Stehende Ovationen gab es für den diesjährigen Preisträger der Tholuck-Medaille 2018, Prof. Dr. Ulrich Schiffner, bei der diesjährigen Preisverleihung durch den Verein für Zahnhygiene e.V. (VfZ). Gewürdigt werden mit der Auszeichnung Schiffners wissenschaftliche Verdienste um eine bessere Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen, die immer von einem starken praktischen Bezug geprägt sind.
Die Erforschung der Kariesepidemiologie, Kariesätiologie und Kariesprophylaxe sowie die praktische Umsetzung in Prophylaxemodelle bei Kindern und Jugendlichen in großem Stil sind nur einige von vielen Themen, um die sich Schiffner in den vergangenen Jahrzehnten verdient gemacht hat. „Nicht zuletzt hat die Jury, welche aus ehemaligen Preisträgern besteht, ebendiese Verankerung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis im Wirken von Prof. Schiffner begeistert und überzeugt“, so Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene e.V.
Unzählige epidemiologische Untersuchungen betreut
Seit Beginn seiner Tätigkeit in den frühen 1980er-Jahren begleitete Schiffner unzählige epidemiologische Untersuchungen, wobei hierbei stets über die Deskription der Karies hinausgehend direkte Bezüge zu Präventionsmaßnahmen herausgearbeitet wurden. Zahlreiche Publikationen zu verschiedenen Aspekten der Kariesprophylaxe, die Mitgestaltung der Leitlinie zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden oder die Karieserhebungen für die Deutschen Mundgesundheitsstudien waren Teil der zahnmedizinisch-wissenschaftlichen Tätigkeit des an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf tätigen Zahnmediziners.
Die Tholuck-Medaille (Foto: VfZ)Die Tholuck-Medaille
Die Auszeichnung ist nach dem Frankfurter Obermedizinalrat Dr. Hans-Joachim Tholuck (1880 – 1972) benannt. Seit dem Jahr 1973 wird sie vom Verein für Zahnhygiene e.V. an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die zahngesundheitliche Prophylaxe verdient gemacht haben.
Größte Herausforderung ist Karies im Kleinkindalter
In seiner Preisträger-Rede ging Schiffner auf aktuelle Herausforderungen und Chancen in der Kariesprävention bei Kleinkindern ein. Die große Herausforderung sei unbestritten der nur verhaltene Rückgang der Karies im Kleinkindalter.
Als Chancen hob er folgende vier Elemente hervor:
- Das neu gestaltete U-Heft (Untersuchungsheft), bei dem ein frühzeitiger Verweis vom Kinderarzt zur zahnärztlichen Untersuchung erfolgen kann. Schiffner appellierte an alle Kolleginnen und Kollegen, die sich aus den frühen Kontakten ergebenden Chancen zu nutzen. Wichtige Inhalte der frühen Erstkontakte sollten die Motivation der Eltern zum Putzen der Kinderzähne ab dem ersten Milchzahn unter Verwendung einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta sowie das Absetzen der Saugerflasche spätestens im Alter von zwölf Monaten sein.
- Die präventive Fluoridlack-Applikation im Milchzahngebiss für Kleinkinder mit erhöhtem Kariesrisiko.
- Die Empfehlung zum Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten wurde aktualisiert. Für Kinder bis zum Alter von zwei Jahren wird jetzt die zweimal tägliche Verwendung einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid empfohlen, von der eine reiskorngroße Menge auf die Zahnbürste aufgetragen werden soll.
- Das Zähneputzen muss Teil eines präventiven Gesamtkonzepts sein. Die Reduktion des Zuckerkonsums erziele nicht nur positive Effekte auf die Karieslast, sondern auch auf andere Bereiche wie die Adipositas-Prävention.
Vermittlung und Aufklärung wichtig
Schiffner wies außerdem darauf hin, dass diese Maßnahmen allein wenig für die Verbesserung der Milchzahnkaries ausrichten können. Ein ebenso wichtiger Faktor sei die Vermittlung der Maßnahmen und die Aufklärung zum Thema Milchzahnkaries. Und hier komme auch dem Verein für Zahnhygiene eine große Bedeutung zu, der seit vielen Jahrzehnten wissenschaftliche Erkenntnisse in Aufklärungsmaterial einpflege werden und dieses dann bei den Eltern und Kindern ankomme.
Titelbild: Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Träger der Tholuck-Medaille 2018, und Dr. Christoph Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene e.V. (von links), nach der Preisverleihung in Kloster Banz. (Foto: VfZ)