0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
928 Aufrufe

Darmzellen und Milchsäurebakterien schützen gemeinsam vor Candida-Infektionen

Candida albicans (gelb) bildet Hyphen auf differenzierten Darmepithelzellen (Zellkern in blau und F-Actin in lila).

(c) Raquel Alonso Roman/Leibniz-HKI

Die Anwesenheit von Probiotika wie Milchsäurebakterien verändert die Umgebung im Darm und zwingt den Hefepilz Candida albicans, seinen Stoffwechsel umzustellen, wodurch er weniger infektiös wird. So können Probiotika eine Verbreitung von Pilzinfektionen im Darm eindämmen oder verhindern. Forschende des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) haben außerdem herausgefunden, dass Darmzellen das Bakterienwachstum aktiv fördern, um sich vor dem Pilz zu schützen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden in Nature Communications veröffentlicht.

Der Hefepilz Candida albicans besiedelt natürlicherweise den menschlichen Körper, vor allem den Darm. In der Regel verursacht er dort keine Probleme, da das Immunsystem und eine gute Darmflora ihn in Schach halten. Ist jedoch das Mikrobiom im Darm aus dem Gleichgewicht geraten oder das Immunsystem stark beeinträchtigt, kann C. albicans in die Blutbahn gelangen. Das kann für immungeschwächte Menschen auf Intensivstationen lebensbedrohlich werden.

Milchsäuerbakterien brauchen Darmzellen

Forschende des Leibniz-HKI fanden nun heraus, dass die Darmzellen des Menschen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Pilzinfektionen durch C. albicans spielen. „Die Darmzellen nähren Milchsäurebakterien, die sich dadurch vermehren und dem Hefepilz wiederum Nährstoffe wegnehmen“ erklärt Erstautorin Raquel Alonso-Roman. Durch die neuen Bedingungen ist C. albicans gezwungen, den eigenen Stoffwechsel anzupassen. Dabei muss der Pilz bestimmte Eigenschaften ablegen, wodurch er weniger infektiös wird. Die Zugabe von Probiotika erzeugt im Darm ein Gleichgewicht zwischen Hefepilz, Milchsäurebakterien und dem restlichen Mikrobiom, das den gesunden Zustand wiederherstellt.

Gemeinsam mit Systembiologen des Instituts entwickelten die Forschenden Computermodelle, die vorhersagen können, wie sich die Milchsäurebakterien der Art Lactobacillus rhamnosus verhalten, wenn sie auf C. albicans treffen. „Anhand von Daten aus vorherigen Studien prognostizierten unsere Computermodelle, dass sich die Milchsäurebakterien vermehren und C. albicans entgegenwirken würden“ erläutert Mark Gresnigt, Nachwuchsgruppenleiter am Leibniz-HKI. In anschließenden Versuchen im Labor vermehrten sich die Bakterien nicht wie vorhergesagt. „Erst als wir Darmzellen hinzufügten, begannen die Milchsäurebakterien, sich zu vermehren“ so Gresnigt weiter. Gemeinsam mit der Nachwuchsgruppe von Slavena Vylkova konnten die Forschenden herausfinden, wie der Hefepilz seinen Stoffwechsel verändert, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Da im Darm nicht mehr genug Nährstoffe vorhanden sind, kommt es zu einer Anpassung in der Genaktivität von C. albicans wodurch der Hefepilz weniger infektiös wird und somit die Darmzellen nicht mehr beschädigen kann.

Originalpublikation
Alonso-Roman R, Last A, Mirhakkak MH, Sprague JL, Möller L, Großmann P, Graf K, Gratz R, Mogavero S, Vylkova S, Panagiotou G, Schäuble S, Hube B, Gresnigt MS (2022) Lactobacillus rhamnosus colonisation antagonizes Candida albicans by forcing metabolic adaptations that compromise pathogenicity. Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-022-30661-5

Die Ergebnisse dieser Forschung bilden einen wichtigen Schritt in der Bekämpfung von lebensbedrohlichen Pilzinfektionen. „Wir wollen herausfinden, wie Probiotika die Infektion bekämpfen. Mit diesem Wissen können wir möglicherweise Maßnahmen entwickeln, um das aggressive Verhalten des Pilzes zu verhindern. Das heißt, wir beeinflussen den Pilz so, wie es Probiotika tun würden, ohne sie tatsächlich zu verwenden“, erklärt Hube. Besonders bei immunsupprimierten Patienten sei es meist zu gefährlich, lebende Bakterien als Heilmittel zu verwenden.

Quelle: Leibniz HKI Bunte Welt Menschen

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
10. Apr. 2025

Ideen für eine Rohstoff-schonende Gesundheitsversorgung gesucht

DBU fördert modellhafte und innovative Leuchtturmprojekte zur Senkung des Ressourcenverbrauchs
10. Apr. 2025

Medizin: geschlechterbezogene Aspekte stärker berücksichtigen

„Gender Data Gap“ in der klinischen Forschung verringern – Bildungsministerium unterstützt mit Fördermaßnahmen
8. Apr. 2025

Green Dental Award 2025

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für Praxis und Labor
8. Apr. 2025

Konsequenzen einer Arbeitsverweigerung

RA Bredereck: Arbeitnehmer können berechtigte Gründe haben, bestimmte Aufträge nicht auszuführen
4. Apr. 2025

Statt Bakterium das Toxin hemmen

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung geht neue Wege im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
4. Apr. 2025

Oral-B verlost Tour durch das Forschungszentrum in Kronberg

Exklusive Einblicke gewinnen: Direkter Austausch mit den Expertinnen und Experten hinter den Kulissen
3. Apr. 2025

Mit Achtsamkeit aus der Stressfalle

FAU-Forschende untersuchen, was unsere Psyche damit zu tun hat, wenn herausfordernde Erlebnisse krank machen
2. Apr. 2025

Menschen helfen und vom Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen profitieren

Hinter den Kulissen des Karibik-Traums: Famulatur auf der Sehnsuchts-Insel Jamaika