Vor einiger Zeit besuchte ich einen Erste-Hilfe-Kursus beim Malteser Hilfsdienst, um meinen Wissensstand zu aktualisieren. Ich freute mich sehr auf den Kursus. Diese Freude teilte ich aber offensichtlich nicht mit allen Teilnehmenden. Denn ehrlich gesagt hatte ich den Eindruck, dass sonst keiner wirklich dort sein wollte. Im Gegenteil, bei der kurzen Vorstellungsrunde fiel immer wieder das Wort „muss“. Man müsse den Kursus halt mitmachen – für den Job, für den Führerschein etc.
Erste Hilfe rettet mehr als „nur“ ein Leben
Mit den in einem Erste-Hilfe-Kursus erworbenen Kenntnissen kann man aber nicht „nur“ Leben retten. Denn mit den richtig angewendeten Handgriffen sorgen Ersthelfer oftmals sogar dafür, potenzielle Spätfolgen zu verhindern.
Der Vortragende konnte einem wirklich sehr leidtun. Während er mit Leidenschaft neben seinem Hauptberuf als Sozialarbeiter für Jugendliche auch Menschen zu Ersthelfern ausbildet, hörten einige kaum zu. Würden diese also wirklich anschließend das mühsam vermittelte Wissen umsetzen können? Da sind Zweifel leider mehr als angebracht.
Wichtig für unsere Gesellschaft
Ich möchte an dieser Stelle natürlich nichts verallgemeinern. Es gibt sicherlich Kurse, in denen die Teilnehmenden deutlich motivierter sind. Dennoch hat mich der von mir besuchte Kursus zum Nachdenken gebracht. Daher möchte ich das Thema hier einmal ansprechen. Denn auch wenn es lästig erscheinen mag, ist ein Erste-Hilfe-Kurs doch vor allem eines: eine wichtige Sache für unsere Gesellschaft! Wir müssen uns darauf verlassen können, dass uns in Not- und Ernstfällen geholfen werden kann.
Da frage ich mich, wieso dem Ganzen oftmals so gleichgültig gegenübergestanden wird. Schließlich können wir alle einmal in eine Notsituation geraten, in der wir auf einen Ersthelfer angewiesen sind. Und ganz ehrlich, da wünsche ich mir jemanden, der seinen Kurs nicht mitgemacht hat, „weil es halt sein musste“.
Fühlt euch also bitte nicht genötigt, wenn ihr zu einem Erste-Hilfe-Kursus geschickt werdet – das ist der falsche Ansatz. Hier werden euch nicht nur wichtige Grundkenntnisse vermittelt, um Leben zu retten. Hier werdet ihr vor allem darin geschult, routiniert und sicher zu reagieren, wenn ihr an einen Unfallort oder in eine Notsituation geratet – auch und besonders als Mitarbeiter in einer Zahnarztpraxis.
Zahnmedizinisches Fachpersonal sollte über den Tellerrand sehen
Gerade in unserem Berufszweig sollten wir immer mit gutem Beispiel vorangehen. Aus diesem Grund haben wir in unserer Zahnarztpraxis regelmäßig interne Schulungen, die ganz speziell an die Bedürfnisse einer Zahnarztpraxis gerichtet sind. Denn auch bei uns kann jederzeit beispielsweise ein Patient kollabieren, und da ist es wichtig, richtig und schnell reagieren zu können.
Daher kann ich es jedem nur ans Herz legen, dieses Thema in der eigenen Praxis aufzugreifen. Denn im Ernstfall ist keine Zeit, um lange überlegen oder suchen zu können. Jeder sollte wissen, wo sich Defibrillator, Feuerlöscher oder der Notkoffer befinden, um nur einiges zu nennen.
Julian Trapp, Vizepräsident Bundesverband zahnmedizinischer Fachkräfte in der Prävention (BVZP e.V.)