Seiten: 331-349, Sprache: DeutschSaxer, Claudia M. / Quirynen, Marc / Saxer, Ulrich PeterEine Parodontitis ist eine einzigartige, in einem Biofilm getarnte Infektion, die einerseits durch verschiedene und auf unterschiedliche Art erworbene Bakterien, durch Stress, Genetik, funktionelle oder systemische Komponenten (Diabetes) oder durch Tabakkonsum verursacht wird (Marsh 2006, Chapple 2006, 2007). Diese zum Teil neuen Erkenntnisse erfordern neue Behandlungskonzepte. Die traditionelle Parodontaltherapie muss überdacht werden. Dies betrifft primär die aggressiven Parodontitisfälle, die mit der bisher praktizierten Therapie nicht zufriedenstellend behandelt werden konnten, und die Fälle, die in Zusammenhang mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem metabolischen Syndrom stehen. Das Konzept basiert auf Fachliteratur, auf langfristigen praktischen Erfahrungen in Ausbildung und Praxis und auch auf den Lehren, die aus den Irrwegen in der Parodontitisforschung und -therapie der letzten 30 Jahre gezogen wurden. Eine schwere Parodontitis sollte konzeptionell, nach einer Vorbereitungsphase in einer Sitzung und unter Einbeziehung der Partner mit dem Ziel, Sondierungstiefen von 4 mm zu erreichen, erfolgen. Mit dem neuen Konzept wird versucht, Wege aufzuzeigen, wie bekannte Unzulänglichkeiten überwunden werden könnten. Das Konzept FMD/FMT ist erprobt, lässt sich aber sicher noch weiterentwickeln; bisher fehlt eine Evidenz auf interuniversitärem Niveau. "Full-Mouth Scaling" kann nicht mit "Full-Mouth Disinfection" verglichen werden.
Schlagwörter: Full-Mouth-Disinfection-Konzept, Bakteriämieprophylaxe, Mundschleimhautdesinfektion, professionelles Deep Scaling, subgingivale Taschendesinfektion
Seiten: 351-362, Sprache: DeutschBorchard, RaphaelKonzeptreihe "Praxiskonzepte"Das Ziel eines nachhaltigen Praxiskonzepts ist der langfristige Erhalt oraler Strukturen. Neben der reinen Kau- und Sprechfunktion gewinnen insbesondere im restaurativen Bereich ästhetische Aspekte zunehmend an Bedeutung. Die Parodontologie dient hier als Fundament der roten Ästhetik: Eine konsequente Therapie pathologischer Sondierungstiefen sowie regenerative und plastische Verfahren erhalten und verbessern die Ausgangslage perioprothetischer Rehabilitationen und tragen entscheidend zum Langzeiterfolg bei. Restaurativ hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen, der zunehmend adhäsive Veneertechniken den invasiven Kronenpräparationen vorzieht.
Schlagwörter: Systematische Parodontaltherapie, Perioprothetik, plastische Parodontalchirurgie, Ästhetik, präprothetische Chirurgie, Behandlungsplanung, Praxiskonzept
Seiten: 365-374, Sprache: DeutschJordan, Rainer Andreas / Gängler, Peter / Jöhren, Hans-PeterSeit Beginn der weltweiten Verbreitung von HIV und AIDS werden auch orale Manifestationen beschrieben. Eine Auseinandersetzung mit therapeutischen Möglichkeiten bei der chronischen Parodontitis HIV-seropositiver Patienten, insbesondere unter dem Einfluss der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART), hat jedoch wissenschaftlich bisher kaum stattgefunden. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 22 Studienteilnehmer in einer HIV-1-seropositiven Testgruppe und einer HIV-seronegativen Vergleichsgruppe systematisch parodontal behandelt. Bei hoher Stabilität der hämato-immunologischen Situation und unter medikamentöser Therapie verbesserten sich die Entzündungs- und parodontalen Parameter in beiden Studiengruppen statistisch signifikant. Es wird geschlussfolgert, dass eine moderate chronische Parodontitis bei HIV-1-seropositiven Patienten unter dem Einfluss der hochaktiven antiretroviralen Therapie erfolgreich nichtchirurgisch behandelt werden kann.
