Frauen sollten ihren Mundgesundheitsstatus bereits dann prüfen lassen, wenn sie einen Kinderwunsch haben – und auf jeden Fall auch während der Schwangerschaft. Das empfiehlt die Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Berlin. Und auch die Zahnärztekammer Niedersachsen macht die Öffentlichkeit anlässlich des diesjährigen Tags der Zahngesundheit unter dem Motto „Gesund im Mund – von Anfang an“ darauf aufmerksam. In Niedersachsen findet die zentrale Veranstaltung zum Tag der Zahngesundheit am Samstag (28. September 2024) auf dem Platz der Weltausstellung in Hannover statt.
Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft bergen das Risiko, dass sich bereits bestehende Entzündungen in der Mundhöhle, wie zum Beispiel eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates), verschlimmern. Das wiederum schafft Risiken für den Embryo im Mutterleib. Der diesjährige Tag der Zahngesundheit am 25. September steht unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“ Neben der Mundgesundheit von Schwangeren bilden gesunde Zähne von Kleinkindern in den ersten drei Lebensjahren einen weiteren Fokus.
Schon bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft zum Zahnarzt
„Am besten schon bei Kinderwunsch, spätestens im Frühstadium einer Schwangerschaft, sollte eine Kontrolluntersuchung stattfinden, denn dann lassen sich solche Erkrankungen frühzeitig erkennen und zum richtigen Zeitpunkt behandeln. Und je früher man eine Gingivitis- oder Parodontitistherapie startet, desto effizienter lässt sich die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschaftskomplikationen reduzieren“, sagt die praktizierende Zahnärztin Dr. Jana Lo Scalzo, die auch stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Berlin ist.
Eine solche Erkrankung sei nicht nur für die Schwangere unangenehm. Bei einer Parodontitis könnten auslösende Bakterien zum Beispiel über die Zahnfleischtasche und die Blutgefäße den Weg zum Embryo finden. Dadurch steige das Risiko für eine Fehlgeburt oder ein geringeres Geburtsgewicht des Kindes. Die Datenlage dazu sei zwar noch dünn, gewisse Anhaltspunkte aber vorhanden, so Lo Scalzo.
Schon ab dem 6. Lebensmonat zur Früherkennung
Ist das Kind auf der Welt, kann es bereits mit sechs Monaten eine zahnärztliche Früherkennung in Anspruch nehmen. Schon dann lassen sich Anzeichen einer kariösen Entwicklung, wie zum Beispiel Zahnbelag (Plaque), eine Entziehung von Mineralien aus dem Zahnschmelz (Demineralisation) oder gar eine Gingivitis erkennen. Insgesamt drei Früherkennungsuntersuchungen entfallen auf das Kleinkindalter. Zusätzlich können Eltern für Kinder vom 6. bis zum 33. Lebensmonat eine praktische Anleitung für das tägliche Zähneputzen ihres Kindes erhalten. Lo Scalzo stellt den Vorteil heraus: „Gewöhnt man Kinder von klein auf an ein regelmäßiges, richtiges Zähneputzen, ist das die Basis einer späteren guten Mundhygiene.“
Berliner Kinderzahnpass für alle Früherkennungstermine
Im Berliner Kinderzahnpass finden Eltern alle Früherkennungsuntersuchungen auf Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahren. Sie erhalten ihn in der Regel bei der Geburt ihres Kindes im Krankenhaus oder danach in der Zahnarztpraxis. Weitere Informationen zu den zahnmedizinischen Präventionsleistungen für Kinder und zum Berliner Kinderzahnpass finden sich auf der Website der KZV Berlin.
Tipps von der Kammer Niedersachsen
Aufgrund von Veränderungen im Hormonhaushalt während der Schwangerschaft wird das Zahnfleisch stärker durchblutet und ist oft etwas geschwollen. Die Folgen sind vermehrtes Zahnfleischbluten sowie ein generell erhöhtes Risiko für Munderkrankungen. „In dieser Zeit kann eine weichere Zahnbürste mit einem kleinen Bürstenkopf verwendet werden, um das Zahnfleisch nicht unnötig zu reizen“, erklärt Silke Lange, Vorstandsmitglied der ZKN. Für eine gute und umfassende Mundhygiene sind zudem regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine Professionelle Zahnreinigung besonders ratsam.
Mundpflege von Anfang an
Bei Babys und Kleinkindern ist eine konsequente Mundpflege von Anfang an entscheidend. Sobald der erste Milchzahn durchbricht, sollten Eltern mit dem Zähneputzen beginnen. Hierfür empfiehlt sich die Verwendung einer weichen Kinderzahnbürste und einer reiskorngroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta. Ebenso unerlässlich sind die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen ab dem sechsten Lebensmonat übernommen werden.
Kinder spielerisch an die Behandlung heranführen
„Kinder können spielerisch und sehr einfühlsam an die Behandlung beim Zahnarzt herangeführt werden”, betont Dr. Tobias Tetzlaff, Vorsitzender des Ausschusses für Jugendzahnpflege der ZKN. Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und der häuslichen Zahnpflege ist es wichtig, dass Kinder Süßigkeiten nicht über den ganzen Tag verteilt essen, sondern nur nach den Hauptmahlzeiten. Nach dem Zähneputzen abends sollten keine zuckerhaltigen Lebensmittel mehr konsumiert werden.
Tipps und Infos auf der Kammerwebsite
Nützliche Informationen rund um die Themen Zahngesundheit in der Schwangerschaft und Kariesprävention im Kindesalter gibt es auf den Internetseiten der Zahnärztekammer Niedersachsen unter „Zahngesundheit in der Schwangerschaft” sowie „Kinder und Jugendzahnmedizin“. Über die Zahnärztekammer werden auch die zahnmedizinischen Beileger für den Mutterpass und das Untersuchungsheft für Kinder veröffentlicht, die Eltern beide auch bei ihrer Zahnarztpraxis erhalten können.