Die DentalTheke, eine Online-Labor-Netzwerkinitiative der Zahntechniker-Innung Niedersachsen-Bremen (ZINB), Hannover, veranstaltete am 25. Oktober 2019 mit einem digitalen Schaufenster sein StrategieForum 2019.
Nahezu 180 Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner der Nutzung digitaler dentaler Verfahren – Zahntechniker wie Zahnärzte – erhielten in der Landhausatmosphäre des Hotel Hennies, Isernhagen, einen umfassenden Überblick über intraorales Scannen, analog/digital-kombinierte Praxis- und Labor-Workflows sowie CAD/CAM-gestützte Design- und Fertigungstechniken. DentalTheke-Geschäftsführer ZTM Alfred Schiller, Salzgitter, und ZINB-Obermeister ZTM Frank Schollmeier, Hannover, begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und gingen kurz auf Veränderungen der dentalen Gesundheitsbranche durch digitale Verfahren und deren Werkstoffe ein. Diese positiv annehmen zu können und zu meistern, dazu sollte auch das StrategieForum beitragen.
Perspektiven für den Intraoralscanner
ZTM Carsten Müller, Leipzig, moderierte die Veranstaltung – und bat zunächst Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Gießen, auf die Bühne, der fragte: „Abformung 2020 – alles nur noch digital?“ Dass es hierauf nicht nur eine Antwort gibt, dies wurde aus seinen Ausführungen überdeutlich, in denen er die Vielschichtigkeit des Themas abbildete. Da ist zum einen die hohe zahntechnische Prothetikqualität, die aus der Kombination analoger Abformungen und modellgestützter Konstruktion sowie analoger/digitaler Fertigung entsteht – sie würde Abformungen mittels Intraoralscanner (iOS) nicht unbedingt zwingend notwendig machen.
Andererseits ergeben sich durch iOS-Anwendungen Vorteile im gesamten zahnmedizinisch-zahntechnischen Workflow. Hierzu gehören unter anderem der erhöhte Patientenkomfort, die höhere Abformgenauigkeit – die gegebenenfalls einfach und schneller wiederholbar ist, sowie das Entfallen von Arbeitsschritten, unter anderem die der Modellherstellung. Bei aller heutigen Dominanz des analogen Abformens ist für Wöstmann die Zukunft der Zahnmedizin digital.
Laborstruktur auf CAD/CAM abstimmen
Diese zahnmedizinisch fokussierten Betrachtungen wurden von ZTM Ralph Riquier, Remchingen, durch seinen Vortrag „Im Spannungsfeld zwischen Labor, Zahnarzt und Industrie“ ideal ergänzt. Riquier präsentierte digitale Möglichkeiten, sprach über Datenformate sowie Datenfluss und stellte heraus, wie wichtig eine auf CAD/CAM-Anwendungen abgestimmte Laborstruktur sei. Insbesondere hierdurch ließen sich die Potenziale der digitalen dentalen Verfahren für die zahnprothetische Fertigung aufs Beste ausschöpfen. Ist diese Struktur konzipiert, sollte man sich ansehen, welche indikationsbezogenen CAD/CAM-Verfahren benötigt werden und wie auf diese zugegriffen werden kann. Zur Auswahl stehen hierfür neben der eigenen Anschaffung entsprechender Geräte oder Systeme, ein kollegiales Netzwerken oder die (dental-) industriellen Angebote.
Modell für erfolgreiches Netzwerken
Eine Möglichkeit, die von Riquier aufgezeigten zahntechnisch-digitalen Laborverfahren in Vielfalt zu nutzen, stellte ZT Silas Feddersen, FH Osnabrück, mit seinem Vortrag „Die DentalTheke – Modell einer digitalisierten vernetzten Zahntechnik“ vor. Kurz gesagt finden in diesem Modell zahntechnische Labore zusammen, die digitale Fertigungsleistungen anbieten, und solche, die diese nachfragen. Hierdurch lassen sich laborindividuelle indikationsbezogene CAD/CAM-Anschaffungen reduzieren – wie nur auf einen Desktopscanner – und Fertigungs-Know-how sowie Fertigungskapazitäten von Kollegen wahlweise nutzen. Die DentalTheke versteht diesen Interessen-Pool als Stärkung des Zahntechnikerhandwerks – und durchaus als Alternative zu den (dental-) industriellen Dienstleistungen. Die DentalTheke Onlineplattform ist über www.dentaltheke.de zu erreichen.
Erfahrungen aus dem Laboralltag
Mit ZTM José de San José Gonzáles, Weinheim, wurde es zahnprothetisch ganz konkret. Seine beiden Vortragsfragen lauteten: „Digitaler Workflow – wie lassen sich Arbeitsabläufe in Praxis und Labor integrieren? Fiktion oder Realität – wo stehen wir?“ Seine Antworten darauf spiegelten den Praktiker wider, der die digitalen dentalen Design- und Fertigungsmöglichkeiten in seinem Laboralltag umfassend nutzt – und die Mut machen sollten, es ihm gleich zu tun. Gonzàles ist die frühzeitige Kommunikation mit Zahnarzt und Patient über die Restauration ebenso wichtig, wie deren digital-gestützte Planung, um die besprochene Arbeit vorhersagbar machen zu können. Auch warb der Referent dafür, CAM-Design und CAD-Fertigung auch bei komplexen Arbeiten zu nutzen – diese würden von den digitalen Möglichkeiten deutlich profitieren.
Scanner in Kurzpräsentationen und Workshops
Über Nutzen und Vorteile von Intraoralscannern informierten die Firmen 3Shape (Trios Move), Carestream (CS 3600), DentsplySirona (Primescan) sowie Rübeling + Klar (Organical Scan Oral) in prägnanten Kurzpräsentationen auf dem Podium sowie in jeweils vier 20 Minuten Workshops. Über alle Beiträge des StrategieForums hinaus, trugen 14 Unternehmen dentaler Dienstleistung, Herstellung und Vertrieb mit deren Repräsentanten ebenfalls zum Gelingen dieser Veranstaltung bei.
Ausführlich wird über das DentalTheke StrategieForum 2019 in einer der kommenden Ausgaben der „Quintessenz Zahntechnik“ berichtet.
Jürgen Pohling, Hamburg