Schlagwörter: CCT, HAART, HIV-Infektion, Parodontalerkrankung
Seiten: 377-386, Sprache: DeutschWeyer, Jochen / Rist, Alexandra / Gutsche, Gregor / Eger, ThomasVon der Vielzahl subgingivaler Bakterienspezies weisen einige biochemische Eigenschaften auf, die für die Pathogenese entzündlicher Parodontalerkrankungen entscheidend sind. Alle molekularbiologischen Mechanismen, die Empfänglichkeit des Wirts, die Entzündungsbereitschaft und nicht erworbene Risikofaktoren sind genetisch bestimmt. Insgesamt hat die Mehrzahl aller Parodontitiden multifaktorielle Ursachen, wobei individuell ausgeprägte Risikofaktoren als Hauptursache angenommen werden können. Die mikrobiologische Diagnostik dient im Wesentlichen zur Auswahl einer auf die vorliegende Infektion abgestimmten Antibiotikatherapie. Im Rahmen der systematischen nichtchirurgischen Parodontalbehandlung wurden 289 Patienten (261 Männer, 28 Frauen) mit aggressiver (n = 139) oder generalisierter schwerer chronischer Parodontitis (n = 150) nach mikrobiologischem Erregernachweis zusätzlich zur nichtchirurgischen Parodontaltherapie unterstützend antibiotisch behandelt. Bei 19 % einer vormals mit Aggregatibacter actinomycetemcomitans (A. a.) assoziierten aggressiven und 24 % einer chronischen Parodontitis konnte postoperativ nach mehr als sechs Monaten A. a. erneut nachgewiesen werden; in der Folge kam es zu einem klinischen Rezidiv. Bei 12 % einer vormals mit Porphyromonas gingivalis (P. g.) assoziierten aggressiven und 29 % einer chronischen Parodontitis wurden spätere A.a.-Infektionen nachgewiesen, die ebenfalls mit einem klinischen Rezidiv verbunden waren, das umgehend therapiert wurde. P.g.-Nachweise waren - unabhängig vom Antibioseschema - in der Mehrheit der Fälle innerhalb von einem Jahr wieder positiv und ohne A.a.-Nachweis zu 7 % innerhalb von fünf Jahren mit einem Parodontitisrezidiv assoziiert. Eine mikrobiologische Diagnostik erweist sich in der klinischen Praxis nur dann als sinnvoll, wenn sich aus ihr bei Vorliegen eines lokalen Parodontitisrezidivs eine therapeutische Konsequenz ergibt und eine günstige Kosten-Nutzen-Relation gewahrt bleibt. Positive Nachweise von A. a. sind in allen Untersuchungsgruppen mit klinischen Rezidiven verbunden gewesen. Eine Elimination von P. g. war mit beiden systemischen Antibiotikaschemata nur in wenigen Fällen langfristig möglich.
Schlagwörter: Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Porphyromonas gingivalis, aggressive Parodontitis, chronische Parodontitis, systemische Antibiotikatherapie
Seiten: 387-395, Sprache: DeutschPurschwitz, Regina / Wesiger, Uta / Schmidt, Hannelore / Jentsch, HolgerEine Darstellung von zehn PatientenfällenDas Ziel der Untersuchung war es, Veränderungen parodontologischer Variablen, insbesondere der Gingivadicke, des Hyperplasieindex sowie der subgingivalen Flora, nach Medikamentenwechsel von Cyclosporin A auf Tacrolimus zu bewerten. Es wurden zehn Patienten mit Gingivawucherungen in die Untersuchung einbezogen. Plaque-, Gingival- und Hyperplasieindex sowie papilläre und marginale Gingivadicke wurden unmittelbar nach der Umstellung sowie nach vier, acht und 26 Wochen gemessen. Zu Beginn und am Ende der Untersuchungen wurden die Sondierungstiefen bestimmt und subgingivale Plaqueproben mittels Polymerasekettenreaktion auf Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Tannerella forsythia, Eikenella corrodens, Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium nucleatum, Prevotella intermedia, Treponema denticola und Capnocytophagen analysiert. Signifikante Verbesserungen wurden bei der Sondierungstiefe, dem Hyperplasieindex und der papillären Gingivadicke nach acht und 26 Wochen sowie der marginalen Gingivadicke nach acht Wochen gefunden. T. forsythia war am Ende der Untersuchung in der subgingivalen Plaque signifikant reduziert. Die Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass die Medikamentenumstellung von Cyclosporin A auf Tacrolimus positive Effekte auf klinische Variablen und den subgingivalen Biofilm hat.
Schlagwörter: Gingivawucherungen, Cyclosporin A, Tacrolimus, subgingivaler Biofilm
Seiten: 397-411, Sprache: DeutschKrieger, Jörg K. / Kim, Ti-Sun / Dannewitz, Bettina / Eickholz, PeterDer vorliegende Fallbericht eines bei Behandlungsbeginn 58-jährigen Patienten schildert die Therapiemöglichkeiten bei Vorliegen einer generalisierten schweren chronischen Parodontitis und bereits eingetretenem Verlust funktionell und ästhetisch relevanter Zähne: mikrobiologische Untersuchung mit Nachweis von Aggregatibacter actinomycetemcomitans, nichtchirurgische antiinfektiöse Therapie mit unterstützender systemischer Antibiotikagabe, Reevaluation, chirurgische Elimination der Resttaschen, Lückenschluss durch enossale Implantate und unterstützende Parodontitistherapie. Prognostisch fragwürdige aber funktionstüchtige Molaren (Furkationsbeteiligung Grad III) wurden im Oberkiefer erhalten und palliativ weiterbehandelt, weil sie wesentlich zur Kaufunktion beitrugen. Aufgrund ihrer fragwürdigen Prognose kamen sie aber als Pfeilerzähne nicht in Betracht. Lücken, in denen zuvor ästhetisch und funktionell relevante Zähne vorhanden waren, wurden durch Insertion enossaler Implantate geschlossen. Bei mittelfristig möglicherweise eintretendem Verlust eines oder mehrerer Oberkiefermolaren wird eine verkürzte Zahnreihe oder durch weitere Implantate eine P
Schlagwörter: Generalisierte schwere chronische Parodontitis, Aggregatibacter actinomycetemcomitans, nichtchirurgische antiinfektiöse Therapie, unterstützende systemische Antibiotikagabe, enossale Implantate, unterstützende Parodontitistherapie
Seiten: 413-416, Sprache: DeutschEickholz, PeterTeil 2: Zahnbeweglichkeit