Der Wissenschaftsrat stellte gemeinsam mit der Landesregierung die Ergebnisse einer umfangreichen Bewertung der universitären Medizin und Zahnmedizin in Nordrhein-Westfalen vor. Im Zuge seiner Begutachtung wurde auch die Medizinische Fakultät der Universität Bonn und das Universitätsklinikum Bonn (gemeinsam als „Universitätsmedizin Bonn“ bezeichnet) evaluiert. Vom Wissenschaftsrat erhielt die Universitätsmedizin Bonn nun ein exzellentes Zeugnis: Es sei gelungen, in Bonn „Leuchttürme mit internationaler Ausstrahlung“ zu schaffen, die heute eine nationale und internationale Reputation genießen. Diese Profilbereiche seien darum besonders attraktiv für exzellente Forschende und Mediziner, was die Berufung zahlreicher renommierter Spitzenkräfte eindrucksvoll dokumentiert.
Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung
Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Bonn, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Holzgreve (MBA) nahm das „Zeugnis“ erfreut entgegen: „Das Besondere an unserem Standort ist die stark gelebte Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Kein Gebiet profiliert sich auf Kosten der anderen, sondern alle drei Aufgabenbereiche der Universitätsmedizin befruchten sich gegenseitig.“ Ein Konzept, das aufgeht: Im wichtigen „Case Mix Index“, einem Indikator, der die durchschnittliche Schwere der behandelten Fälle beschreibt, konnte der Standort Bonn nach einem kontinuierlichen Aufstieg in den vergangenen acht Jahren in NRW auf Platz 1 und sogar bundesweit auf Platz 2 vorrücken. Holzgreve: „Die Erfolgsfaktoren für diese Entwicklung waren eine strategische Planung und die enge Zusammenarbeit von Klinikum und Fakultät. Hierbei wollen wir zukünftig die enge Verbindung der exzellenten Krankenversorgung Forschungsbereiche noch weiter ausbauen. Zudem ist es gelungen in weiten Bereichen der UKB flachere Hierarchien zu etablieren und Spezialgebiete für die Kooperation mit den anderen hervorragenden Kliniken der Region anzubieten.“ Ein großer Erfolg der Bonner Zahnmedizin war die erste von der DFG geförderte Forschungsgruppe „KFO 208: Ätiologie und Folgen von Parodontalerkrankungen – genetische, zellbiologische und biomechanische Aspekte“, die von 2008 bis 2015 lief. In der Forschungsgruppe arbeiteten Zahnmediziner interdisziplinär Kieferorthopäden, Physikern, Hautärzten, Internisten und Genetikern zusammen. Die Gruppe brachte wichtige Erkenntnisse zum Verständnis der Zusammenhänge parodontaler Erkrankungen mit anderen systemischen Erkrankungen, Millerpreisträger und Juniorprofessor*innen hervor.
Nachwuchsförderung und internationale Partner
Auch die Nachwuchsförderung ist eine tragende Säule des wissenschaftlichen Erfolges, so Dekan Prof. Dr Bernd Weber: „Exzellenter Nachwuchs wird bereits früh im Medizinstudium nachhaltig gefördert, er erhält bei uns in Bonn besonders gute Entfaltungsmöglichkeiten während und nach der Doktorarbeit, etwa durch sehr gute Betreuung, viel Freiraum in der Forschung und attraktive Forschungsbudgets.“ Eine Schlüsselrolle komme dem internen Förderprogramm BONFOR zu.
Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch sieht die Auszeichnung als eine Folge der Schwerpunkt-orientierten Berufungspolitik, der systematischen Förderung der interfakultären Zusammenarbeit gepaart mit einer zielgerichteten Weiterentwicklung des Klinikums. So konnten Forschungserfolge wie das Exzellenzcluster ImmunoSensation verwirklicht und vier Leibnizpreisträger hervorgebracht werden. „Dies ist eine großartige Gesamtleistung, für die ich allen jetzigen und ehemaligen Mitgliedern der Medizinischen Fakultät und des UKB herzlich danke.“
Verbesserungspotenziale in Lehre und Gleichstellung
Neben so viel Lob enthält der Evaluationsbericht auch konstruktive Kritik, sagt Dekan Weber: „In der Lehre und in der Gleichstellung haben wir hilfreiche Denkanstöße für die weitere Entwicklung erhalten. Die Kritikpunkte in der Lehre sind wir bereits aktiv angegangen. Mir ist es wichtig, die Attraktivität unseres Standorts auch für die Studierenden der Medizin und der Zahnmedizin weiter zu steigern. An der Erhöhung des Frauenanteils bei den Professuren arbeiten wir ebenfalls mit ersten Erfolgen: Von 7,5 Prozent im Jahr 2013 sind wir innerhalb von sechs Jahren auf 18 Prozent geklettert. Jetzt gilt es, die erfolgreichen Fördermaßnahmen wie etwa eine kostengünstige Kinderbetreuung aufrechtzuerhalten und möglichst noch weiter auszubauen.“