Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt jährlich am 7. April mit dem Weltgesundheitstag (WGT) ein globales Gesundheitsproblem in den Fokus der Öffentlichkeit. In diesem Jahr hat der Aktionstag das Motto „Building a fairer, healthier world“. Die Deutsche Leberstiftung weist anlässlich des diesjährigen Aktionstages darauf hin, dass das vermeidbare Gesundheitsproblem nicht-alkoholische Fettleber bei Kindern und Erwachsenen das Risiko für weitere schwere Lebererkrankungen und sogar Leberzellkrebs erhöhen kann.
Corona-Pandemie verschärft Ungleichheit
Einer der Gründe, am diesjährigen Weltgesundheitstag den Fokus auf das Thema „gesundheitliche Chancengleichheit“ (health equity) zu legen, ist laut WHO die Corona-Pandemie, durch die sich Ungleichheiten in vielen Bereichen noch verschärft haben. So belegen beispielsweise zahlreiche Studien, dass ein Zusammenhang zwischen Einkommen, Bildungsstand und ungesunder Ernährung besteht: Männer und Frauen aus den niedrigen Bildungs-, Berufsstatus- und Einkommensgruppen sind häufiger übergewichtig oder fettleibig (adipös) als sozial bessergestellte Menschen. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sind häufige Ursachen für die nicht-alkoholische Fettleber (NAFL), die sich entzünden kann, sodass eine nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (Steatohepatitis, NASH) entsteht. Aus der Fettleberhepatitis kann sich eine Leberfibrose (Bindegewebsvermehrung) und im weiteren Verlauf eine Leberzirrhose (Vernarbung der Leber) entwickeln. Auch Leberzellkrebs zählt zu den möglichen Folgeerkrankungen einer entzündeten Fettleber.
Gesundheits- und Ernährungskompetenz erhöhen
Bei Kindern und Jugendlichen haben diese sozioökonomischen Faktoren ebenfalls einen großen Einfluss auf das Essverhalten und damit auf die Entstehung von Übergewicht, Adipositas und nicht-alkoholischer Fettleber. Tückisch an einer Fettleber und den daraus resultierenden Lebererkrankungen ist, dass das geschädigte Organ in den meisten Fällen keine Schmerzen verursacht.
„Die nicht-alkoholische Fettleber macht sich bei Kindern wie auch bei Erwachsenen am Anfang nur in seltenen Fällen bemerkbar, doch auch ohne Krankheitssymptome ist sie ein großes Gesundheitsrisiko. Bei einer bestehenden Leberzirrhose – und auch schon bei der entzündeten Fettleber – ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht“, erklärt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und er stellt fest: „Die Corona-Pandemie zeigt uns deutlich, welche negativen Auswirkungen Übergewicht und Adipositas auf die Funktionstüchtigkeit und die Abwehrmechanismen des Körpers haben. Studien zeigen, dass Adipositas zu den bedeutenden Risikofaktoren für einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung bei Erwachsenen zählt. Es ist wünschenswert, dass zielgerichtete Konzepte für die Vermittlung von Gesundheits- und Ernährungskompetenz bei Kindern und Erwachsenen entwickelt und umsetzt werden. Sonst droht ein weiterer starker Anstieg von Fettleberentzündungen und dadurch bedingten Fällen von Leberzirrhose und Leberzellkrebs.“
Und immer wieder: Mehr Bewegung, weniger Zucker
Erste Verbesserungen könnte das „Gesundheitsversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz“ bringen, das ein „Disease-Management-Programm Adipositas“ (DMP Adipositas) beinhaltet und noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Das DMP Adipositas qualifiziert Adipositas erstmalig als Krankheit und enthält ein Maßnahmen-Programm, von dem auch Menschen profitieren, bei denen sich bereits eine NAFL entwickelt hat.
Es gibt derzeit keine Medikamente, die zur Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleberentzündung zugelassen sind. Eine Fettleber und auch eine Fettleberentzündung können sich zurückbilden, wenn die Betroffenen ihren Lebensstil konsequent ändern. Neben ausreichender Bewegung und einer verringerten Kalorienzufuhr sollte der Verzehr von Kohlenhydraten, gesättigten Fetten sowie Fruchtzucker eingeschränkt werden. Darüber hinaus empfehlen Fachärzte, bei extrem übergewichtigen Erwachsenen und Kindern die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und GGT) regelmäßig zu kontrollieren.