„Wir müssen endlich mal ans Umsetzen kommen“, so die Bundestagsabgeordnete Simone Borchardt (CDU) in der politischen Podiumsdiskussion um die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen am 30. Mai 2024 beim Sommerkongress des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Binz.
Unter der Fragestellung „Zahnärztliche Versorgung auf dem Land – Nachwuchs in der Krise?“ diskutierten die Bundestagsabgeordneten Simone Borchardt (CDU) und Christian Bartelt (FDP) mit den Vertretern der Standespolitik Jens Palluch, KZV-Vizechef in Mecklenburg-Vorpommern (MV), und Christian Öttl, FVDZ-Bundesvorsitzender. Nicht der Nachwuchs stecke in der Krise, machte der Moderator des Podiums, Peter Bührens, Vizepräsident der Zahnärztekammer MV, gleich zu Beginn der Diskussion deutlich, sondern die Versorgung.
Mecklenburg-Vorpommern als Paradebeispiel der Entwicklungen
Um dies zu verdeutlichen, zeigte Palluch die Entwicklung des Versorgungsgrads auf etwa 75 Prozent in MV in den nächsten zehn Jahren auf. „Wir sind deutscher Meister im Ländlichsein“, sagte Palluch. Mecklenburg-Vorpommern sei ein Paradebeispiel für die Entwicklung in ländlichen Regionen: Die Verschlechterung werde eintreten. Öttl fügte einige Gründe für die schlechte Niederlassungsstimmung wie Personalmangel, Budgetierung und GOZ-Stagnation, aber vor allem die Bürokratiebelastung hinzu. „Wir sind nur noch Behörde mit ein bisschen Behandlung“, kritisierte der FVDZ-Bundesvorsitzende.
Hoffen auf das Bürokratieentlastungsgesetz
Bartelt, der neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter eine Zahnarztpraxis „mitten in der Pampa“, wie er selbst sagt, in MV betreibt, unterstützte den FVDZ-Bundesvorsitzenden. Als Teil der Bundesregierung habe die FDP auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingewirkt und ihm das Versprechen eines eigenen Bürokratieentlastungsgesetzes abgerungen. „Der Minister hat das Gesetz bis Ende des Jahres versprochen“, sagte Bartelt.
Die CDU-Abgeordnete und Gesundheitsökonomin Borchardt versprach die Unterstützung der CDU für die freiberuflichen Strukturen im deutschen Gesundheitssystem. Außerdem setzte sie sich vehement für die Umsetzung der sogenannten Landeskinder-Quote ein, damit mehr Absolventen der zahnmedizinischen Fakultäten in ihren Ursprungsbundesländern bleiben und sich dort niederlassen. Zudem sei der Studienzugang über den Numerus Clausus zu überdenken.
Kein Erkenntnisproblem, viele Ansätze
Insgesamt diskutierte die Runde zahlreiche Lösungsmöglichkeiten für die Versorgungskrise – von der Bedarfszulassung, die für keinen Vertreter auf dem Podium als echte Lösung erscheint, über den Strukturfonds bis hin zum Einsatz von Telemedizin und KI. Es sei am Ende ein ganzer Strauß an Maßnahmen, der infrage komme, sagte Borchardt. „Wir haben da kein Erkenntnisproblem“, sagte sie. „Wir müssen endlich mal ans Umsetzen kommen.“ Patentrezepte hatten aber weder sie noch ihre Mitstreiter auf dem Podium parat.