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Dr. David Donnermeyer zum Einsatz von Antibiotika und zum neuen Buch „Antibiotika in der Zahnmedizin“

Bereits 2014 warnte die World Health Organization (WHO) in ihrem Bericht zur weltweiten Resistenzentwicklung davor, dass die weitere Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterienstämme die Errungenschaften der modernen Medizin bedrohe und ein postantibiotisches Zeitalter drohe, in dem gängige Infektionserkrankungen wieder zu lebens­bedrohlichen Gefahren werden könnten1.

Mittlerweile ist diese Warnung im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen. Dennoch werden im medizinischen Bereich und vor allem in der industriellen Fleischproduktion immer noch zu viele Antibiotika eingesetzt. Neben dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika trägt auch ihre falsche Anwendung zur Entwicklung bakterieller Resistenzen bei.

Unsicherheit oder Unwissenheit im Umgang mit Antibiotika sind im (zahn-)medizinischen Bereich häufiger Grund für eine Übertherapie. Zeitgleich stehen viele Patienten der Antibiotikatherapie immer noch sehr positiv gegenüber und verkennen die Gefahren eines indikationslosen Einsatzes für sich selbst und andere. Jede Zahn­ärztin und jeder Zahnarzt hat wohl schon Diskussionen mit Patientinnen und Patienten geführt, die vehement ein Rezept für ein Antibiotikum fordern, obwohl ihre Beschwerden damit nicht ursächlich oder gar nicht behandelt werden können.

Patienten oft unkritisch

Dabei ist es nur verständlich, dass dieser Verlockung allzu oft nachgegeben wird, zumal die Gabe eines Antibiotikums, sei es durch Verschleierung der Symptomatik oder aufgrund des Placebo-Effekts, den Patientinnen und Patienten oft eine Linderung der Beschwerden verschafft. Schlimmer noch kommt häufig die Mitteilung hinzu, dass der Patient/die Patientin sich bereits selbst in der Antibiotika-Hausapotheke bedient hat und so durch den nicht sachgerechten Einsatz die Gefahr unerwünschter Begleiterscheinungen oder der Resistenzbildung potenziert.

Diese Entwicklung hat die WHO zu der Warnung vor dem falschen Einsatz von Antibiotika und deren Folgen bewegt. Im aktuellen Bericht zur Resistenz­entwicklung beschäftigt sich die WHO bereits mit Strategien zum Umgang mit antibiotikaresistenten Bakterienstämmen, da die Entwicklung immer neuer Resistenzen die Entwicklung neuer Anti­biotika bereits überrannt hat2.

Haupteinsatzgebiete aktuell dargestellt

Bei der Darstellung der Problematik muss aber auch berücksichtigt werden, dass Informa­tionen oft unübersichtlich aufbereitet sind, Empfehlungen sich regelmäßig ändern und in der täglichen zahnärztlichen Praxis vielfach die Zeit fehlt, sich mit Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften auseinanderzusetzen. Genau hier setzt „Antibiotika in der Zahnmedizin“ an: Prof. Bilal Al-Nawas, Prof. Peter Eickholz und Prof. ­Michael Hülsmann haben auf Basis aktueller Empfehlungen zusammen mit einer renommierten internationalen Autorenschaft eine aktuelle und klinisch höchst relevante Übersicht zur Antibiotikatherapie in der Zahnmedizin erarbeitet. Neben den Grundlagen zur Resistenzentwicklung und deren klinischer Relevanz werden die Haupteinsatzgebiete für Antibiotika in der Zahnmedizin beleuchtet. So wird der Einsatz von Antibiotika in der zahnärztlichen ­Chirurgie bei odontogenen Infektionen, der Prophylaxe während chirurgischer Eingriffe, der topischen Anwendung sowie in der Periimplantitis­therapie thematisiert. Im Bereich der Parodontologie werden aktuelle Leitlinien zum Einsatz von Anti­biotika als adjuvante Gabe bei der Therapie der Parodontitis sowie die topische subgingivale Anwendung von Antibiotikapräparaten und die systemische Gabe während bzw. im Anschluss an die konservative Therapie diskutiert. Anhand des aktuellen Positionspapiers der Europäischen Gesellschaft für Endodontologie wird der Indika­tionsbereich von Antibiotika bei der Behandlung dentaler Traumata, in der Schmerztherapie bei Pulpitis und apikaler Parodontitis, in der regenerativen Endodontie sowie bei dentogenen Ab­s­zessen im Milch- und bleibenden Gebiss erörtert. Zuletzt werden fachübergreifend aktuelle Empfehlungen zum Einsatz von Antibiotika bei Risikopatienten dargestellt.

Für die Aus- und Fortbildung und als Nachschlagewerk

Dabei sind alle Kapitel leserfreundlich übersichtlich gestaltet und bleiben in ihrem Fokus auf die wichtigen Kernaussagen beschränkt. Die Abschnitte sind angenehm zu lesen, und so fällt es leicht, sich durch die 240 Seiten zu arbeiten. Ergänzt werden die Kapitel durch eine ansprechende Bebilderung und übersichtliche Tabellen. Aufgrund dieser Struktur kann „Antibiotika in der Zahnmedizin“ sowohl zur Lektüre in Aus-, Fort- und Weiterbildung als auch als Nachschlagewerk für jeden Zahnarzt und jede Zahnärztin nur dringend empfohlen werden. Selten war es so leicht, sich einen aktuellen Überblick über dieses wichtige Thema zu verschaffen.

Der Preis ist der Aufmachung und dem Umfang angemessen.

Dr. David Donnermeyer, Münster

Diese Besprechung erschien erstmals in der Zeitschrift „Endodontie“, Ausgabe 2/2021.

Literatur

1. World Health Organization (WHO). Antimicrobial resistance: global report on surveillance – 2014 Summary. WHO, 2014. URL: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/112647/WHO_HSE_PED_AIP_2014.2_eng.pdf.

2. World Health Organization (WHO). Global antimicrobial resistance and use surveillance (GLASS) report: Early implementation 2020. WHO, 2020. URL: https://www.who.int/publications/i/item/9789240005587.

 

Reference: Endodontie Chirurgie Parodontologie Aus dem Verlag Zahnmedizin Interdisziplinär Studium & Praxisstart Praxis

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