In diesem Jahr wurde zum zweiten Mal der Otsuka Team Award Nephrology+ zur Förderung interdisziplinärer, multiprofessioneller Behandlungskonzepte nephrologisch erkrankter Patientinnen und Patienten in Höhe von 20.000 Euro auf der 15. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in Berlin verliehen. Der Preis ging an das Team des Universitätsklinikums Leipzig für das Projekt „Interprofessionelle zahnmedizinische Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Nierenersatzverfahren – das Leipziger Konzept“.
Prof. Dr. Josef M. Pfeilschifter, Direktor des Instituts für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Vorsitzender der interdisziplinären Jury des Team Awards, überreichte am 6. Oktober 2023 den von der Otsuka Pharma GmbH gestifteten Preis in Berlin.
Zahn- und Mundgesundheit bei chronisch Nierenkranken
Der Award hat das Ziel, Teams für ihre innovativen, übergreifenden und interdisziplinären Ansätze in der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit nephrologischen Erkrankungen zu fördern. Das Projekt aus Leipzig widmet sich dem Zusammenhang zwischen einer chronischen Nierenerkrankung und der Zahn- und Mundgesundheit. Insbesondere hat der patientenorientierte Ansatz überzeugt, der das bekannte Defizit der Therapietreue bei der Zahngesundheit aufgreift und eine zusätzliche Belastung der Betroffenen vermeidet, indem Diagnostik und Motivation zur Mundhygiene während der Dialyse stattfinden.
Multiprofessionelle Ansätze im Fokus
„Wir als Otsuka möchten mit dem Team Award Nephrology+ die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen in der Behandlung von nephrologisch erkrankten Patientinnen und Patienten fördern“, so Dr. Claudia Gutacker, Senior Medical Director DACH, Otsuka Pharma GmbH. „Das Gewinnerteam hat die Jury mit ihrem interdisziplinären Ansatz zur Verbesserung der Mundgesundheit von Patientinnen und Patienten mit Nierenersatztherapie überzeugt. Das Leipziger Konzept ist bereits im Klinikalltag erprobt und verknüpft ein innovatives Vorgehen mit einem hohen präventiven Nutzen.“
Diagnostik und Motivation während der Dialyse
Ziel des prämierten Projekts ist es, in der nephrologischen Gemeinschaft das Problembewusstsein für die Mundgesundheit bei Menschen mit Nierenersatztherapie zu wecken. Das Leipziger Konzept verknüpft erstmals Zahnmedizin und Nephrologie, indem klinische zahnmedizinische Untersuchung, Diagnostik sowie Motivation der Patientinnen und Patienten zur Mundhygiene und zahnmedizinischen Behandlung während der Dialyse erfolgen. Im Rahmen der Diagnostik wird zudem eine innovative non-invasive Kariesdiagnostik-Methode angeboten, die mit Hilfe der Messung von quantitativer lichtinduzierter Fluoreszenz (QLF) die Erkennung von Kariesaktivität und -ausprägung ermöglicht. „Das hat den Vorteil, dass wir den Patient:innen erst dann in den Mund gehen müssen, wenn sie wirklich behandelt werden müssen. Das Zahnfleisch von Dialysepatienten ist sehr empfindlich und anfällig für Entzündungen, die den ohnehin geschwächten Allgemeinzustand der Betroffenen verschlechtern können. Allerdings ist die Technik aktuell noch eine Zukunftsperspektive“, erklärt PD Dr. Gerhard Schmalz von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKL, der die Arbeitsgruppe leitet.
Darüber hinaus ist eine patientenindividuelle Sensibilisierung und Motivation für Mundhygienemaßnahmen und zahnmedizinische Behandlung vorgesehen. Ausgangspunkt der Arbeitsgruppe um Schmalz war die Tatsache, dass Patient:innen mit Niereninsuffizienz häufiger Probleme mit Karies und Parodontitis haben. Das liegt zum einen daran, dass sie häufig unter extremer Mundtrockenheit leiden, erklärt Schmalz . „Dialyse-Patient:innen müssen auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten. Der darf ein bestimmtes Maximum nicht überschreiten, weshalb es den Patient:innen oft an Speichel fehlt. Dieser Speichel aber schützt die Zähne, indem er sie reinigt und remineralisiert.“ Zum anderen kommt es bei Patient:innen mit Nierenversagen zu einer Verschiebung in der Wahrnehmung. „Aufgrund der Schwere ihrer Grunderkrankung sind sie sehr belastet und nehmen andere Erkrankungen, wie beispielsweise Karies, als weniger gravierend wahr.“ Darauf aufbauend findet die Entwicklung patientenindividueller Präventionsmaßnahmen in Absprache zwischen Zahnmedizin und Nephrologie statt. „Mit dem Leipziger Konzept konnten wir zeigen, dass einfache Interventionen zur Verbesserung der subjektiv empfundenen Lebensqualität bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung verhelfen können“.
Die Belastung der Patient:innen anzuerkennen, ist einer der Schlüssel des „Leipziger Konzepts“. „Die Menschen öffnen sich, wenn sie sich gesehen fühlen,“ sagt Arbeitsgruppenleiter Schmalz, „sind leichter zugänglich für Angebote wie das unsere.“ Im Kern sieht dieses vor, die Patient:innen während ihrer Dialyse im UKL zahnmedizinisch zu untersuchen und bei Bedarf auch zu behandeln. Dabei setzen Dr. Schmalz und Kolleg:innen unter anderem auf eine nicht-invasive Methode zur Kariesdiagnostik: Mithilfe einer speziellen Fototechnik stellen sie das Vorhandensein und das Ausmaß von Karies fest.
Gleichzeitig berücksichtigt das Leipziger Vorgehen die Patientenperspektive und das bekannte Defizit in der Therapietreue bei der Zahngesundheit. Indem zahnmedizinische Untersuchung und Motivation zur Mundhygiene während der Dialyse stattfinden, wird die Belastung durch zusätzliche Termine reduziert.
Bewerbung 2024
Auch im nächsten Jahr fördert Otsuka zukunftsweisende Projekte in der Nephrologie. Interessierte Teams können unter team-award@otsuka.de bis zum 31. August 2024 ihre Bewerbung einreichen, bestehend aus Motivationsschreiben, Zusammenfassung der wissenschaftlichen Unter-suchung oder Veröffentlichung, Lebenslauf und aktueller Publikationsliste. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetpräsenz von Otsuka.