Die Reduzierung der Unterstrukturen beziehungsweise Gerüste für eine minimale Beschichtung mit Silikatkeramiken ist ein gängiges Verfahren. ZTM Haristos Girinis aus Nagold über die passende Gestaltung verschiedener Zahnbereiche und die Vorteile bei der Nutzung spezieller Software.
QZ: Wieviel Substanz reduzieren Sie aus der Vollanatomie? Man könnte auch anders fragen: Welche Schichtstärke tragen Sie für die Beschichtung (reduzierte Verblendung) auf?
Haristos Girinis: Es kommt drauf an und alles ist außerdem sehr relativ, wie ich finde. Wir sollten unterscheiden, ob es um die ästhetisch relevante Zone, also den Frontzahnbereich und den sichtbaren anterioren Bereich der Zähne des Patienten geht, oder um den Seitenzahnbereich. Des Weiteren ist es wichtig, ob die aufgetragene Struktur speziell im Seitenzahnbereich in der mastikativen Zone stattfindet, da bei minimalem Auftrag die dünne Silikatkeramikschicht schnell wieder zu verschwinden droht. Wenn die Reproduzierung der Ästhetik unter normalen Bedingungen stattfinden kann, (kein verfärbter Stumpf etc.), das Gerüst einen großen Anteil des Dentins darstellen kann, wir uns mehr im inzisalen Drittel oder gar in der inzisalen Hälfte des Zahns bewegen, dann denke ich, dass man mit 0,6 bis 0,8 mm, maximal 1 mm hinkommen kann (Abb. 1 bis 3).
Der einzelne Frontzahn ist immer individuell und hat jeweils seine ganz eigenen Bedürfnisse. In den meisten Fällen ist nur mit Mikrolayering eine Ästhetik aus der Tiefe heraus zu generieren. Das ist aber nicht möglich, wenn der Anspruch besteht, eine dreidimensionale 1:1-Kopie anzufertigen. Geht es nur um zwei oder eine Dimension, also wird nur eine einzelne Facette des Zahns betrachtet, dann reicht es, das Material mit Geschick dünn aufzutragen, um einen gewissen Täuschungseffekt zur erzielen. Wichtig sind definitiv die Auswahl und die richtige Bestimmung von Dichtigkeit, Helligkeit und Transluzenz des Gerüstwerkstoffs, ob aus Zirkonoxid oder Lithiumdisilikat. Das gilt sowohl für die Front-, als auch für die Seitenzähne, wobei ich bei den Seitenzähnen hinsichtlich der funktionellen Belastung mehr auf Stabilität im mastikativen Bereich setzen und die Ästhetik auf den sichtbaren Bereich reduzieren würde (Abb. 4 bis 10).
Im approximalen Bereich geht es darum, mit Helligkeit die Interdentalräume zu beleuchten und einer Abdunklung entgegenzuwirken. Im inzisalen Bereich, in dem die Funktion stattfindet, bleiche ich gerne im massiven Bereich die Gerüststruktur, es wird also erst geschichtet, dann glasiert und zum Schluss poliert.
QZ: Haben Sie ein Reduzierungskonzept für alles oder eine Variationsbreite beim Vorgehen?
Haristos Girinis: Auch dabei geben die Anatomie des Zahns und die ästhetischen Anforderungen die Richtung vor. Ich fotografiere natürlich meine Frontzähne und kann in der Bildbearbeitung zum Beispiel den Kontrast und die Sättigung so verändern, dass transparente und dichte Anteile zu unterscheiden sind, zueinander sichtbar werden. Dementsprechend kann ich dann ästhetikorientiert reduzieren.
Die Software der Konstruktionsprogramme beinhaltet ja ein Cut-back-Modul, das meiner Ansicht nach nach einem ähnlichen Prinzip angewendet werden sollte. Helligkeit und erhabene Anteile im Dentin bleiben eher stehen, Tiefe wird abgetragen.
Bei der Firma Dentaurum (Ispringen) gibt es ein weiteres, sehr interessantes Tool, die ceraMotion CADback Software. Mit ihr können Anwender mit den einfachsten Schritten reduzierte Gerüste designt werden. Dazu muss man kein großer Computerkenner sein. Händisch abzutragen bedarf sicherlich einiger Erfahrung, aber mit einem solchen Programm lässt sich das recht einfach umsetzen.
QZ: Was macht dieses Vorgehen so interessant?
Haristos Girinis: Interessant ist für den Keramiker mit Sicherheit, dass man sich gezielter in die Strukturen des Zahns hineinbewegen kann, um so sicherer ans gewünschte Ziel zu kommen. Somit ist mehr Effizienz möglich, das Vorgehen bringt mehr Ruhe und Sicherheit ins Arbeiten, man kommt zu noch besseren Ergebnissen und die Sache wird insgesamt messbar.