0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1448 Aufrufe

Gespendete Klinikeinrichtung nach Lemberg transportiert – weitere Hilfsgüter gehen nach Haiti

Zehn LKW-Züge transportierten das verbliebene Klinikinventar nach Lemberg/Lwiw in der Ukraine.

(c) Tobias Bauer/DIANO

Es kommt immer mal vor, dass einer Hilfsorganisation das komplette Praxisinventar im Rahmen einer Spende übereignet wird. Dafür gibt es viele Anlässe, sei es, dass sich zwei Praxen zusammengeschlossen haben, oder etwa, dass der Neubesitzer eines Hauses merkt, dass das alte Praxisinventar einfach zurückgelassen wurde. Dass jedoch ein Anruf mit der Frage kommt, ob man nicht die komplette Inneneinrichtung einer Klinik haben möchte, gehört zweifelsfrei nicht zu den alltäglichen Ereignissen.

Doch genau so ging es der Hilfsorganisation DIANO (Dental International Aid Networking Organisation). Eine Kurklinik, die bereits vor Jahren geschlossen wurde, dann für einen Umbau vorgesehen war, was schließlich an der Corona-Epidemie scheiterte, soll jetzt entkernt werden – und dem stand das Mobiliar sichtlich im Weg. Die Zeit drängte, bis Weihnachten muss das Haus leer stehen, bevor es ein Investor übernimmt.

Alte Klinik als „Lost Place“

Zudem wurde das noch nicht sehr alte Gebäude immer mehr zum Ziel von zerstörungswütigen Zeitgenossen, die im Schlepptau von Lost-Places-Suchern und Geo-Cachern – für die die Klinik ein wahres Juwel in ihren Real-Live-Spielen war – ihr nächtliches Spiel treiben. Es kursieren gruslige Geschichten über nächtliche Defilees von Untoten, an denen selbstredend nichts dran ist. Nur die Spuren der Einbrüche, die man am nächsten Morgen zu sehen bekommt, sind real! Wenn man die Stories kennt und so durch die unbeleuchteten, modrig riechenden Keller läuft, kann man sich einem gewissen Schauer nicht entziehen …

Doch was macht man mit so einem doch etwas umfangreicheren Angebot? Der erste Gedanke ist, dass so eine Aufgabe von keiner zahnärztlichen Hilfsorganisation gestemmt werden kann. Es fehlt an technischem Gerät, Erfahrung und letztlich auch an bauerfahrener Manpower. Ganz zu schweigen vom Bedarf: Wozu brauchen Zahnmediziner die Ausstattung für ein Kreiskrankenhaus mit knapp 200 Betten?

Abgesagt wäre schnell, doch dafür war die Aufgabe zu sportlich. Also wurden die Netzwerke aktiviert, und die glühten wahrlich ab der ersten Minute. Kommentar einer erfahrenen Katastrophenhelferin aus NRW: „Wenn du das siehst, fällst du tot um!“

Enge Vernetzung der Hilfsorganisationen

Die fachübergreifende Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen hat gerade in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt bedingt durch Katalysator Corona, einen enormen Entwicklungsschub bekommen. Die Naturkatastrophe im Ahrtal und in Nachbarregionen hat ebenfalls geradezu nach neuen Strukturen gerufen. Es hat keine 24 Stunden gedauert, bis über das Netzwerk ziviler Krisenstab Bedarf angemeldet wurde. Die Anfrage kam aus der Ukraine: Ohne großen öffentlichen Wirbel hat sich seit Kriegsbeginn eine enge Zusammenarbeit entwickelt, die dafür sorgt, dass jede Woche 100 Tonnen Material in das kriegsgeschüttelte Land gefahren werden.

