„Neue Horizonte“ – unter diesem Motto trafen sich mehr als 200 Zahnmediziner vom 15. bis 17. November in Bad Homburg auf der 51. Jahrestagung der DGFDT. Neben vielen neuen Erkenntnissen von Wissenschaftlern und Praktikern stand die S1-Leitlinie „Okklusale Dysästhesie“ im Zentrum der Tagung. Dr. Bruno Imhoff (Köln), der die Leitlinienarbeit koordiniert, gab erste Einblicke in die neue Empfehlung.
Per Definition handelt es sich bei einer Okklusalen Dysästhesie (OD) um ein Beschwerdebild, bei dem die Zahnkontakte dauerhaft als störend oder unangenehm empfunden werden. Diese sind aber weder klinisch als Fehlkontakte objektivierbar, noch stehen sie im Zusammenhang mit anderen Krankheiten. Betroffen sind nur Erwachsene mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren, darunter bis zu 1 Prozent der Patientengruppe mit Craniomandibulären Dysfunktionen (CMD).
Fokussierung auf Okklusion
Einige Merkmale deuten auf eine Okklusale Dysfunktion hin. So wird eine Fokussierung auf die Okklusion als Teil des Beschwerdebildes gewertet. Betroffene leiden oft unter einer hohen Achse-II-Belastung und fordern zudem vehement spezifische Okklusionsmerkmale ein. Für sie stellt die OD einen zentralen Erlebnisaspekt in ihrem Leben dar. Auffällig ist auch eine Diskrepanz zwischen okklusalem Befund und persönlichem Befinden. Hinzu kommen starke negative Emotionen gegenüber Vorbehandlern. Diese sind wiederum mit überhöhten positiven Erwartungen an den Folgebehandler verknüpft.
Hinsichtlich der Behandlung der OD sollte – das machte Imhoff auf der Jahrestagung sehr deutlich – jedenfalls auf irreversible zahnärztliche Maßnahmen verzichtet werden. Indiziert sei gegebenenfalls für begrenzte Zeit eine Aufbissschiene, psychologische Therapie und Motivation zu sozialer und körperlicher Aktivität.
Irreversible Maßnahmen vermeiden
Ziel der neuen Leitlinie ist es, die Beurteilung okklusaler (Fehl-)Empfindungen von Patienten zu verbessern und zu objektivieren. Das Verständnis für das Beschwerdebild soll gefördert und Risikofaktoren besser erkannt werden. Letztlich soll das Papier, wie andere Leitlinien auch, als Hilfestellung für Behandler und Betroffene dienen, wenngleich sie an Zahnärzte und zahnärztliche Sachverständige adressiert ist. Bis Dezember 2019 soll sie fertig gestellt sein. An der Arbeit sind insgesamt vier Fachgesellschaften (DGZMK, DGPro, Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und DGFDT) und ein Arbeitskreis (AKPP) beteiligt. Die Leitlinie kann auf AWMF online eingesehen werden. Sfr