Am Samstag, dem Finaltag der IDS 2019, fand sich am gemeinsamen Messestand der fünf Säulen von Nordrhein eine interessante Gesprächsrunde zusammen. Dr. Andreas Janke (Vorstandsvorsitzender ZA eG), Dr. Christoph Hassink (Zahnärztlicher Vorstand ZA eG und stellvertretender Landesvorsitzender des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte), ZA Martin Hendges (Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung), ZA Ralf Wagner (Vorstandsvorsitzender Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein), Dr. Angelika Brandl-Naceta-Susic (Vorsitzende des Deutschen Zahnärzteverbands) und Dr. Johannes Szafraniak (Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein) begrüßten MdB Dr. Wieland Schinnenburg zu einer angeregten Unterhaltung rund um die Frage „Kann ich Chef?“.
In Deutschland herrscht eine Misstrauenskultur
Als Zahnarzt und Fachanwalt für Medizinrecht hat es sich Schinnenburg nach eigenen Aussagen zum Ziel gesetzt, durch seine Tätigkeit im Bundestag die Bürokratie in der Medizin abzubauen oder zumindest aufzuhalten – was sich allerdings durchaus schwierig gestalte. In Deutschland herrsche eine Misstrauenskultur, die zu viel Bürokratie zur Folge habe. Man müsse weg von der Überdokumentation, hin zu mehr Vertrauen in die Zahnärzte und Ärzte.
Die Gesprächsteilnehmer hielten fest, dass eine der Hürden auf dem Weg in die Selbstständigkeit die zunehmende Bürokratie sei. Junge Zahnärzte seien zunehmend überfordert mit all den Regularien und administrativen Anforderungen und haben Angst davor, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein beziehungsweise zu wenig übrige Zeit für die Behandlung ihrer Patienten zu haben. Positiv hob hier Kammerpräsident Dr. Szafraniak hervor, dass es in der Region Nordrhein bereits gelungen sei, einige bürokratische Hürden zu vermindern. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um dem zahnärztlichen Nachwuchs den Weg in die eigene Praxis zu ebnen.
Aktuelles Thema TSVG
Ein weiteres großes Thema der Diskussionsrunde war das zwei Tage zuvor verabschiedete Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), welches unter anderem eine Einschränkung der Gründungsberechtigung von Krankenhäusern für Z-MVZ vorsieht. Generell setzen sich die fünf Messepartner entschieden für eine freiberufliche Tätigkeit, fernab von fremdkapitalgesteuerten medizinischen Versorgungszentren, ein. Auch Schinnenburg steht der wachsenden Zahl von MVZ kritisch gegenüber, da die Gefahr bestünde, dass ökonomische Aspekte eine höhere Gewichtung bekämen als medizinische.
ZA-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Janke erläuterte dem Gast aus dem Bundestag die Idee hinter „Kann ich Chef?“ und mit welchen konkreten Maßnahmen und Informationsangeboten die Messepartner die junge Generation der Zahnmediziner dazu ermutigen möchten, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Bei der IDS geschah dies vor allem in Form vieler persönlicher Gespräche, in denen die individuelle Situation erfasst und eine konkrete Vision entwickelt wurde, wie das Projekt „eigene Praxis“ in die Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Aber auch über die IDS hinaus stehen die Messepartner interessierten Zahnärzten zur Verfügung für den persönlichen Austausch und unterstützen mit konkreten Services wie Coachings oder Beratung zu speziellen Themen rund um die Praxisgründung.
Der stellvertretende Landesvorsitzender des FVDZ und ZA-Vorstand Dr. Christoph Hassink hob hervor, dass in der Kommunikation auch stark auf moderne Medien wie Facebook und den gemeinsamen Blog „dentists4dentists.de“ gesetzt werde. So werden die besonderen Informations- und Hilfsangebote für die junge Zielgruppe der Berufseinsteiger über die Kanäle verbreitet, die die jüngere Zielgruppe der Berufseinsteiger regelmäßig nutzt.
Eigenverantwortung tut allen gut
Die Bestrebungen der fünf Messepartner, wieder mehr junge Zahnärzte in die Selbstständigkeit zu begleiten, trafen bei Dr. Schinnenburg auf große Zustimmung. Seiner Meinung nach sei es nicht nur für den Berufsstand der Zahnärzte, sondern für ganz Deutschland wichtig, dass wieder mehr Menschen der Einstellung folgen, man müsse Dinge selbst regeln und Verantwortung übernehmen.
Generell zeigten sich alle Diskussionsteilnehmer erfreut darüber, dass ihre Berufsgruppe mit Dr. Schinnenburg einen engagierten Einzug in die Politik gefunden hat. Das Gespräch wurde interessiert von zahlreichen Zuhörern verfolgt. Zum Abschluss gab es kräftigen Applaus für die Bestrebungen aller Beteiligten für weniger Bürokratie im Zahnarztberuf und die Förderung der freiberuflichen Tätigkeit.