steht die Kariesprophylaxe durch die lokale Anwendung von Fluorid im Vordergrund. Für Kinder sind hier insbesondere fluoridhaltige Zahnpasten und Fluoridlacke von Bedeutung. Die Empfehlungen für die Fluoridierung im ersten Lebensjahr, die bei uns umgesetzt werden, sind sicher und berücksichtigen die Fluoridaufnahme bei Kindern aus unterschiedlichen Quellen einschließlich des Trinkwassers [2].

Kritikpunkte der DGKiZ an der Metastudie bestehen darin, dass viele der Ausgangsstudien Verzerrungen aufweisen und daher nicht von hoher Qualität sind. Zudem stammen 45 der insgesamt 74 einbezogenen Untersuchungen aus China, und zwar vielfach aus Gegenden mit von Natur aus hohen Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser. Weiterhin zeigen die einbezogenen Studien eine hohe Heterogenität; die Ergebnisse der einbezogenen Studien weichen also stark voneinander ab, was die Aussagekraft der Metaanalyse beeinträchtigt. Zweifel an der Assoziation von Fluoridkonzentration im Trinkwasser beziehungsweise gemessenem Fluoridgehalt im Urin und dem IQ von Kindern weckt auch eine aktuelle bevölkerungsbezogene Longitudinalstudie aus Australien [3,4].

Prof. Ulrich Schiffner resümiert: „Die Kariesprophylaxe mit Fluorid gilt als der Schlüssel zu dem in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten erzielten drastischen Rückgang der Karies bei Kindern und Jugendlichen. Keinesfalls darf dieser Erfolg durch fahrlässige Vermengung mit kritisierten Studien, die zudem für uns nicht relevant sind, aufs Spiel gesetzt werden. Die bewährten Konzepte der Kariesprophylaxe bei Kindern mit Hilfe von Fluorid sind konsequent beizubehalten.“

Das Statement der DGKiZ:

„Eine aktuell publizierte Übersichtsarbeit sowie Medienbeiträge berichten über Zusammenhänge zwischen Fluoridgehalten im Trinkwasser beziehungsweise im Urin und Intelligenzwerten von Kindern. Diesen Publikationen liegen mehrheitlich Studien aus außereuropäischen Regionen mit hohen Fluoridgehalten im Trinkwasser zugrunde. Für den in Deutschland gültigen Grenzwert der Fluoridkonzentration im Trinkwasser konnten in der Übersichtsarbeit keine Zusammenhänge zur kindlichen Intelligenz ermittelt werden. Faktisch sind die Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser bei uns in der Regel um den Faktor 5 geringer als dieser Grenzwert. Zudem sind die in der Publikation auch bei hoher Fluoridexposition ermittelten Verringerungen der kindlichen Intelligenz sehr gering. Die Publikationen haben keinen direkten Bezug zur Kariesprophylaxe mit fluoridhaltigen Kinderzahnpasten. Daher besteht kein Anlass, die Empfehlungen zur Kariesprävention bei Kindern zu verändern und von den bewährten Konzepten der Kariesprophylaxe mit Hilfe von Fluorid abzuweichen.“

Die komplette Erklärung ist downloadbar unter: https://www.dgkiz.de/news.html

 

Quellen:

  1. Taylor KW, Eftim SE, Sibrizzi CA, et al. Fluoride Exposure and Children’s IQ Scores: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Pediatr. Published online January 06, 2025. doi:10.1001/jamapediatrics.2024.5542
  2. Berg B, Cremer M, Flothkötter M, Koletzko B, Krämer N, Krawinkel M, Lawrenz B, Przyrembel H, Schiffner U, Splieth C, Vetter K, Weißenborn A. Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschr Kinderheilkd 2021, 169. DOI: 10.1007/s00112-021-01167-z
  3. Do LG, Spencer AJ, Sawyer A, Jones A, Leary S, Roberts R, Ha DH. Early Childhood Exposures to Fluorides and Child Behavioral Development and Executive Function: A Population-Based Longitudinal Study. J Dent Res. 2023 Jan;102(1):28-36. doi: 10.1177/00220345221119431. Epub 2022 Oct 9. PMID: 36214232.
  4. Do LG, Sawyer A, John Spencer A, Leary S, Kuring JK, Jones AL, Le T, Reece CE, Ha DH. Early Childhood Exposures to Fluorides and Cognitive Neurodevelopment: A Population-Based Longitudinal Study. J Dent Res. 2024 Dec 18:220345241299352. doi: 10.1177/00220345241299352. Epub ahead of print. PMID: 39692252. 
Reference: Zahnmedizin Interdisziplinär Prävention und Prophylaxe Patientenkommunikation

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