Zehn LKW-Züge nach Lemberg

Auch wenn die Klinik bereits ausgeschlachtet war, zehn LKW-Züge konnten gefüllt bis unters Dach den Weg nach Lemberg antreten. Ein gutes Dutzend Helfer machte sich daran, das komplette Inventar der Patientenzimmer, Schränke, Waschbecken, Tische, Großküche, Cafeteria und vieles mehr auf Paletten zu packen und zu verladen. Das meiste davon wäre wohl komplett in der Entsorgung gelandet. So kann vielen Familien, die ihr komplettes Habe verloren haben, geholfen werden. Eines ist sicher: Ohne Gabelstapler oder in diesem Fall Frontlader wäre die Aufgabe nicht zu bewältigen gewesen. Es klingt banal, aber bei jeder Abbauaktion lernt man die Vorzüge dieser Erfindung von neuem zu schätzen!

Großer logistischer Aufwand

Für die Helfer ist es immer wieder spannend zu sehen, welch enormer logistischer Aufwand hinter solch einer Aktion steht und welche Prozesse dabei ablaufen: Für gebrauchte Klinikeinrichtungen gibt es praktisch keinen Markt. Klinikneubauten werden kaum mit 20 Jahre alten Möbeln ausgestattet. Dementsprechend wird die komplette Ausstattung normalerweise dem ebenfalls aufwendigen Entsorgungsprozess zugeführt. Gleichzeitig ist es in Zeiten von Materialknappheit ein großes Problem, Wohnungseinrichtungen in dem Umfang, der in der Ukraine gebraucht wird, zu bekommen.

Kleiner Teil der Ausstattung geht nach Haiti

Ein kleiner Teil der Klinikausstattung wird eine noch längere Reise antreten: Untersuchungsräume und Teile des OPs werden in einen Container verladen und nach Haiti verschifft. In diesem Land ist die Lage vor Ort noch schlimmer geworden. Es war vorher schon wenig vorhanden, und das bisschen Einrichtung, das zur Verfügung stand, wird gerade in einem Bürgerkrieg vernichtet!

Ganz neue Erfahrung für Helfer aus dem Dentalbereich

Für die Helfer aus dem Dentalbereich war es auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung, die weit über den branchenüblichen Tellerrand hinausgeht Der körperliche Einsatz ersetzt viele Stunden Muskelaufbautraining (auch wenn die Fitness-Studios dies anders sehen dürften). Das Gefühl jedoch, Teil eines großen Ganzen zu sein, das wiederum aus vielen lokalen Initiativen besteht, und das bestrebt ist, die Welt ein bisschen besser und vor allem menschlicher zu machen, ist für so manchen der Ansporn, Projekte dieser Art zu unterstützen.

Tobias Bauer, Singen

 

Quelle: Quintessence News Bunte Welt Menschen Studium & Praxisstart

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
27. Nov. 2024

Sicheres Verhalten in Gewaltsituationen

Mit der Gewaltpyramide die Situation richtig einschätzen – DGUV gibt Verhaltensempfehlungen
21. Nov. 2024

Hunger ist Kopfsache

Wie Körper und Gehirn sich in Sachen Ernährung absprechen und welche Folgen das hat
20. Nov. 2024

Rauchstopp: Wenn nicht jetzt – wann dann?

BZgA informiert zum Welt-COPD-Tag am 20. November
20. Nov. 2024

Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung

Forschende der Uni Mainz und des MPI decken vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf
19. Nov. 2024

Ärzte ohne Grenzen geben bei Voco Einblicke in ihre Arbeit

Dentalhersteller spendet auch in diesem Jahr 20.000 Euro an die Hilfsorganisation
15. Nov. 2024

Dentaurum bleibt dem Standort Deutschland treu

Dentalunternehmen investiert umfassend in Standort Ispringen
13. Nov. 2024

Neuer Grippe-Impfstoff ab 2025 zur Auswahl

Zusätzliche Substanz soll Schutz bei Menschen über 60 Jahren erhöhen
12. Nov. 2024

Warum „Bäume pflanzen in der Arktis“ keine gute Idee ist

Anpflanzung von Bäumen in der Arktis könnte globale Erwärmung verschlimmern